Das Formel-1-Rennen in Miami verspricht nach dem Qualifying mehr Spannung als man vor dem Rennwochenende annehmen konnte. Ein Unfall von Charles Leclerc in der heißen Phase von Q3 sorgte für eine wild durchgewürfelte Startaufstellung. Die unberechenbare Strecke und die ebenso unberechenbaren Wetterverhältnisse tragen ihr übriges zu einer spannenden Ausgangslage bei. Dazu kommt noch der Alonso-Faktor: Kann er heute im Rennen um den Sieg kämpfen?

1. - S wie Startaufstellung

Max Verstappen ist bekannt für seine teils wahnwitzigen Aufholjagden in der Formel 1. Und in Miami muss er eine weitere leisten, falls er sicherstellen will, die WM-Führung nicht an Sergio Perez zu verlieren. Denn Verstappen startet nur aus der neunten Position, während Perez von der Pole aus ins Rennen geht. Fernando Alonso startet neben dem Mexikaner aus der ersten Startreihe. Es ist also bis dahin dieselbe Ausgangslage, wie wir sie so schon beim Formel-1-GP in Saudi-Arabien erlebten.

Startplatz 3 belegt Carlos Sainz, der zwar auch nicht von einem perfekten Qualifying sprach, aber im Gegensatz zu seinem Teamkollege immerhin eine brauchbare Runde in Q3 durchziehen konnte. Neben ihm geht mit Kevin Magnussen schon der erste Sensationsmann ins Rennen. Pierre Gasly und George Russell fahren aus der dritten Reihe los. Gemessen an der Mercedes-Pace an diesem Wochenende eine eher glückliche Startposition für den Briten.

P7 belegt Crash-Pilot Charles Leclerc vor Esteban Ocon und eben Max Verstappen, während Valtteri Bottas von P10 startet. Dahinter gehen Alexander Albon und Nico Hülkenberg ins Rennen, der genauso wie Lewis Hamilton (P13) zu den großen Verlierern von Q2 zählte. Guanyu Zhou und Nyck De Vries runden die Top-15 ab. Die letzten Startpositionen belegen Lando Norris, Yuki Tsunoda, Lance Stroll, Oscar Piastri und Logan Sargeant.

2. - S wie Start

Nur 200 Meter Distanz trennen Perez auf Startplatz 1 von der ersten Kurve. Doch dieser erste Rechtsknick könnte schon entscheidend für den Nachmittag des Red-Bull-Piloten sein. Wenn er auf Platz 1 aus der Kurve kommt, kann er die Pace diktieren und eine Lücke zu Max Verstappen aufbauen. Wenn er jedoch im Verkehr steckt, besteht die akute Gefahr, dass Verstappen flott zu ihm aufschließt.

Das ist nämlich die zweite Frage: Wie viele Positionen kann Verstappen am Start gutmachen? Neben der Ideallinie findet sich in Miami kaum Grip, die DRS-Zonen sind kürzer als noch vor einer Saison. Überholen könnte also auch für den Red Bull schwieriger werden als gewöhnlich. Umso wichtiger wäre es für den Weltmeister, schon in Runde 1 Plätze abgreifen zu können.

3. - S wie Sonne oder Regen?

Das Wetter ist an der Atlantik-Küste Floridas immer ein gewisser Risikofaktor. Die Vorhersage für das Miami-Wochenende lässt nach dem trockenen Freitag und Samstag auch auf einen Sonntag mit kaum Wetterkapriolen schließen. Doch ganz so sicher sind sich die Meteorologen für das Rennen nicht. Denn für den ganzen Tag wird die Regenwahrscheinlichkeit mit 29 Prozent beziffert.

Aller Voraussicht nach bleibt es also trocken, aber den einen oder anderen Schauer kann man nicht ausschließen und ein kurzer Guss könnte ja bereits ausreichen, um das Formel-1-Rennen auf dem Miami International Autodrome auf den Kopf zu stellen.

4. - S wie Streckenbelag

Wir brauchen aber eigentlich keinen Regen um so etwas wie Regenverhältnisse auf dem 5,1-Kilometer langen Kurs rund um das Hard Rock Stadium zu erleben. Die Formel-1-Fahrer betonten in den letzten Tagen gebetsmühlenartig, dass sich die Strecke wie eine Regenpiste anfühle. Bedeutet: Es gibt eine einzige Ideallinie, auf der die Grip-Verhältnisse um Welten besser sind als auf dem restlichen Asphaltband.

