Es war der Aufreger der zweiten Saisonhälfte 2022. Red Bull war sportlich auf dem Weg zum souveränen Titelgewinn, aber ihr Triumphzug stand in Frage. Das Team hatte 2021, also im Jahr der Entwicklung des 2022er Autos, die Budgetobergrenze überschritten. Zunächst dementierte Milton Keynes vehement, doch dann gestand man die Schuld mit einem sogenannten ABA (Accepted Breach Agreement) ein, um harten Sanktionen vorzukommen. Die Strafe fiel doppelt aus: Zum einen musste das Weltmeisterteam 7,5 Millionen US-Dollar blechen, zum anderen wurden 10% der Windkanalzeiten für 2023 gestrichen.
Während die Geldstrafe nicht unter die Budgetobergrenze fällt und von einem Team wie Red Bull aus der Portokasse gezahlt werden kann, wurde über die sportlichen Auswirkungen der Windkanalstrafe deutlich mehr diskutiert. Ferrari-Boss Fred Vasseur hat dazu eine klare Meinung. "Die Strafe war sehr gering. Wenn du überlegst, dass du dich pro Saison vermutlich um eine Sekunde verbesserst, und du bekommst eine Strafe von 10% [Windkanalzeit, Anm. d. Red.], dann ist das eine Zehntel", rechnet der Franzose vor.
Doch laut dem 54-Jährigen ist die Auswirkung vermutlich sogar noch geringer: "Sie haben gute Arbeit geleistet, aber ich bin trotzdem überzeugt, dass die Strafe sehr milde war. Man muss die Entwicklungsrate während der Saison ansehen. Es sind nur 10% und der Prozess, Performance zu finden, ist nicht linear. Das, was du dir [an Budget, Anm. d. Red.] durch weniger Windkanalbetrieb sparst, kannst du dann woanders ausgeben, beispielsweise für Gewichtsreduzierung. Ich bin also nicht überzeugt, dass der Effekt recht groß ist."
Vasseur: Zu milde Red-Bull-Strafe keine Ausrede für Ferrari
Red Bulls Vorsprung scheint momentan auch mit ihrem Nachteil in der Entwicklungszeit im Windkanal kaum aufholbar. Der RB19 zeigte sich bei allen drei bisherigen Grand Prix dominant, nur mit der Zuverlässigkeit gab es kleinere Probleme. Vasseur will Ferraris Rückstand auf das Überauto der Saison deswegen nicht auf Red Bulls Regelverstoß schieben: "Sie hatten einen Vorteil zu Beginn der Saison, weil sie im Vorjahr mehr ausgegeben haben. Ich möchte dennoch nicht behaupten, dass sie keine gute Arbeit geleistet haben, denn ehrlicherweise haben sie einen großartigen Job mit ihrem Auto gemacht. Ich suche also keine Ausreden [für Ferrari, Anm. d. Red.]. Aber wenn sie mich fragen, ob die Strafe zu mild ist, dann sage ich: Ja."
Über Vasseurs Aussagen hinaus hat Ferrari aber im Gegensatz zur Sainz-Strafe in Australien noch keine offiziellen Schritte gegen die Red-Bull-Strafe angekündigt. Trotzdem wird die aktuelle Dominanz der Bullen vermutlich nicht nur bei Ferrari die Frage aufwerfen, ob zukünftige Budget-Cap-Verstöße deutlich härter sanktioniert werden sollten. Für die Scuderia wird diese Frage zunächst aber wohl ein Nebenschauplatz bleiben, denn der Fokus wird auf der eigenen Leistung liegen. Ferrari erlebt mit gerade einmal 26 Zählern aus den ersten drei Rennen den schlechtesten Saisonstart seit 2009. Neben Red Bull liegen auch Aston Martin und Mercedes deutlich vor ihnen in der WM-Wertung und das ohne Bruch des Kostendeckels.
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle
- 1. Max Verstappen (69 Punkte)
- 2. Sergio Perez (54 Punkte)
- 3. Fernando Alonso (45 Punkte)
- 4. Lewis Hamilton 38 Punkte)
- 5. Carlos Sainz (20 Punkte)
- 6. Lance Stroll (20 Punkte)
- 7. George Russell (18 Punkte)
- 8. Lando Norris (8 Punkte)
- 9. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
- 10. Charles Leclerc (6 Punkte)
- 11. Valtteri Bottas (4 Punkte)
- 12. Esteban Ocon (4 Punkte)
- 13. Oscar Piastri (4 Punkte)
- 14. Pierre Gasly (4 Punkte)
- 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
- 16. Yuki Tsunoda (1 Punkt)
- 17. Kevin Magnussen (1 Punkt)
- 18. Alexander Albon (1 Punkt)
- 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
- 20. Nyck de Vries (0 Punkte)
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle
- 1. Red Bull (123 Punkte)
- 2. Aston Martin (65 Punkte)
- 3. Mercedes (56 Punkte)
- 4. Ferrari (26 Punkte)
- 5. McLaren (12 Punkte)
- 6. Alpine (8 Punkte)
- 7. Haas (7 Punkt)
- 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
- 9. AlphaTauri (1 Punkt)
- 10. Williams (1 Punkt)
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