Haas ist mit Standort in den USA das amerikanische Team in der Formel 1. Trotz Ferrari-Motoren und Fabrik in Dallara. Andrettis Interesse an einem Einstieg in die Königsklasse des Motorsports könnte dieses Alleinstellungsmerkmal bedrohen. Aber nicht nur deswegen ist Günther Steiner gegen ein elftes Team in der Formel 1. Kein Nutzen, sondern nur Nachteile.
Neuer Traumberuf: Teambesitzer in der Formel 1
"Vor fünf Jahren hast du ein Formel-1-Team fast geschenkt bekommen", erinnert sich Günther Steiner im Interview mit 'Sky'. "Jetzt will auf einmal jeder ein Team besitzen! Sehr viele Leute wollen einfach auf der derzeitigen Erfolgswelle der Formel 1 reiten." Die Formel 1 boomt: Unter anderem dank Netflix, spannenden Rennen und der Budgetobergrenze. Früher verloren Teams Geld in der Formel 1, jetzt ist es ein lukratives Geschäft.
Andretti kündigte gemeinsam mit General Motors Interesse an einem Einstieg an. Unter dem Deckmantel eines Herstellers: Die Motoren sollen zwar von Renault kommen, aber mit Technik aus Amerika. Keineswegs sei die Automarke nur als Aufkleber vorhanden (wie bei Alfa Romeo). "GM hat seinen Stolz, die wollen sich nicht einfach irgendwo dranhängen, sondern selbst Technik einbringen", dementiert Mario Andretti. Ziel: Es als 'All-American Team' in die Formel 1 schaffen, mit Colton Herta als Wunsch-Pilot.
Steiner: Kein Bedarf an neuen Formel-1-Teams
"Die zehn Teams, die wir jetzt haben sind alle finanziell stabil und gut aufgestellt. Es herrschen gute Bedingungen, niemand hat Probleme", meint Günther Steiner hingegen. "Wenn jetzt ein elftes Team kommt und die Wirtschaft einbricht oder sonst irgendwas, wird wieder ums Überleben gekämpft."
Damit hat Haas Erfahrungen. 2016 in die Formel 1 gekommen, hat der von Gene Haas finanzierte Rennstall immer wieder mit dem Überleben auf dem Grid gekämpft. Nach der Uralkali-Saga scheinen mit neuem Hauptsponsor MoneyGram die Gehälter gesichert: Jetzt operiert Haas ebenfalls am Budget-Cap. Aber: "Wir erfüllen alle Kriterien", ist sich Michael Andretti sicher. Vor allem jetzt mit der Partnerschaft mit General Motors und Cadillac.
Andretti: Der lange Weg zum neuen Formel-1-Team
Ein Neueinsteiger braucht die Zustimmung aller anderen Teams, des kommerziellen Rechteinhabers und der FIA. Zusätzlich 200 Millionen US-Dollar Eintrittsgeld. Laut Andretti zählen bislang nur McLaren und Alpine zu ihren Alliierten. Auch die FIA rund um Ex-Präsident Mohammed Ben Sulayem ist (war) ein Befürworter. Logik: Neuzugänge machen den Sport krisenfester.
Bestehende Teams denken da anders, befürchtet wird eine geringere Gewinnausschüttung. Denn: Mehr Teams bringen nicht zwangsläufig mehr Geld. Stattdessen könnte der bestehende Geldreigen auf mehr Teilnehmer aufgeteilt werden. Neben Günther Steiner meldete auch schon Toto Wolff Zweifel am Mehrwert von zusätzlichen Formel-1-Teams an. "Die Formel 1 floriert, weil wir zehn Teams haben, jedes mit einer anderen DNA", meinte der Mercedes-Teamchef. Seit Bekanntgabe der GM-Partnerschaft ist Wolff allerdings etwas milder gestimmt.
"Es ist nichts Persönliches gegen Andretti oder Cadillac", gibt Christian Horner bei 'Auto Motor und Sport' zu. "Es ist einfach Betriebswirtschaftslehre." Bei Geld hört der Spaß auf. "Die entscheidende Frage ist: Wer zahlt das? Wenn die Teams zur Kasse gebeten werden, wird das zum Problem." Auch Formel-1-Chef Stefano Domenicali ist nicht unbedingt Fan von Andretti: "Ehrlicherweise sehe ich persönlich keine Notwendigkeit für mehr Teams in der Formel 1."
Günther Steiner: Mehr Teams, mehr Risiko
Seit 2. Februar läuft der offizielle Bewerbungsprozess für Neueinsteiger in der Formel 1. Mit Audi war der erste Neuling fix: Nicht als eigenes Team, sondern als Werkspartner bei Sauber. Ford ist als Motorenpartner von Red Bull ebenfalls fix. Bis 2025 sind theoretisch zwölf Teams erlaubt, ab 2026 sogar mehr. Andrettis Plan sieht einen Einstieg 2025 vor. Vorausgesetzt, die Streitwogen glätten sich.
"Warum sollte man dieses Risiko eingehen, wenn es keinerlei Vorteile hat? Ein elftes Team, wem nützt das?", fragt Steiner. Natürlich sei das nicht seine Entscheidung, sondern die der FOM und FIA. "Aber im Moment bringt es für die Teams keinerlei Vorteile. Nur Risiko." Und einen Konkurrenten mehr, vor allem im boomenden US-Markt. Nicht nur für Günther Steiners Haas-Team.
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