Die Formel 1 beendet ihre ungeplante Frühlingspause 2023 mit dem Rennen in Baku. Fast vier Wochen trennen die Königsklasse vom letzten GP in Australien. Viel Zeit um zu entwickeln, viel Zeit um Boden gutzumachen, aber auch viel Zeit um Wunden zu lecken. Auf welche Teams müssen wir in der Hauptstadt Aserbaidschans besonders achten und wie wird sich das neue Wochenend-Format beim ersten Sprint der Formel-1-Saison 2023 auswirken? Motorsport-Magazin.com analysiert die wichtigsten Brennpunkte vor dem vierten Saisonrennen.

Brennpunkt 1: Der neue Sprint

Zunächst einmal geht das F1-Wochenende in Baku im Sprint-Format über die Bühne. Und das ist gleich in mehrerlei Hinsicht eine Premiere. Nicht nur ist es der erste Sprint in Aserbaidschan, es ist überhaupt der erste auf einer Stadtstrecke. Und dazu wird er noch in einem erneuerten Format durchgeführt.

Der Sprint ist in Baku nämlich nicht der Ausgangspunkt für die Startaufstellung am Rennsonntag, sondern bildet ein vollkommen eigenes Event mit einem eigenen Qualifying. Das Sprint-Shootout ersetzt am Samstagvormittag das irrelevante zweite Freie Training. Das eigentliche Qualifying am Freitag wird für die Startaufstellung am Sonntag herangezogen. Wenn wir schon bei Premieren sind: Es ist damit das erste Mal, dass zwei voneinander unabhängige Qualifyings an einem Wochenende ausgefahren werden.

Alle Infos zum neuen Sprint-Format findet ihr hier.

Dabei stellen sich vor allem zwei Fragen. Erstens: Welche Teams und Fahrer kommen mit dem deutlich kürzeren Qualifying am Samstag am Besten zurecht? Und zweitens: Wie viel mehr Risiko gehen die Formel-1-Fahrer ein, wenn sie im Sprint "nur" um Punkte fahren und nicht mehr die Startposition für den Rennsonntag auf dem Spiel steht? Fragen über Fragen. Erst am Samstag werden wir erste Antworten darauf haben.

Brennpunkt 2: Personalrochade bei Mercedes

Mercedes hat die Frühlingspause für eine eingehende Analyse genutzt. Gemäß der Direktive von Toto Wolff, dass man aus Fehlern am meisten lernt, wurde die Postenverteilung unter die Lupe genommen - und es kam prompt zu Veränderungen. Die prominenteste Neubesetzung ist im eigentlichen Sinne gar keine. James Allison kehrt auf den Posten als Mercedes-Technikdirektor zurück. Eine Position, welche er schon bis 2020 innehatte.

Für Mike Elliott geht es dafür einen Schritt in den Hintergrund, er besetzt von nun an die Rolle als Chief Technical Officer. Auch in der zweiten Reihe tat sich etwas: Chefdesigner John Owen wurden einige organisatorische Aufgaben abgenommen. Er erhält mehr Unterstützung vom neuen Engineering Director Giacomo Tortora. In Baku können Teamboss Toto Wolff und Co. erstmals Stellung dazu nehmen, was diese ganzen Rollenwechsel für eine Bedeutung haben und was Brackley sich davon erhofft.

Sportlich geht es bei den schwarzen Silberpfeilen darum zu beweisen, ob die starke Australien-Pace nur ein einmaliger Ausreißer war, der durch die ungewöhnlichen Temperaturen in Melbourne zustande kam, oder ob der W14 auch auf einer Strecke mit gänzlich anderen Charakteristiken wie Baku brillieren kann.

Brennpunkt 3: Mekies vor Ferrari-Abschied

Nicht nur bei Mercedes hat sich personell in der vierwöchigen Pause einiges getan. Bei Ferrari scheinen sich die Gerüchte rund um Laurent Mekies betätigt zu haben. Der Ferrari-Renndirektor steht vor einem Abgang aus Maranello und könnte schon bald bei seinem alten Arbeitgeber AlphaTauri (damals noch Toro Rosso) eine neue Wirkungsstätte finden.

Das brisante daran ist: Teamchef Frederic Vasseur gab sich noch im März überzeugt davon, dass die Teamführung unverändert bleiben wird. "Wenn wir über Schlüsselpositionen sprechen, dann denke ich, dass es da nichts geben wird", sagte er nur wenige Tage nachdem der Abschied von Konzeptionschef David Sanchez bekanntgegeben wurde. Dass nur etwas mehr als einen Monat später mit Mekies die Nummer zwei sich auch aus Maranello verabschiedet, passt da natürlich überhaupt nicht ins Bild.

Brennpunkt 4: Rennfreie Zeit ist Upgrade-Zeit

Vier Wochen Pause inmitten einer Formel-1-Saison ist eine Seltenheit, die es ansonsten eigentlich nur in der traditionellen Sommerpause im August gibt. Im Unterschied zum August, wo die rennfreie Zeit mit einem zweiwöchigen Shutdown in den Fabriken einhergeht, konnte im April voll entwickelt werden.

Eine Reihe an Teams kündigten bereits an, Upgrades an den Baku City Circuit zu bringen. Dazu zählen McLaren, Aston Martin, Alpine und Alfa Romeo. Obwohl viel Zeit zur Entwicklung vorhanden ist, bremsen aber die meisten Teams die Erwartungen. McLaren will etwa die angekündigte B-Spec-Version ihres Boliden erst in den Sommermonaten einführen. Der Grund für die Upgrade-Bremse: Durch die Budgetgrenze sind den Formel-1-Herstellern natürliche Grenzen gesetzt, in denen sich die Entwicklungen bewegen müssen.

Die interessanteste Veränderung ist bei Alpine zu erwarten. Das Team aus Enstone kündigte einen neuen Unterboden an. Gespannt kann man auch bei Mercedes sein, die "kontinuierliche Upgrades in den nächsten Rennen" versprechen. Ob der erste Schritt zu dem geplanten Konzeptwechsel schon in Baku kommt, bleibt noch abzuwarten.

Brennpunkt 5: Was kann Alpine?

Alpine ist nach dem dramatischen Ende des Australien-GPs um Wiedergutmachung bemüht. Die Pace des A523 war in Melbourne - aber auch in den Rennen zuvor - deutlich besser als jene der Mittelfeld-Konkurrenz. Die Ergebnisse des französischen Teams sind im Verhältnis dazu mehr als bescheiden. Der Doppelcrash im Albert Park Circuit war nur die Spitze des Eisbergs.

In der Konstrukteurs-Wertung liegt das Team rund um Otmar Szafnauer nur auf der sechsten Position - also hinter McLaren. Dennoch orientiert man sich an Spitzenteams, wobei das umfangreiche Baku-Upgrade helfen soll. "Ich denke wir können gegen sie kämpfen", kündigte Teamboss Szafnauer im Vergleich zu Mercedes an. Um tatsächlich aufschließen zu können, müssen Alpine und seine Fahrer erst einmal ein problemfreies Wochenende hinbekommen - etwas, das ihnen bei zwei von drei bisher gefahrenen GPs gründlich misslang.

Formel 1 Baku 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    11:30 Uhr - 12:30 Uhr: Freies Training
    15:00 Uhr - 16:00 Uhr: Qualifying für den Grand Prix
  • Samstag:
    10:30 Uhr - 11:14 Uhr: Sprint Shootout
    15:30 Uhr: Sprint
  • Sonntag:
    13:00 Uhr: Rennen (51 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan