Abu Dhabi beendete eine spannende Formel-1-Saison mit einer neuen Dominanz in der Formel 1, einstigen Weltmeistern mit unerwarteten Problemen, einem spektakulären Kampf im Mittelfeld und Positionskämpfe bis zum Schluss. Motorsport-Magazin.com sieht sich die Leistungen aller 20 Fahrer noch einmal genauer an. Hauptdarsteller dieses Artikels: Monsieur Pierre Gasly.

Fast sechs Jahre war Pierre Gasly bei AlphaTauri/Toro Rosso, nur ein kurzer Ausflug 2019 zum großen Schwesterteam Red Bull unterbrach seine Zeit in Faenza. 2023 geht es nach Frankreich zu Alpine. Ausbeute: Ein Sieg (Monza 2020), ein zweiter (Brasilien 2019) und ein dritter (Aserbaidschan 2021) Platz. Von diesen Höhenflügen war der Franzose 2022 weit entfernt. Bestes Ergebnis war Rang fünf auf seiner Lieblingsstrecke in Baku. Abgesehen davon schaffte es der AlphaTauri-Pilot nur fünf Mal in die Punkte, mit 23 WM-Zählern seine schlechteste volle Saison in der Königsklasse.

Pierre Gaslys Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles0
Ø Ergebnis12,5
Ø Rückstand auf Teamkollegen- 0,223
Siege im Quali-Duell10

Pierre Gasly im Qualifying: 2021 hatte Pierre Gasly seinen Teamkollegen noch klar im Griff: 20 Mal besiegte er Yuki Tsunoda, nur im letzten Rennen in Abu Dhabi war der Rookie vorne. Gasly damals klar der bessere AlphaTauri-Pilot. Ein Jahr später sieht die Sache anders aus: Gasly entschied das Qualfiying-Duell gegen Yuki Tsunoda hauchdünn mit zehn zu neun für sich. Nur acht Mal schaffte es der Franzose in die Top-10 in der Startaufstellung. Nicht alleine die Schuld des deutlich schwächeren AT03.

Pierre Gaslys Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege0
Podien0
Punkte23
WM-Platz14
Ø Zielankunft11,6
Beste Zielankunft5
Ausfälle3

Pierre Gasly im Rennen: Katastrophaler Start in Bahrain mit einem AT03 in Flammen, danach wurde Gaslys Saison nur bedingt besser. Punkte in in Saudi-Arabien und Imola, dann eine Negativserie mit Kollisionen und Ausfällen. Im Laufe der Saison schien sich das Auto rückwärts zu entwickeln, die Updates der anderen Teams funktionierten besser. Zudem kämpfte der Bolide aus Faenza mit Übergewicht. Das Finden des richtigen Setups gestaltete sich als Herkulesaufgabe, die Pace über weite Strecken der Saison nicht konkurrenzfähig.

Ebenfalls im Rückwärtsgang schien sich Pierre Gasly zu befinden. 2021 noch als einer der besten Piloten im Fahrerfeld gehandelt (mit Chancen auf ein Top-Cockpit oder einer Rückkehr zu Red Bull), lief es für Gasly 2022 sehr holprig. Mit einer schlechten Ausgangslage im Qualifying (Q2 war bis auf wenige Ausnahmen das Maximum), ging es für den 26-Jährigen im Rennen nur schwer weiter nach vorne.

Ein gutes Ergebnis in Aserbaidschan als Fünfter kann nicht eine ganze Saison retten. Vor allem seit der Bekanntgabe seiner Verpflichtung bei Alpine im Oktober wirkte Gasly manchmal motivationslos und gedanklich schon beim Rennstall in Enstone. In der Endphase der Saison machte er mehr durch Strafpunkte und einer drohenden Rennsperre auf sich aufmerksam. Der Franzose hält bei zehn Strafpunkten, unter anderem erhalten durch Verursachen von Kollisionen mit Lance Stroll und Sebastian Vettel in Spanien bzw. Österreich, Verlassen der Strecke oder zu schnelles Fahren unter der roten Flagge in Japan.

Pierre Gaslys Entwicklung: Mit einem Ausfall in Bahrain startete Pierre Gasly denkbar schlecht. Dann landete er in den ersten drei Rennen zweimal als Achter und Neunter in den Punkten. Trotzdem schien sich der Franzose nie richtig wohl im AlphaTauri zu fühlen, sein Fahrstil und das neue Auto passten nicht zusammen. Mit dem fehlenden Erfolg der Updates und der langsamen Entwicklungsgeschwindigkeit ging allmählich auch Gaslys Motivation verloren und die Saison entwickelte sich immer weiter zu einem Frust-Jahr.

Positiver Höhepunkt des Franzosen 2022 war Baku mit einem Qualifying auf P6 und einem Rennergebnis auf P5. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte fehlte dem AT03 die Pace für konkurrenzfähige Rennen. Und wenn verhinderte eine Kollision, Strafen oder Probleme mit den Bremsen eine Punkteplatzierung. Yuki Tsunoda zeigte verbesserte Leistungen, Gaslys Nummer-Eins-Rolle schien nicht mehr klar einbetoniert. In Singapur kritisierte Gasly öffentlich die Strategie-Abteilung von AlphaTauri, ein letztes Aufflammen des Kampfeswillens des Franzosen. Eine durchwegs schwierige Saison mit gutem Start und zwischenzeitlichen Spitzen in Baku, Monza und Singapur.

Pierre Gaslys Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote3,03 (13.)
Redaktionsnote2,83 (13.)
Lesernote3,22 (13.)
......
Bestes RennenAserbaidschan (1,39 - 2.)
Schlechtestes RennenÖsterreich (4,4 - 19.)

Das sagt Pierre Gasly: "Ich werde nicht lügen, es war ein schwieriges Jahr. Wir hatten aufgrund des letzten Jahres hohe Erwartungen. Das Auto hatte Potenzial, aber wir kämpften den größten Teil der Saison." Nun heißt es Abschied nehmen für Gasly und auf zu Alpine. "Wir hatten unglaubliche Momente zusammen in den letzten fünf Jahren. Ich bin zufrieden und stolz das Team als einer von zwei Rennsiegern zu verlassen, zusammen mit Sebastian Vettel. Es war ein Höllenritt, aber ich habe es definitiv genossen!"

Das sagt MSM: Nach einer starken Saison 2021 war unklar, ob Pierre Gasly das hohe Niveau halten kann. 22 Rennen später kennen wir die Antwort: Nein, aber mit einem so tiefen Fall hätten vermutlich wenige gerechnet. Mit der schlechten Pace des AlphaTauris stieg der Frust in Gasly: Strafpunkte, öffentliches Kritisieren des Teams. Spätestens seit klar wurde, dass er nächste Saison den Rennstall wechselt, war die Luft draußen.

Ja, AlphaTauri hatte 2022 kein so gutes Auto wie im Vorjahr. Viele Probleme beim Finden des Setups, mit der Pace, bei den Updates. Aber die Fahrer waren Teil des Problems, allen voran Pierre Gasly. 95 Rennen für AlphaTauri: Insgesamt eine gute Karriere, allerdings mit unrühmlichem Ende. Nächste Saison kann eigentlich nur besser werden.

Abschied nehmen muss Pierre Gasly auch von Teamchef Franz Tost, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Abschied nehmen muss Pierre Gasly auch von Teamchef Franz Tost, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool