Lance Stroll kam beim Formel-1-Rennen in Australien mit gleich zwei blauen Augen davon. Turn drei des Albert Park Circuit in Melbourne wurde für ihn beim dritten Grand Prix der Saison zur Schicksalskurve. Am Start überstand er dort eine Kollision mit Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Beim chaotischen Restart kurz vor der Zielflagge schmiss er im Kampf gegen Carlos Sainz fast seinen Sonntag weg. Der Aston-Martin-Fahrer war nach Platz vier hinter Teamkollege Fernando Alonso mehr als erleichtert.

"Nach dem Ausmaß an Trauer und Enttäuschung habe ich die Ziellinie sehr glücklich über das Resultat überquert", so Stroll, der während der letzten Unterbrechung zusammen mit Alonso um sein Ergebnis zittern musste. Als Kevin Magnussen vier Runden vor Schluss verunfallte und die vorletzte rote Flagge des Rennens auslöste, waren beide als Dritter und Sechster in einer hervorragenden Position gewesen.

Der Restart für zwei Runden wurde für sie zum Desaster. Alonso wurde von Sainz gedreht und Stroll rauschte im Zweikampf mit dem Spanier an Kurve drei vorbei, geradewegs ins Kiesbett. "Ich war ziemlich am Boden, in Kurve drei ein paar Runden vor Schluss. Mir hat auf der Bremse das rechte Vorderrad blockiert, als ich mich gegen Carlos verteidigte und ich dachte, ich hätte gerade ein Podium weggeworfen. Danach hätte ich sicher keinen Schlaf gefunden", erklärte der Kanadier.

Stroll mit Kurve drei und Ferrari auf Kriegsfuß

Das gesamte Rennen über brauchten die Aston-Martin-Fahrer lange, um die Reifen ins Temperaturfenster zu bekommen. Gegen Rennende war die Asphalttemperatur von 32 Grad Celsius am Start auf etwa 27 Grad Celsius in der späten Nachmittagssonne gesunken. "Die Reifen waren einfach eiskalt. Ich habe das schon am Ausgang von Kurve zwei gemerkt, als ich auf dem Gas einen riesigen Rutscher hatte", so Stroll.

Im Zweikampf gegen Sainz fehlte schlichtweg der Grip. "Ich war innen auf dem dreckigen Teil der Rennstrecke und sobald ich die Bremse berührte, blieb das rechte Vorderrad einfach stehen und da gab es kein Halten mehr", sagte der 25-Jährige, der dabei unweigerlich an das unrühmliche Qualifying-Aus von Sergio Perez denken musste: "Ich hatte Glück, da wieder herauszukommen. Ich habe gesehen, wie Checo sich dort festfuhr. Wir hatten Glück, das Auto wieder an die Box zu bekommen."

Um ein Haar wäre sein Rennen schon in Runde eins an dieser Stelle vorbei gewesen. Zwischen Alonso und Leclerc eingeklemmt, kam es zum Kontakt mit dem Ferrari-Fahrer, der daraufhin ins Kiesbett segelte und aussteigen musste. Der zerknirschte Monegasse wertete die Szene als Rennunfall, was Stroll positiv aufnahm. "Das ist sehr nett von ihm, dafür gebe ich ihm ein Bier aus", scherzte er. "Aber nein, es war wirklich ein Rennzwischenfall. Die Strecke ist da sehr eng, ich war in der Mitte und bewegte mich nicht, dann kam es zum Kontakt. Es war unglücklich für ihn und ich hatte Glück, dabei keinen Schaden zu erleiden."

Hängepartie zum Schluss war überflüssig

Nach seinem Schreckmoment mit Sainz mussten er und Alonso lange warten, bis die Rennleitung entschied, wie das Rennen beendet und gewertet wird. In Folge des chaotischen Restarts waren sie ans Ende des Feldes auf die Positionen elf und zwölf zurückgefallen. Die Offiziellen entschieden jedoch, die Reihenfolge von vor dem Restart wiederherzustellen. Alonso war wieder Dritter und Stroll rückte durch den Ausfall von Pierre Gasly einen Platz auf. Eine 5-Sekunden-Strafe für Sainz, welche dieser für seine Kollision mit Alonso erhielt, bescherte Stroll schlussendlich Platz vier.

"Sie hätten das auch beenden können, bevor wir diese letzte Runde fahren. Für die Fans wäre es sicher cool gewesen, wenn wir noch eine Runde im Renntempo fahren, aber so läuft es manchmal", so Stroll, der sich eine Überarbeitung des Reglements mit extra Runden für ein Finish unter grüner Flagge vorstellen kann: "Das sind vielleicht Dinge, die wir für die Zukunft überdenken sollten. Es ist für die Zuschauer zuhause cool, einen Restart zu haben."