Am vergangenen Wochenende erlebte Haas ein Jubiläum zum Vergessen. In Monaco ging das Team bei seinem 150. Rennen bei einem Regenpoker All-In und verlor. Unter einem Highlight versteht auch Teamchef Günther Steiner etwas anderes. Er erinnerte sich an seine Höhepunkte in 150 Grand Prix: "Was die besonderen Momente angeht, so war es sicher die Pole im letzten Jahr [durch Magnussen in Brasilien, Anm. d. Red.]. Der fünfte Rang [in der Konstrukteurs-WM, Anm. d. Red.] 2018 sticht ebenfalls heraus."

Eine Sache hingegen übertrumpft für den Südtiroler alle Platzierungen, Sensationen oder Überholmanöver. Es handelt sich dabei um eine simple Tatsache: "Heraussticht, dass wir überhaupt noch da sind. Viele neue Teams sind nicht mehr da, eigentlich keine. Wir sind das jüngste Team und immer noch da." Steiner erinnerte daran, dass die jüngere Formel-1-Historie gegen das Projekt von Besitzer Gene Haas spricht: "Als wir anfingen, wussten wir, worauf wir uns da einlassen. Dass wir noch dabei sind, ist in sich selbst eine Errungenschaft. Alle anderen, die das in den letzten 20 Jahren probiert haben, gibt es nicht mehr." HRT, Caterham, Manor und sogar ein Werksteam wie Toyota gibt es tatsächlich nicht mehr. Die letzte noch bestehende Neugründung vor Haas war 1997 Stewart, welches heute Red Bull ist.

Trotz Ferrari-Deal: Haas stolz ein echtes neues Team zu sein

Für Steiner war die Art und Weise der Entstehung des Teams im Jahre 2016 entscheidend: "Wenn wir uns mit den anderen Neueinsteigern vergleichen, dann würde ich nicht sagen, dass wir einen besseren Job gemacht haben. Wir haben es aber anders gemacht. Das wurde am Anfang kritisiert, aber es war die einzige Möglichkeit ein neues Team in Leben zu rufen." Gemeint ist damit natürlich die enge Zusammenarbeit mit Ferrari und Dallara. Noch heute sieht man die Verwandtschaft des Haas mit dem Ferrari eindeutig, etwa bei den Seitenkästen.

Dafür musste sich Haas, besonders in der erfolgreichen Saison 2018, einiges anhören. Ferrari mache die ganze Arbeit für die US-Renner, so der Tenor. Kevin Magnussen, der mehr als zwei drittel der Rennen mit dem Team absolvierte, ist dennoch stolz auf diese Herkunftsgeschichte: "Haas ist ein Team, das als wirklich neues Team in die Formel 1 gekommen ist. Sie haben kein Unternehmen gekauft. Sie haben nicht einfach eine Fabrik gekauft und all diese Dinge. Es wurde von Grund auf neu aufgebaut. Und ich denke, dass es auf eine sehr interessante Art und Weise aufgebaut wurde, anders als alle anderen Teams, und ich würde sagen, dass es ein großer Erfolg war, was Gene und Günther getan haben."

Günther Steiner und Gene Haas riefen das Team ins Leben, Foto: Sutton
Günther Steiner und Gene Haas riefen das Team ins Leben, Foto: Sutton

Steiner dankt Gene Haas: Hat es durchgezogen

Doch neben der Zusammenarbeit mit Ferrari gibt es noch einen weiteren Faktor, warum Haas noch da ist. In der schwierigsten Zeit für das Team ließ es der Gründer nicht im Sticht. "Um ehrlich zu sein liegt es vor allem am Engagement von Gene Haas selbst. 2020 war nichts in Ordnung, die Formel 1 war in einer völlig anderen Lage , als die Pandemie losging. Aber am Ende hat er an uns geglaubt und hat es durchgezogen. Darum haben wir überlebt und jemand anderes hätte das vielleicht nicht geschafft", sprach Steiner seinen Dank an den Chef aus.

Drei Jahre später scheint Haas aus dem Grid nicht mehr wegzudenken, auch wenn der 58-Jährige aus Meran immer auf der Hut ist: "Wir sind jetzt sehr stabil, seit dem letzten Jahr. Natürlich müssen wir uns immer noch verbessern. Man sollte sich seiner Sache nie zu sicher sein, denn es können immer unerwartete Dinge passieren." Das es Haas nach 150 weiteren Rennen nicht mehr geben sollte, das erscheint momentan dennoch als sehr unwahrscheinlich.