Die Formel 1 boomt, und deshalb will der Automobil-Weltverband FIA auch beim Starterfeld Wachstum sehen. Präsident Mohammed Ben Sulayem hatte es vor wenigen Wochen angekündigt, jetzt startet es offiziell: Seit dem 2. Februar können interessierte Teams in einen Bewerbungs-Prozess eintreten.
Das bedeutet noch nicht, dass ein Anwachsen der Formel 1 auf elf oder gar mehr Teams fix ist. Die FIA stellt in ihrer Ankündigung klar, dass jede Bewerbung auf Herz und Nieren geprüft wird. Strikte Kriterien in den Bereichen Technik, Finanzen und Nachhaltigkeit müssen erfüllt werden.
Interessen gibt es jedenfalls einige. Der US-Amerikaner Michael Andretti hat zusammen mit der GM-Marke Cadillac auch öffentlich bereits seinen Willen bekundet, den Prozess anstoßen zu wollen.
FIA stellt Kernanforderungen an neue Formel-1-Teams
- Ausreichende Technische Fähigkeiten & Ressourcen
- Ausreichendes Start-Budget
- Nachweis finanzieller Stabilität darüber hinaus (Businessplan für 5 Jahre)
- Ausreichende Erfahrung (Personal, Technik, Anlagen usw. im Motorsport oder Automobil-Sektor)
- Nachweis der Befähigung, alle Reglements (Sportlich, Technisch, Finanziell) einzuhalten
- Plan für Nachhaltigkeit & Karbonneutralität bis 2030
- Plan für positiven gesellschaftlichen Einfluss durch Teilnahme
Wer sich bewirbt, muss zuerst bis zum 17. Februar eine Interessenserklärung einreichen und eine Gebühr von 20.000 US-Dollar bezahlen. Für die vollständigen Einreichungen kann man sich dann länger vorbereiten. Als Deadline für die komplette Einreichung wird der 30. April 2023 anvisiert, außerdem werden bis dort weitere 280.000 Dollar für Administratives verlangt. Die FIA will danach bis zum 30. Juni 2023 eine Entscheidung treffen.
Klar ist auch, dass bis einschließlich 2025 zwölf Teams das vertragliche Limit sind, und dass die zehn etablierten Teams immer Vorrang haben. Ein neues Team kann also kein etabliertes ersetzen. Scheitern alle neuen Bewerber, gibt es keine neuen Teams.
FIA & Formel 1: Wie einig sind sich die Partner?
Diese oben gelisteten Punkte dienen als roter Faden für den Bewertungsprozess. Die FIA unterstreicht in ihrer Ankündigung, dass die letztendliche Wahl eines Kandidaten aber auch von den langfristigen Interessen aller an der Formel 1 beteiligten Parteien abhängen wird. Genauso werden alle relevanten Reglements und Verträge mit hineinspielen.
Das sind nach den letzten Wochen höchst relevante Sätze. Die vielen Statements von FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem wurden bei weitem nicht von allen in der Formel 1 positiv aufgenommen. Die FIA ist die oberste Sporthoheit, aber für kommerzielle Fragen ist das vom US-Konzern Liberty Media kontrollierte Formula One Management zuständig.
Das Feld um ein weiteres Team zu erweitern erfordert von beiden Zusammenarbeit. Die FIA vergibt die Startplätze, und das F1-Management ist für die Verträge zuständig, in denen unter anderem festgehalten wird, wie viel Preisgeld ausgeschüttet wird. Zusätzliche Teams bedeuten Verwässerung des Preisgeldes.
Dieses Feld war nur ein Schauplatz einer Serie an politischen Gefechten, die zwischen FIA und Formel 1 in den letzten Monaten stattfanden. Auch die Teams, die einen Verlust bei ihrem Preisgeld fürchten, kämpften mit. Ein Alleingang der FIA bei der Zulassung neuer Teams könnte die Krise verschlimmern.
Mit der Zusicherung der FIA, dass alle Interessensgruppen mit einbezogen werden, scheint dieser Brandherd vorerst einmal entschärft. In der offiziellen Ausschreibung wird auch dezidiert darauf hingewiesen, dass die letzte Vorgabe (positiver gesellschaftlicher Einfluss) "den gemeinsamen Zielen von FIA und von Formula One Management" helfen würde. Außerdem wird hervorgehoben, dass es dem F1-Management vorbehalten ist, zusätzliche Auswahlkriterien zu stellen.
FIA: 2026 perfekt für neue Formel-1-Teams
FIA-Präsident Ben Sulayem ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass die Zeit für neue Teams reif ist: "Das Wachstum und der Appeal der Formel 1 sind in zuvor unerreichte Höhen vorgestoßen. Die FIA glaubt, dass die Bedingungen jetzt ideal sind, um es den Kriterien entsprechenden Interessenten zu erlauben, ihr Interesse an einem Einstieg auch formal zu bekunden."
"Der Prozess ist der logische nächste Schritt nach der positiven Akzeptanz der Power-Unit-Regeln für 2026", führt Ben Sulayem weiter aus. Neue Teams würden voraussichtlich ebenfalls mit der Saison 2026 kommen, denn dann gibt es neue Reglements für Motoren und Chassis. Formal ist ein Neueinstieg ab 2025, 2026 oder 2027 möglich.
Bislang ist für 2026 ein Neuling, nämlich Audi, fix. Die Ingolstädter kommen allerdings nicht mit einem Team, sondern werden Werkspartner bei Sauber. Auch bei Red Bull mehren sich die Gerüchte über einen Motor-Werkspartner ab 2026.
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