Nach 18 Jahren als alleiniger Teamboss von Toro Rosso bzw. AlphaTauri tritt Franz Tost mit Ende der Formel-1-Saison 2023 zurück. Zwei Siege, fünf Podien und mit Sebastian Vettel und Max Verstappen zwei Serienweltmeister in spe später, ist es Zeit zu gehen. Das hinterlassene Erbe des Österreichers.

AlphaTauri: Tost raus, Mekies zurück

"Es war meine Entscheidung", betonte Franz Tost in Aserbaidschan nochmals. Schon vor zwei Jahren hat er mit dem Gedanken gespielt und seinen möglichen Rücktritt mit Dietrich Mateschitz besprochen. "Als ich jünger war, habe ich mir immer gesagt: Wenn ich jemals in einer Führungsposition bin, will ich den Platz nicht besetzen, sondern an jüngere, cleverere und motiviertere Leute übergeben."

Der am 20. Januar 67 gewordene Tiroler sieht nun einen guten Zeitpunkt zu gehen. "Jetzt gehe ich auf die 70 zu, und es ist Zeit, Abschied zu nehmen", so Tost. Mit Mekies und Bayer hätte das Team eine fantastische Lösung für seine Nachfolge gefunden. Aber: "Es waren andere Leute auf der Liste", verrät der gewohnt ehrliche Teamboss.

Laurent Mekies kehrt zu seinen Anfängen zurück, 2003 bis 2014 war der Ferrari-Sportdirektor schon beim Team aus Faenza. "Ich habe vor fünf, sechs, sieben Jahren gewitzelt: 'Laurent, du musst jetzt zu einem anderen Team gehen, um etwas Neues zu lernen, dann kommst du zurück.' Jetzt ist er zurück."

Tost: Werde meine Nachfolger nicht kontrollieren

Geplant ist, dass Tost vorerst in einer beratenden Funktion agieren wird. Keinesfalls werde er aber bei allen Rennen vor Ort sein. "Ich bin keiner, der hinter Peter und Laurent steht und schaut, was sie machen. Sie wissen, was sie tun und brauchen mich nicht", meint er. "Es war immer meine Intention, neue Leute und Ideen hineinzubringen." Und: "Ich bin überzeugt, sie können es viel besser als ich. Deshalb ist es besser, wenn ich meine Klappe halte."

Eine Doppelspitze macht bei der hohen Belastung der Formel 1 Sinn. "Sie sind viel schlauer als ich: Ich habe 24 Stunden gearbeitet, sie teilen es in 12 Stunden pro Person auf", scherzt der Noch-Teamboss. Eine Person kann sich auf die Technik konzentrieren, die andere auf Organisation, Marketing und Zukunftspläne. "Wäre die Kombination aus Peter und Laurent 2022 dagewesen, hätte ich da schon aufgehört."

Für Laurent Mekies geht es nach fast 10 Jahren zurück nach Faenza, Foto: Sutton
Für Laurent Mekies geht es nach fast 10 Jahren zurück nach Faenza, Foto: Sutton

Franz Tost: Härte und Unfälle nötig für Erfolg in der Formel 1

Die späteren Weltmeister Max Verstappen und Sebastian Vettel gingen durch die harte Schule von Franz Tost in Faenza, und mit Daniel Ricciardo, Carlos Sainz und Pierre Gasly weitere Rennsieger der Formel 1. "Ich mag das Wort stolz nicht, es gibt keinen Grund, auf etwas Stolz zu sein", dementiert Tost. Er sei nur dem Anruf von Dietrich Mateschitz gefolgt. "Du gehst jetzt nach Italien", so laut Legende der Wortlaut Mateschitz'.

Nach dem anfänglichen Schock über die schlechte Infrastruktur in Faenza gelangt es Schritt für Schritt, eine funktionierende Organisation aufzubauen. "Das Team hat einen tollen Job gemacht, auch bei der Erziehung der Fahrer. Das ist viel mehr Arbeit, als die Leute denken." Unzählige Stunden seien die Renningenieure damals mit den Rookies zusammengesessen und hätten Daten analysiert.

"Ich sage immer: Es gibt eine Lernphase und eine Crashphase. Wenn die Fahrer keine Unfälle bauen, wissen sie nicht, wo ihr Limit liegt", erklärt Franz Tost seine Herangehensweise. "Sonst funktioniert das nicht. Kein Fahrer bleibt unfallfrei."

Nicht einmal die Red-Bull-Wunderkinder Vettel und Verstappen: "Ich kann mich noch erinnern, Sebastian Vettel kam anfangs oft mit einem gebrochenen Frontflügel zurück", so Tost. Drei Jahre würde die Lernschule in der Formel 1 dauern, erst danach sei ein Fahrer bereit, um Siege mitkämpfen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Pierre Gasly gelang 2020 in Monza der zweite Sieg für das Team, Foto: Red Bull Content Pool
Pierre Gasly gelang 2020 in Monza der zweite Sieg für das Team, Foto: Red Bull Content Pool

"Formel 1 ist viel schwieriger als die Leute denken: Nicht nur vom Fahrerischen her, auch die Pressearbeit. Du musst die Balance halten, damit du nicht von den Interviews zu müde zum Rennfahren bist", erklärt Tost. Vor allem das erste Jahr vergehe wie im Flug, dann beginnt langsam der Verstehensprozess von Reifen und Aerodynamik.

"Mit Rookies kannst du kein Rennen gewinnen, und wir hatten manchmal zwei. Sieh dir die Topteams an: Sie sind fahrerisch und technisch so stark." Eine Rückkehr zur Arbeit mit jungen Fahrern will der Tiroler nicht ganz ausschließen, jetzt steht aber erst einmal eine Pause fest.

Abschiedsgeschenk für Tost: AlphaTauri nicht Letzter

Pensionspläne: Skifahren. "Ich habe als Kind immer an Skirennen teilgenommen. Jetzt hatte ich 20-30 Jahre nie Zeit zu gehen, in den letzten Jahren nicht einmal mehr einen Tag", erzählt der Österreicher. "Ich habe auch andere Geschäfte, um die ich mich kümmern muss." Außerdem steht ein Umzug an: Es geht zurück nach Österreich, nach Innsbruck und Wien. "Das sind meine Lieblingsstädte."

"Ich werde die Formel 1 vermissen. Ich liebe die Formel 1 und werde viele Leute vermissen. Nicht alle, aber ich habe ein paar gute Freunde gefunden", verrät Franz Tost. Als guten Abschluss würde er sich wünschen, dass AlphaTauri konstant mindestens um Punkte mitfährt. "Und das Jahr in einer akzeptablen Position der Konstrukteurs-WM beenden: Unter den Top-Sieben."

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

Diese Wochenenden finden im Sprint-Format statt