Dr. Helmut Marko feiert heute seinen 80. Geburtstag. Der Formel 1 hat der Österreicher inzwischen seinen Stempel aufgedrückt, auch wenn er nach einem tragischen Unfall selbst nie die erhofften Erfolge hatte feiern können. Sein Vermächtnis sind dennoch WM-Titel in Massen - dank seiner kühnen Jagd auf die Stars von morgen, bei der er mit Sebastian Vettel und Max Verstappen nicht weniger als zwei Weltmeister entdeckt hat.

Helmut Marko: So kam er zu Red Bull

Bis heute ist Marko bei Red Bull die erste Ansprechstation, was den Motorsport, und damit auch die Formel 1 angeht. In den 1980ern hatte der Jurist einst im Motorsport-Management begonnen und sein eigenes Team RSM-Marko aufgezogen, mit dem er bald auch in den Nachwuchsklassen Erfolge feiern konnte.

Marko und Mateschitz 2010, Foto: Sutton
Marko und Mateschitz 2010, Foto: Sutton

Eines Tages traf er in einem seiner Hotels - Markos zweites Standbein neben dem Sport - den Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Die beiden fanden über die gemeinsame Leidenschaft Rennsport zusammen. "In meiner Jugend bin ich am Alpl [Bergpass in Österreich, Anm.] Bergrennen gefahren, er war Zuschauer", erinnerte sich Marko 2019 gegenüber Motorsport-Magazin.com zurück. "Die Motorsportaffinität war vorhanden."

Nachdem Red Bull in den 1990ern abhob, kamen Marko und Mateschitz auf geschäftlicher Ebene zusammen, erst als Sponsor von Markos Team: "Irgendwann haben wir uns zusammengesetzt und uns gefragt, wie man da im Motorsport was Vernünftiges machen kann. Damals war schon das Unterstützen der Jugend bei ihm vorhanden. Und so ist nach einem Sponsoring von meinem Team das Red Bull Junior Team entstanden."

Sebastian Vettel: Vom ersten Fahrer zum ersten Weltmeister

Sebastian Vettel war damals ein heißer Kandidat. 1998 hatte er erstes Sponsoring von Red Bull bekommen. Nach anhaltenden Erfolgen traf er sich 2001 erstmals mit Marko. "Er war ja auch der so ziemlich erste Fahrer im Juniorteam", erzählte Marko. "Ich glaube, mit 24.12. oder so bekam er seinen ersten Vertrag."

2013 feierten Marko und Vettel den vierten gemeinsamen WM-Titel, Foto: Red Bull
2013 feierten Marko und Vettel den vierten gemeinsamen WM-Titel, Foto: Red Bull

An Vettel wurde schnell sichtbar, was Marko von einem Rennfahrer erwartete: "Was mir bei ihm am meisten aufgefallen ist gegenüber anderen - der hat glaube ich einmal 18 von 20 Rennen gewonnen und war unzufrieden. Die anderen haben zwar auch Meisterschaften gewonnen, aber waren mit sich und der Welt mehr als zufrieden und haben sich ein gutes Leben gegönnt. Vettel hat immer weiter an Details gearbeitet."

Max Verstappen: Red Bulls ultimatives Formel-1-Projekt

Auf der Suche nach dem nächsten Talent - womöglich Vettels Nachfolger - rotierten zahlreiche Fahrer durch Red Bulls Kader. Dann stach einer heraus. Schon im Kart fiel Max Verstappen auf. Wie üblich bemühte sich Red Bull vorerst noch nicht um ihn. Auch, weil Marko Junioren oft erst nach dem Kart wirklich an Land ziehen will.

Verstappen und Marko nach dem ersten gemeinsamen Titel 2021 in Abu Dhabi, Foto: Red Bull
Verstappen und Marko nach dem ersten gemeinsamen Titel 2021 in Abu Dhabi, Foto: Red Bull

Senkrechtstarter Verstappen sprang vom Kart fast direkt in die Formel 3. Damit kam die Marko-Einladung, und von der Intensität, dem Selbstvertrauen und mit seinem glasklaren Ziel Formel 1 war Marko beeindruckt: "Normalerweise spreche ich mit so einem jungen Fahrer 20 bis 30 Minuten maximal. Mit ihm waren es fast zwei Stunden." Der Grundstein war gelegt, aber auch die Konkurrenz schnüffelte herum. Mercedes schickte sich an, mit Marko und Red Bull in einen Kampf um das Supertalent einzutreten.

Marko, nach dem ersten Treffen bereits nahe der Überzeugung, sah dann Verstappen dabei zu, wie er bei einem wechselhaften Formel-3-Rennen auf dem Norisring die Konkurrenz deklassierte. Er konnte nicht mehr warten: "Am nächsten Tag in der Früh habe ich Jos [Verstappen, Max' Vater] angerufen und gesagt, alle unsere Gespräche sind hinfällig. Wir gehen mit Max in die Formel 1."

Marko & Red Bulls Formel-1-Imperium

Vettel war der erste, Verstappen war das große Risiko. Direktbeförderung, noch vor dem 18. Geburtstag. Das Endresultat ist bekannt. Eine große Rolle dabei spielt das Formel-1-Imperium, das Marko und Mateschitz gemeinsam aufgebaut haben. Auf die Nachwuchsförderung folgte mit Red Bull 2005 das erste Formel-1-Team. Dann griff man auch noch zu, als die Hinterbänklermannschaft Minardi kurz darauf verkauft wurde, und machte aus ihr mit Toro Rosso lange sogar ein dezidiertes Juniorteam.

Marko und Verstappen gemeinsam auf dem Podium, Foto: LAT Images
Marko und Verstappen gemeinsam auf dem Podium, Foto: LAT Images

"Es war dann klar: Der Fahrer muss Potenzial haben, Grands Prix zu gewinnen, dann ist er der richtige Mann", so lautete die von Marko ausgegebene Devise. Leistung zählt ultimativ. Marko ist bekannt dafür, schonungslose Urteile zu fällen. Viele seiner Fahrer, angefangen bei Vettel und Verstappen, heben aber hervor: Das ist stets hart, aber fair. Viele der späteren Sieger schätzen das direkte Feedback.

Letztendlich gibt Markos Erfolg ihm auch Recht. Nicht nur, dass über Red Bulls Nachwuchsprogramm zahlreiche Piloten in die Formel 1 kamen, und zwei Weltmeister dabei waren. Mit Daniel Ricciardo, Carlos Sainz und Pierre Gasly stehen drei weitere Piloten aus dem Programm 2023 in der Startaufstellung, die bereits GP-Siege gefeiert haben. Dazu kommen Yuki Tsunoda und Alex Albon, und Nyck de Vries stammt zwar nicht aus dem Förderprogramm, sitzt aber im AlphaTauri-Cockpit. Sechs von 20 Piloten im aktuellen Feld kamen also durch Red Bull zu ihrem ersten F1-Cockpit.