Mohammed Ben Sulayem macht einen Rückzieher. Nachdem der FIA-Präsident in den letzten Wochen unter Druck geraten war, verlässt er das Tagesgeschäft der Formel 1 und konzentriert sich auf die strategische Führung der FIA. In einem Brief an die F1-Teambosse, sowie F1-Präsident Stefano Domenicali erklärte der Emirati diesen Schritt und legte die Neustrukturierung der FIA im Bezug auf die Königsklasse dar.

"Wie Sie wissen, stand das letzte Jahr, mein erstes als FIA-Präsident, im Zeichen der Überprüfung und Planung eines verbesserten Führungsmodells", begründete er diesen Schritt und stellte die Struktur vor, in welcher in Zukunft die Formel-1-Aufgaben platziert sein werden.

FIA-Team übernimmt Formel-1-Geschäft

An die Stelle von Ben Sulayem tritt ein Management-Team der FIA. Dieses wird angeführt von FIA-CEO Natalie Robyn, die ihren Posten erst September des Vorjahres angetreten ist. Die weiteren tragenden Personen in diesem Team übernehmen FIA-Single-Seater-Chef Nikolas Tombazis, Sportdirektor Steve Nielsen, und Luke Skipper in seiner Rolle als Direktor für Kommunikation und öffentliche Angelegenheiten.

Ben Sulayem betonte in dem Brief auch nochmal, dass die FIA ein System in Gang gesetzt hat, das für die Ausbildung und das Training von Renndirektoren und Stewards zuständig ist. Dieses Programm startet noch im Februar. Gleichzeitig ergänzte er, dass auch der Review-Prozess über die Rennleitung, der nach jedem Formel-1-GP durchgeführt wurde, weiter in Gang bleibt. Eingeführt wurde dieses System im vierten Quartal 2022.

Ben Sulayem: Nicht-exekutiver Präsident zu sein war mein Ziel

"Mein erklärtes Ziel bei der Wahl war es, ein nicht-exekutiver Präsident zu sein, und zwar durch die Einstellung eines Teams von professionellen Managern. Das ist nun weitestgehend abgeschlossen", erklärte Ben Sulayem sein Vorgehen. "Daher werden Nikolas und sein Team Ihr täglicher Ansprechpartner für alle Angelegenheiten in der Formel 1 sein, während ich mich mit meinem Führungsteam auf strategische Angelegenheiten konzentrieren werde", teilte er den Formel-1-Teambossen und FOM-Verantwortlichen mit.

Ben Sulayem war im Dezember 2021 als Nachfolger von Jean Todt zum FIA-Präsidenten gewählt worden. Bereits in den ersten Wochen und Monaten seiner Amtszeit musste er sich mit den Nachwirkungen der umstrittenen Titelentscheidung beim Abu-Dhabi-GP 2021 befassen. Zuletzt befand sich er FIA-Chef vor allem rund um den geplanten Formel-1-Einstieg von Andretti-Cadillac im Clinch mit der F1-Führung.

Ben Sulayem vs. Formel 1: Machtkampf verloren?

Ben Sulayem unterstützte offen den Versuch der amerikanischen Motorsport-Dynastie mit der GM-Marke in die Königsklasse einzusteigen, während sich die Formel 1 selbst querstellten und die meisten Teams einem weiteren Rennstall skeptisch entgegenblickten. Auch die häufigen Twitter-Aktivitäten des Oberhaupts der Motorsport-Welt stießen in der Formel 1 nicht selten auf Unverständnis.

Für eine Kontroverse sorgte Sulayems Kommentar zu den Gerüchten rund um einen Kaufversuch der Formel 1 durch Saudi Arabien. Er bezeichnete unter anderem den dafür veranschlagten Wert der Königsklasse von 20 Milliarden Dollar als überhöht. Aussagen die etwa beim kommerziellen Rechteinhaber der Königsklasse, Liberty Media, nicht gut ankamen.