Die Formel-1-Saison 2023 stand für Alpine bis dato unter keinem guten Stern. Nur 14 Punkte sammelten die Franzosen in den ersten fünf Rennen. Dazu gesellten sich eine teaminterne Kollision, Motorschäden und eine Menge Pech. Die Folge: Öffentliche Kritik von Alpine-CEO Laurent Rossi und zusätzlicher Druck für das Team. Doch ausgerechnet im Fürstentum von Monaco sollte der Knoten platzen. Unter schwierigen Bedingungen und unter Druck von Rekordweltmeister Lewis Hamilton behielt das Duo aus Team und Esteban Ocon die Nerven.
Von Regen-Chaos, einem Formel-1-Podium und Sprachlosigkeit
"Es ist schon ein bisschen her. Ich bin sprachlos", erinnert sich Ocon an seinen letzten Ausflug auf das Podest in der Königsklasse. Wir schreiben den ersten August des Jahres 2021. Esteban Ocon gewinnt sein erstes Formel-1-Rennen und feiert den Erfolg mit Teamkollege Fernando Alonso, der Lewis Hamilton rundenlang hinter sich hält und dem Franzosen so den Sieg ermöglicht.
Was damals noch nicht klar war: Die gute Beziehung zwischen den beiden feiernden Alpine-Teamkollegen sollte nicht von langer Dauer sein. Am Ende der nächsten Saison wechselte Alonso sichtlich befreit zu Aston Martin. Ocons Podium-Flaute sollte erst knappe zwei Jahre nach dem einstigen Erfolg beendet werden - der Ort des Geschehens sollte diesmal Monaco sein. Ebenfalls Gast auf dem Podium? Ausgerechnet wieder Fernando Alonso.
Das Formel-1-Déjà-vu kam allerdings sowohl für das Team als auch den Franzosen überraschend. "Wenn man uns vor dem Wochenende erzählt hätte, dass wir in den Top-10 sein würden, wären wir glücklich gewesen, denn das würde für uns ein starkes Wochenende bedeuten", erklärt Ocon. Bisher verlief die Alpine-Saison mit nur 14 Punkten alles andere als optimal. Beim 50. Rennen des Teamgeschichte konnten die Blauen mit 21 Zählern auf einen Schlag mehr als das doppelte der aktuellen Punkteausbeute einfahren. "Aber wir sind nicht nur in den Top-10, nicht nur in den Top-5, sondern auf dem Podium!"
Neben Esteban Ocon trug auch Pierre Gasly zu dieser Ausbeute bei. Mit Platz sieben teilte der zweite Alpine die beiden Ferrari-Fahrer und sammelte sechs Zähler. "Beide Fahrer waren heute großartig, beide sind sauber gefahren, die Boxenstopps waren super, insgesamt einfach ein super Job", feiert auch Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer die Leistung seiner Piloten, deren Alpine in Monaco deutlich schneller wirkte als noch in den vergangenen Rennen.
"Von der ersten Session an habe ich mich gut im Auto gefühlt und hatte Vertrauen. Ich war näher am Limit als sonst in Monaco, das hat mir ermöglicht, so weit vorne zu starten - und das ist in Monaco normalerweise schon 90 Prozent der Miete", freut sich der Franzose über die Fortschritte am Auto. Durch die im späteren Verlauf des Rennens nassen Bedingungen war allerdings selbst mit der guten Startposition wohl für deutlich weniger als 90 Prozent des späteren Erfolges gesorgt.
"Bis zur letzten Runde hat Lewis mich gepusht, er war auf dem nassen Teil der Strecke schneller, ich auf dem trockenen", beschreibt Ocon das späte Renngeschehen. In der letzten Phase des Rennens mussten die Teams aufgrund einsetzenden Regens auf Intermediate-Reifen wechseln.
Ocon verlor zunächst einen Platz an Mercedes-Pilot George Russell - der schoss sich durch einen Verbremser in Mirabeau allerdings selbst ins Aus. Für den Rest des Rennens verteidigte sich der 26-Jährige souverän gegen einen von hinten anstürmenden Rekordsieger der Königsklasse.
Klare Antwort auf Formel-1-Kritik
Nach den vergangenen Wochen dürfte dieser Erfolg ein besonderes Balsam auf die Alpine-Seele sein. Nach dem schwachen Saisonstart übte Alpine-CEO Laurent Rossi öffentlichen Druck auf das Team aus - und das ohne Absprache. "Nicht akzeptabel" seien die Leistungen des Formel-1-Teams.
"Wir werden nicht aufhören, daran zu glauben und hoffentlich ist es das erste von vielen Podien", findet jedenfalls Esteban Ocon. Der Franzose erstickte die Kritik mit dem ersten Podestplatz des Teams seit dem Formel-1-Grand Prix in Katar 2021 vorerst im Keim.
Um die scharfe Stimme des CEOs jedoch auch dauerhaft verstummen zu lassen, bedarf es wohl konstanter Leistungen auf diesem Niveau. "Wir werden nächstes Wochenende sehen, ob das jetzt die Wende ist", zeigt sich der Franzose zwar vorsichtig, aber: "Es ist hier charakteristisch eine sehr spezielle Strecke, aber das Auto hat sich sehr viel lebendiger angefühlt und ich hatte deutlich mehr Vertrauen. Ich hoffe natürlich, dass das der Start eines Aufwärtstrends ist, aber wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben."
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle
- 1. Max Verstappen (144 Punkte)
- 2. Sergio Pérez (105 Punkte)
- 3. Fernando Alonso (93 Punkte)
- 4. Lewis Hamilton (69 Punkte)
- 5. George Russell (50 Punkte)
- 5. Carlos Sainz Jr. (48 Punkte)
- 7. Charles Leclerc (42 Punkte)
- 8. Lance Stroll (27 Punkte)
- 9. Esteban Ocon (21 Punkte)
- 10. Pierre Gasly (14 Punkte)
- 11. Lando Norris (12 Punkte)
- 12. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
- 13. Oscar Piastri (5 Punkte)
- 14. Valtteri Bottas (4 Punkte)
- 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
- 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
- 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
- 18. Alexander Albon (1 Punkt)
- 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
- 20. Nyck de Vries (0 Punkte)
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle
- 1. Red Bull (249 Punkte)
- 2. Aston Martin (120 Punkte)
- 3. Mercedes (119 Punkte)
- 4. Ferrari (90 Punkte)
- 5. Alpine (35 Punkte)
- 5. McLaren (17 Punkte)
- 7. Haas (8 Punkte)
- 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
- 9. AlphaTauri (2 Punkte)
- 10. Williams (1 Punkt)
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