Seit 20. Februar ist James Vowles Teamchef bei Williams. Von den einstigen Weltmeister-Glanzzeiten ist Williams weit entfernt, 2022 wurde das Team aus Grove letzter in der Konstrukteurswertung. Abgeschlagen mit nur acht Punkten. Grund: Fehlende Investitionen, schwierige Umstände und andere Probleme. Ein Umbruch musste her: Logan Sargeant ersetzte Nicholas Latifi, James Vowles kam von Mercedes.

Vowles: Williams hat Leidenschaft, aber keine Struktur

"Williams hatte in den letzten 15 Jahren eine schwere Zeit", bedauert Neo-Teamchef James Vowles. Mit neun Weltmeistertiteln hat Williams sogar einen mehr als Vowles' Ex-Team Mercedes. In der nahen Vergangenheit fand sich das Team aus Grove allerdings meist im Tabellenkeller der Formel 1 wieder. "Aber ich sehe immer noch die gleiche Leidenschaft, egal auf welcher Position im Grid wir sind."

2023 ist ein Jahr des Übergangs für das Formel-1-Urgestein Williams, Foto: LAT Images
2023 ist ein Jahr des Übergangs für das Formel-1-Urgestein Williams, Foto: LAT Images

Als erste Aufgabe sortierte der neue Boss die Baustellen des Teams. "Aufgrund der vielen Veränderungen haben wir derzeit keine richtige Struktur im Team. Das hat für mich oberste Priorität: Eine ordentliche Struktur mit einem technischen Direktor und einem Aerodynamik-Chef", meint Vowles. "Du brauchst das, um weiterzukommen."

Williams funktioniert auch ohne technischen Direktor

Mit Jost Capito verabschiedete sich auch dessen mitgebrachter technische Direktor Francois-Xavier Demaison und Aerodynamik-Chef David Wheater. Ersatz hat Vowles noch keinen gefunden. "In diesem Moment haben wir ein Auto auf der Strecke, das Williams ohne einen technischen Direktor gebaut hat", lässt sich Vowles davon nicht stressen. "Es geht nicht darum, schnell eine Notlösung zu finden, sondern langfristig die richtige Person zu finden."

"Darüber hinaus muss ich verstehen, in welcher Lage sich Williams derzeit befindet", erklärt der Neo-Teamchef. "Ich hatte das große Glück in einem Team zu sein, wo Probleme immer direkt behoben wurden. Wir hatten alles, was man sich nur vorstellen konnte." Diesen Luxus hat Williams nicht.

Williams vs. Mercedes: Zwei Formel-1-Welten

Der Vergleich Mercedes-Williams hinkt gewaltig, nicht nur aufgrund der Infrastruktur und den finanziellen Möglichkeiten. "Da gibt es einen starken Kontrast", meint Vowles. Aber: "Ein Team ist mehr als ein Windkanal und eine Maschinenhalle. Es ist eine Kultur. Das ist ein Element, das ich mit zur Party bringen kann."

"Dieses Jahr werden wir das Budget-Cap einhalten", verspricht der Williams-Teamchef. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen: "Wenn du ein Anliegen hast, musst du überlegen: Wie kann ich für das bezahlen, was ich brauche?" 2022 musste Williams aufgrund der verpassten Deadline für die Einreichung der Jahresdokumentation 25.000 US-Dollar Strafe bezahlen.

In seiner Zeit bei Mercedes gewann James Vowles acht Konstrukteursmeisterschaften, Foto: LAT Images
In seiner Zeit bei Mercedes gewann James Vowles acht Konstrukteursmeisterschaften, Foto: LAT Images

Vowles' Job als Formel-1-Teamchef: Presse statt Autos

An seine Rolle als Teamchef und die unterschiedlichen Aufgabenbereiche muss sich Vowles erst gewöhnen. "Ich verbringe jetzt enorm weniger Zeit mit dem Auto, dafür viel mehr mit Sponsoren und der Presse", erzählt der Brite. "Aber das ist nicht unbedingt schlecht, sondern auch ein toller Aspekt meiner Arbeit." Für beides reiche seine Zeit leider nicht aus.

"Ich muss mich jetzt mit einigen der besten Leuten messen, die alle sehr gut in dem sind, was sie machen. Und schon lange in dieser Position etabliert sind", streut Vowles seiner Konkurrenz Rosen. Tipps von Toto Wolff für politische Spielchen hätte er keine bekommen. Kein Problem für seinen ehemaligen Chefstrategen: "Natürlich habe ich viel zu lernen, aber ich freue mich auf die Herausforderung und habe mich darauf viele Jahre vorbereitet."

Ein erster Silberstreif lässt sich beim Wintertest in Bahrain bereits erkennen. "Es gab positive Kommentare im Vergleich zum Vorjahres-Auto", freut sich James Vowles. Natürlich mit dem obligatorischen Nachsatz, dass es viel zu früh für Vorhersagen ist. "2023 haben wir das Auto, das wir eben haben. Aber wir stellen sicher, dass wir die Fundamente schaffen, damit wir 2024, 2025 und 2026 besser sein werden."

Formel 1 Testfahrten 2023: Der Zeitplan

  • Donnerstag, 23. Februar:
    08:00 Uhr - 12:15 Uhr
    13:15 Uhr - 17:30 Uhr
  • Freitag, 24. Februar:
    08:00 Uhr - 12:15 Uhr
    13:15 Uhr - 17:30 Uhr
  • Samstag, 25. Februar:
    08:00 Uhr - 12:15 Uhr
    13:15 Uhr - 17:30 Uhr