2026 bekommt die Formel 1 ein neues Motorenreglement. Bis die MGU-H wegfällt und die Elektro-Komponente erheblich erhöht wird, müssen die aktuellen Power Units noch ihren Dienst verrichten. Weil Honda eigentlich Ende 2021 als Werksteam ausstieg, Red Bull dann aber ohne Motorenpartner dagestanden hätte, einigten sich die Motorenhersteller darauf, ihre Triebwerke ab 2022 nicht mehr weiterzuentwickeln, einen sogenannten Freeze.

Ein Großteil der Power Unit wurde am 1. März 2022 homologiert und eingefroren, MGU-K, die Batterie und Steuereinheiten am 1. September. Allerdings haben die Hersteller seither weiterentwickelt und auch teilweise Neuerungen an die Strecke gebracht. Das Reglement erlaubt aus Gründen der Zuverlässigkeit, Sicherheit, Kostenersparnis oder für minimale Änderungen an der Installation trotz Freeze Anpassungen.

"Was ist ein Zugewinn bei der Zuverlässigkeit?", fragt Renaults Motorenchef Bruno Famin stellvertretend für die gesamte Formel-1-Welt. "Mit Zuverlässigkeitsverbesserungen kommen oftmals Performance-Gewinne", erklärt er. Wer einen standfesteren Motor hat, kann ihn länger in aggressiveren Modi fahren, hat also am Ende des Tages mehr Leistung.

"Wenn man ein Problem mit der Wasserpumpe hat, dann ist die Sache ziemlich klar. Da gibt es keine Performance zu gewinnen. Aber wenn man das Material der Kolbenringe ändern muss, dann ist der Motor vielleicht standfester gegen Klopfen und man hat mehr Performance. Wo ist da das Limit?", so Famin.

Weil sich Honda eigentlich aus der Formel 1 verabschieden wollte, wurde der Motoren-Freeze eingeführt, Foto: Red Bull Content Pool - Mark Thompson
Weil sich Honda eigentlich aus der Formel 1 verabschieden wollte, wurde der Motoren-Freeze eingeführt, Foto: Red Bull Content Pool - Mark Thompson

Genau dieses Limit suchte die FIA mit den Motorenherstellern 2022. Der Prozess dafür ist im Reglement genau definiert. Sofern möglich, muss ein Änderungswunsch mindestens 14 Tage vor dem erfragten Homologationsdatum eingereicht werden. Dafür müssen alle nötigen Unterlagen bei der FIA eingereicht werden, auch klare Beweise für Schäden.

Renault lobt FIA-Prozesse 2022

Die FIA schickt den Schriftverkehr schließlich an alle anderen Motorenhersteller, die Einwände liefern dürfen. Erst wenn die FIA anschließend noch von der Rechtmäßigkeit der Änderungen überzeugt ist, darf ein Hersteller nachbessern.

"Der Prozess mit der FIA und den anderen Herstellern war ziemlich gut und transparent, jeder wusste, was die anderen gemacht haben. Das war von der FIA gut gemanagt. Die FIA war aber ziemlich tolerant, ich erwarte - ohne Infos zu haben -, dass sie da strenger sein wird. Das war auch richtig so, weil alle Zuverlässigkeitsprobleme hatten, aber es gab 30, 40, 50 oder 70 Anfragen von verschiedenen Herstellern. Ich erwarte, dass die FIA da in Zukunft strenger sein wird."

Weil schon mit Hochdruck an den 2026er Motoren entwickelt wird, wurden fast alle Ressourcen von der aktuellen Motorenentwicklung abgezogen. "Es gibt nicht mehr viel Spielraum, denn die Performance dürfen wir nicht verbessern. Wir können aber noch versuchen, die Performance des Autos durch das Packaging zu verbessern", erklärt Famin.

An der grundlegenden Architektur dürfen die Hersteller nichts mehr ändern, Foto: Renault
An der grundlegenden Architektur dürfen die Hersteller nichts mehr ändern, Foto: Renault

Allzu viel Spielraum haben die Motoreningenieure dabei nicht, ihren Chassis-Kollegen zu helfen. Das Reglement erlaubt lediglich kleinere Änderungen am Kabelbaum, am Abgassystem (keine fundamentalen Änderungen der Kenngrößen), an der Position der Wastegate-Ventile/Pop-Off Ventile und ihren Rohren, und eine Positionsveränderungen der Turbo-Verdichter-Einheit.

An der Turbo/Verdichter-Position darf aber nichts Grundlegendes geändert werden, sie darf nach einer Modifikation maximal um 20 Millimeter von der Ausgangsposition abweichen. Deshalb baute Renault den Motor unmittelbar vor dem Freeze grundlegend um und trennte Turbo und Verdichter voneinander, wie das Mercedes seit 2014 und Honda seit 2017 machen.

Auch auch Software-Seite dürfen die Ingenieure nicht mehr beliebig Hand anlegen. "Wir arbeiten da noch am Energiemanagement, aber auch dort sind wir eingeschränkt. Es geht dabei mehr um die Fahrbarkeit des Motors und nicht pure Performance ", so Famin. 2022 durften die Hersteller immerhin noch fünf Software-Versionen pro Team bringen, ab 2023 ist nur noch ein Update pro Saison erlaubt.

Ein Motoren-Freeze ist nichts Neues in der Welt des Motorsports, auch nicht in der Formel 1. Bevor die V6-Turbo-Hybride 2014 eingeführt wurden, waren die V8-Sauger eingefroren. Eigentlich galt dafür schon ab 2007 ein Freeze - der damals in den ersten Jahren aber nicht besonders gut funktionierte.