Guanyu Zhou gewann bei den ersten drei Formel-1-Rennen 2023 die Oberhand im Hause Alfa Romeo. Obwohl er vor dem Grand Prix von Aserbaidschan an diesem Wochenende in der Tabelle noch hinter Valtteri Bottas rangiert, hat er das Momentum auf seiner Seite. In seiner Rookiesaison konnte er dem Grand-Prix-Sieger und ehemaligen Mercedes-Fahrer nur selten gefährlich werden, doch mittlerweile hat sich Zhou etabliert. Der Chinese strotzt vor Selbstbewusstsein, legt den Fokus aber trotzdem nicht auf das teaminterne Machtgefüge.
"Es zeigt, dass sich mein Selbstvertrauen gesteigert hat und auch die Erfahrung, die ich in der vergangenen Saison gewonnen haben", so Zhou, der im chaotischen Finish von Melbourne als Neunter seine ersten WM-Zähler in der laufenden Saison eroberte. Den Teamkollegen hatte er in Australien schon das zweite Mal in Folge im Qualifying besiegt, nachdem er sich beim Auftakt in Bahrain um drei Hundertstelsekunden geschlagen geben musste.
Im Schnitt liegt Zhou am Samstag knapp eine Zehntel vor Bottas. Der wiederum hatte in der Wüste mit einem achten Platz in der Gesamtwertung vorgelegt. "Zwischen uns ist es nach wie vor sehr eng, was eine gute Sache ist", erklärt der 23-Jährige aus Shanghai. Im Vorjahr unterlag er nach Punkten mit 49:6, im Qualifying mit 14:8. In der zweiten Saisonhälfte holte Bottas allerdings nur ein Punkteresultat mehr.
"Ich habe meine Rookiesaison dazu genutzt, sicherzustellen, dass ich jetzt bereit bin und meine Stärken und Schwächen kenne", so Zhou, der die positive Formkurve bis dato nahtlos fortzusetzen scheint. "Es gibt immer noch viel zu lernen, es ist schließlich nur mein zweites Jahr. Aber ich gehe das Wochenende nun anders an und bin viel effizienter und schneller auf Pace. Es ist ein Schritt vorwärts, denn ich muss jetzt nicht mehr das dritte Training abwarten, um die Zeiten meines Teamkollegen zu fahren."
Von dieser Konstellation soll aber nicht nur die eigene Reputation profitieren, welche momentan einen beträchtlichen Boost erfährt. "Wir treiben uns gegenseitig an und wir können damit gute Daten von beiden Fahrern liefern, also ist es für die Arbeit des Teams im Hintergrund positiv. Unser Fokus liegt hauptsächlich darauf, die Performance des Autos zusammen zu verbessern und hoffentlich die Lücke nach vorne etwas zu schließen", so Zhou.
Alfa Romeo auf dem Update-Holzweg
Etwas, das vor vier Wochen in Melbourne gründlich misslang. Ein Frontflügel-Update wurde im Qualifying mit den Startplätzen 17 und 19 für ihn und Bottas zum Rohrkrepierer. "Die Priorität war in diesem einen Monat, eine Lösung zu finden und das in Ordnung zu bringen", erklärt der Chinese. In Baku gibt es einen neuen Heckflügel, welcher die große Schwäche des C43 kurieren soll.
"Uns fehlt auf den Geraden die Geschwindigkeit. In den Kurven sind wir sehr gut dabei und haben jetzt ein paar Änderungen vorgenommen. Der neue Heckflügel wird uns hoffentlich auf den Geraden näher an die Konkurrenz heranbringen", so Zhou. Sowohl er als auch Bottas zeigten sich vom neuen Frontflügel zunächst begeistert. Nach dem ersten Feedback war die Enttäuschung über die Performance umso größer.
"Ich bin mir sicher, dass wir dieses Mal deutlich mehr herausbekommen, als es in Melbourne der Fall war. Dieser Samstag war für das Team wirklich sehr hart", erklärt Zhou. "Abgesehen davon sind wir Fahrer mit der Balance sehr zufrieden. Der Topspeed ist die eine Sache, die wir in den Griff bekommen müssen. Wenn wir das schaffen, sind wir auf einem besseren Level. Dieses Jahr ist auch die Fertigungszeit sehr wichtig. In Melbourne neue Teile für beide Autos zu haben, war auch ein Schritt in die richtige Richtung. Das war vergangenes Jahr nicht möglich."
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