Die Formel-1-Strecke in Miami wurde für den GP 2023 neu asphaltiert, Foto: LAT Images
Die Formel-1-Strecke in Miami wurde für den GP 2023 neu asphaltiert, Foto: LAT Images

Daneben wird es schnell rutschig, wie zahlreiche Piloten - allen voran Charles Leclerc und Nico Hülkenberg - auf die harte Tour lernen mussten. Die Strecke wurde für den Grand Prix 2023 neu asphaltiert. Im Vorjahr machte eine eigentümliche Asphaltmischung Probleme, da sich Asphaltkörner aus dem Belag lösten. Der neue Asphalt, dessen Ausbringung vom in der Formel 1 berühmten Architekturbüro Tilke überwacht wurde, ist eigentlich so etwas wie eine Standard-Ausführung in der Königsklasse.

5. - S wie Scuderia-Pace

Max Verstappen dominierte das Geschehen für den Großteil des Rennwochenendes. Jedenfalls bis ihn eine verpatzte erste Q3-Runde und später der Leclerc-Crash aus dem Spiel nahmen. Sergio Perez konnte die Pace seines Teamkollegen zwar nie mitgehen, hat aber den Vorteil der besten Startposition auf seiner Seite. Wird es nur ein reines Red-Bull-Duell?

Die große Unbekannte sind die beiden Ferraris. In den Trainings stachen sowohl Leclerc als auch Sainz Perez beinahe durchgängig aus - wenn auch eher knapp. Im Renntrimm konnte Ferrari für den Großteil dieser Saison nicht mit den Bullen mithalten und auch Aston Martin war in der Regel schneller. Ein Eingreifen in den Kampf um den Sieg wird unter normalen Umständen also schwer.

Aber für die Aufholjagd von Verstappen könnte es einen großen Unterschied machen, wie viel Gegenwehr die beiden Ferraris leisten können. Dasselbe gilt natürlich auch für die Pace von Aston Martin, Alpine und Haas. Vor allem Alonso könnte für Verstappen ein harter Brocken werden.

6. - S wie Strategie

Wie schon in Baku gehen auch in Miami eigentlich alle von einer 1-Stopp-Strategie aus. Die Soft-Reifen befinden sich bei den heißen Temperaturen im Autodrom rund um das Football-Stadion aber wohl seltener auf dem Strategie-Notizbuch der Teams. Pirelli kalkuliert, dass ein 1-Stopper mit dem Start auf Hard und einem Wechsel auf Medium zwischen Runde 12 und 20 die beste Herangehensweise ist.

Wie immer könnten aber Teams weiter hinten zocken und doch auf zwei Stopps setzen. Dann empfiehlt der Reifenhersteller einen Gummiwechsel vom Medium-Startreifen auf Hards zwischen Runde 10 und 16 und einen Wechsel auf Softs zwischen Runde 35 und 43. Doch das ist natürlich nur die blanke Theorie. Das Wetter, die Streckenposition und nicht zuletzt mögliche Safety Cars könnten diese ganzen Kalkulationen schnell über den Haufen werfen.

7. - S wie Sieger

Ein Sieg ist in der Formel 1 immer 25 Punkte wert. Doch moralisch könnte ein Erfolg in Miami sich für Max Verstappen gleich doppelt süß anfühlen. Nach mehreren Rückschlägen zuerst in Baku und jetzt im Miami-Qualifying wäre ein Triumph über seinen Teamkollegen im bislang engen WM-Kampf wohl besonders wertvoll.

Eigentlich wie aus dem nichts hält Sergio Perez alle Trümpfe in der Hand. Denn wirklich wohl fühlte sich der Mexikaner in seinem Red Bull am gesamten Wochenende nicht. Aus dieser Ausgangslage muss man von einem WM-Kandidat im besten Auto aber erwarten können, dass er den Sieg holt. Der Druck ist also enorm.

Zu guter Letzt darf man auch Fernando Alonso nicht vergessen. Aston Martin hatte auch nicht das einfachste Wochenende bis zum Qualifying. Dort passte die Chemie zwischen Alonso und dem AMR23 wieder: Die Balance im Auto war gut und Longrun-Pace hat das Team aus Silverstone normalerweise auch. Man darf ihn also nicht ganz abschreiben. Was würde es Passenderes für die Alonso-Auferstehung in dieser Saison geben, als einen Sieg fünf Tage bevor sich sein letzter Grand-Prix-Erfolg zum zehnten Mal jährt? Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Miami gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Miami 2023: Der Zeitplan

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan.