Mit der Saison 2023 endet bei AlphaTauri eine Ära: Wie der Formel-1-Rennstall am Mittwoch vor Baku bekanntgab, wird Franz Tost nach dem letzten Grand Prix in Abu Dhabi als Teamchef zurücktreten. Seine Nachfolge treten Laurent Mekies und Peter Bayer in einer Doppelspitze an. Mekies wird Teamchef, Bayer Geschäftsführer. Tost bleibt dem Rennstall als Berater erhalten.

In Faenza findet damit eine Zeitenwende statt. Seit der Übernahme des Minardi-Teams durch Red Bull leitet Franz Tost die Geschicke als Teamchef. Bereits 2006 wurde aus Minardi Toro Rosso, 2020 gab es das Rebranding zu Red Bulls Modemarke AlphaTauri. Tost ist damit nach Red-Bull-Kollege Christian Horner der aktuell dienstälteste Formel-1-Teamchef.

Die neue Struktur soll dem Team laut Presseaussendung 'langfristig Stabilität und Kontinuität' sichern. Der Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hatte für Fragezeichen über die Zukunft von AlphaTauri gesorgt. Anfang des Jahres hatte es Gerüchte über einen Verkauf des Teams gegeben, die allerdings vehement dementiert wurden.

Wann genau Laurent Mekies zu AlphaTauri kommt, steht noch nicht fest. Der Franzose arbeitet noch als Sportdirektor bei Ferrari. Seine Formel-1-Karriere begann er als Motoren-Ingenieur 2001 bei Asiatech, schon 2003 wechselte er nach Faenza zu Minardi, wo er bis Ende 2014 blieb. Bei Toro Rosso hatte er sich bis zum Chef-Performance-Ingenieur hochgearbeitet, ehe er zur FIA wechselte. 2018 wechselte er die Fronten wieder und arbeitet seither bei Ferrari.

Peter Bayer - links - und Laurent Mekies - rechts - werden Franz Tost beerben, Foto: LAT Images
Peter Bayer - links - und Laurent Mekies - rechts - werden Franz Tost beerben, Foto: LAT Images

Während sich Mekies um das Tagesgeschäft und um das Rennteam in Faenza kümmert, wird Peter Bayer als Geschäftsführer eine strategische Position einnehmen. Der Österreicher war von 2017 bis 2022 Generalsekretär Sport bei der FIA. Weil er zuletzt in einer Doppelfunktion für Formel 1 und FIA arbeitete, fiel er dem Machtkampf zwischen der Sporthoheit und dem Kommerziellen Rechteinhaber zum Opfer. Bayer und Mekies sollen sich als Führungs-Duo die Verantwortung an der Spitze teilen.

Red-Bull-Boss: Tost hinterlässt Lücke für zwei

"Ich will mich bei Franz Tost für seine harte Arbeit bei AlphaTauri und Toro Rosso über die letzten 18 Jahre bedanken. In dieser ganzen Zeit war Franz von einer einzelnen Vision getrieben: Der Jagd nach immer mehr Performance von Auto und Fahrer. Seine Leitung hat zu herausragenden Siegen und zur Entwicklung einiger der größten Talente überhaupt in der Formel 1 geführt. Ihn nach seinem Rücktritt zu ersetzen war nicht einfach und deshalb wurde die Managementstruktur des Teams neu definiert", erklärt der neue Red-Bull-Boss Oliver Mintzlaff.

"Ich möchte mich zunächst bei Dietrich Mateschitz bedanken, der mir die unglaubliche Gelegenheit gegeben hat, die letzten 18 Jahre Teamchef von Toro Rosso und AlphaTauri gewesen zu sein", so Tost. "Es war ein wahres Privileg, das Team so eine lange Zeit zu führen und es war eine große Freude, mit so vielen motivierten und qualifizierten Menschen zu arbeiten, die meine Leidenschaft für die Formel 1 teilen. Mit 67 Jahren ist es an der Zeit, Platz zu machen."

Franz Tost und Sebastian Vettel feiern den Sieg in Monza 2008, Dietrich Mateschitz im Hintergrund, Foto: Sutton
Franz Tost und Sebastian Vettel feiern den Sieg in Monza 2008, Dietrich Mateschitz im Hintergrund, Foto: Sutton

Meilensteine Tosts Faenza-Karriere waren Sebastian Vettels Sieg in Monza 2008 und der Sieg von Pierre Gasly an gleicher Stelle 2020. Neben der Leitung des Rennteams kümmerte sich Tost auch um die Ausbildung der Red-Bull-Junioren auf Formel-1-Niveau. Mit Max Verstappen, Carlos Sainz, Pierre Gasly, Yuki Tsunoda, Nyck de Vries und Alexander Albon fuhren bereits sieben der aktuell 20 Formel-1-Piloten unter Franz Tost. Mit Sebastian Vettel und Max Verstappen haben bereits zwei mehrfache Weltmeister die Schule des Franz Tost durchlaufen.

"Ich weiß, dass Peter und ich auf seinen Input und seinen Ratschlag angewiesen sein werden", zeigt sich Nachfolger Laurent Mekies demütig. Mindestens ein Jahr noch wird Tost dem Team als Berater zur Seite stehen.

Bayer und Mekies sollen AlphaTauri auf die Beine helfen

Nach teilweise erfolgreichen Saisons in der Vergangenheit befindet sich AlphaTauri seit 2022 sportlich im Niemandsland. Die vergangene Saison beendete man als Vorletzter. Nach drei Rennen in der aktuellen Saison steht das Team mit lediglich einem Punkt erneut auf Platz neun der Konstrukteursweltmeisterschaft.

"AlphaTauri hat alle Zutaten, die dafür nötig sind, in Zukunft größeren Erfolg zu haben", kündigt Mekies an. "Im Tandem mit Peter freue ich mich darauf, das zu schaffen." Als ein Baustein zum Erfolg gilt die technische Kooperation mit Red Bull. Die beiden Rennställe sollen in Zukunft wieder mehr Synergien nutzen.