Monaco hätte das Wochenende sein sollen, an dem Ferrari Red Bull vom Thron stößt. Die Qualifying-Stärke des SF-23 optimal für das Fürstentum, die Rennpace auf dem 3,337 Kilometer langen Kurs nicht entscheidend. Stichwort: Hätte. Am Ende gab es Strafen, Strategie-Chaos, einen wütenden Carlos Sainz und einen enttäuschten Charles Leclerc. Dabei hätte alles besser werden sollen.

Ferrari: Keine Fehler, außer bei Leclerc und Norris

"Carlos war sehr direkt im Funk, aber wir haben ihm in der Garage dann alles erklärt und die strategische Entscheidung war absolut richtig", betont Fred Vasseur. "Wir mussten gegenüber Hamilton abdecken." Sainz sah das bekanntlich anders (O-Ton am Funk: "Hamilton ist mir egal. Ich war verdammt schnell!"). Danach steckte Sainz hinter Ocon fest. Vasseur bleibt bei seiner Entscheidung, auch beim zweiten Boxenstopp. "Es war eine Risikoabschätzung, kein Fehler."

Das Rennen in Monaco wurde für Ferrari zur Rutschpartie, Foto: LAT Images
Das Rennen in Monaco wurde für Ferrari zur Rutschpartie, Foto: LAT Images

Ferrari spekulierte auf ein Safety-Car oder eine rote Flagge und ging anders als Mercedes und Alpine erst in Runde 55 statt 54 an die Box, für einen Wechsel auf Intermediates. Problem: Auf dieser einen Runde verloren Carlos Sainz und Charles Leclerc extrem viel Zeit. Als Konsequenz rutschten beide Piloten auf der regennassen Strecke, und aus den Top 5.

"Wir haben Fehler gemacht, Team und Fahrer. Aber die Pace war definitiv da. Und wenn wir von Pole gestartet wären, wäre ein Sieg möglich gewesen." Der größte dieser Fehler passierte am Samstag im Qualifying, durch die Strafe von Charles Leclerc wurde es wieder nichts aus dem erhofften Heimsieg.

Vasseur: Mercedes ist schlechter als wir

"Mercedes ist hinter uns im Qualifying. Wir waren Dritter, ein Zehntel oder sogar weniger von der Pole Position entfernt. Das war kein Desaster", verteidigt der Ferrari-Teamboss vehement und sieht keine Krise bei Ferrari. Schuld an diesem Eindruck war die extrem hohe Erwartungshaltung. "Du kannst nicht sagen, dass wir im Rennen keine Pace hatten. Wir konnten sie nur aufgrund der Umstände nicht zeigen."

"Wenn es so ein Desaster wäre, wären wir nicht so nahe an Verstappen dran. Man muss in diesem Sturm einfach ruhig bleiben. Ich verstehe die Frustration der Fahrer, wenn sie direkt aus dem Auto steigen, eine halbe Stunde später sieht die Sache schon anders aus", erklärt der seit dem 28. Mai 55 Jahre alte Franzose.

Im Gegensatz zum Rennen in Miami. "Da hatten wir keine gute Pace. Aber im Qualifying in Miami kämpften wir um die Pole. Im Qualifying in Monaco kämpften wir um die Pole. Im Rennen von Monaco: Wer weiß, was hätte sein können? Nächste Woche bekommen wir hoffentlich einen besseren Blick auf unsere Pace im Rennen", so Vasseur. Gibt aber zu: "Wir waren nicht performance-mäßig, aber von den Resultaten her weit von unseren Erwartungen entfernt."

Ferrari-Sieg noch 2023? Vasseur: Natürlich!

Auf eine Runde kann der Ferrari auch in diesem Jahr mit Red Bull mithalten. "Es geht nicht ums Qualifying. Wenn uns etwas fehlt, dann ist das Konstanz: Über eine Runde, im Rennen oder von Kurve zu Kurve. Da müssen wir uns verbessern, vor allem im Rennen", so Vasseur. Zurzeit sei es vor allem für die Fahrer schwierig, das Limit zu finden. Aber: "Wir sind vom Potenzial her von der Pace noch lange nicht am Ende."

"Es ist viel einfacher, Konstanz zu finden als Potenzial, wir sind im Qualifying fast immer unter den ersten vier", schließt Fred Vasseur eine italische Nationalhymne bei einer Siegerehrung in der Formel-1-Saison 2023 nicht aus. "Sobald wir das gelöst haben, kämpfen wir um den Sieg mit. Wir wissen, wo wir uns verbessern müssen. Jeder ist zu 100 Prozent darauf fokussiert und wir bringen Updates und Lösungen. Natürlich können wir um Siege kämpfen."

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (144 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (105 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (93 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (69 Punkte)
  • 5. George Russell (50 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz Jr. (48 Punkte)
  • 7. Charles Leclerc (42 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (27 Punkte)
  • 9. Esteban Ocon (21 Punkte)
  • 10. Pierre Gasly (14 Punkte)
  • 11. Lando Norris (12 Punkte)
  • 12. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 13. Oscar Piastri (5 Punkte)
  • 14. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (249 Punkte)
  • 2. Aston Martin (120 Punkte)
  • 3. Mercedes (119 Punkte)
  • 4. Ferrari (90 Punkte)
  • 5. Alpine (35 Punkte)
  • 5. McLaren (17 Punkte)
  • 7. Haas (8 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (2 Punkte)
  • 10. Williams (1 Punkt)