Daniel Ricciardo sorgte beim Formel-1-Rennen in Abu Dhabi zusammen mit Sebastian Vettel für die Wohlfühlmomente des Sonntags. Der Australier fuhr bei seinem vorerst letzten Auftritt in der Königsklasse in die Punkte und fand mit diesem versöhnlichen Abschied seinen Frieden. In der Schlussphase setzte er sich erfolgreich gegen Vettel zur Wehr und brauchte hinterher nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben. Ricciardo stand der Sinn ohnehin nicht nach Wehmut. Mit dem vorübergehenden F1-Aus hat er sich arrangiert. Seine Zukunft bei Red Bull ist so gut wie sicher.

"Ich bin wirklich froh und vor allem erleichtert, dass die Saison für mich so und nicht wie in Brasilien geendet ist", sagt der 33-Jährige nach Platz neun im letzten Grand Prix der Saison 2022. "Die Zielflagge zu sehen und in den Punkten zu landen, verschafft mir ein bisschen Seelenfrieden zum Ende dieses Jahres. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber wenn das mein allerletztes Rennen gewesen sein soll, kann ich zumindest sagen, dass ich am Ende einen netten Kampf mit Vettel hatte und mit meiner Leistung irgendwo zufrieden bin."

Eine Woche zuvor in Brasilien hatte er Kevin Magnussen abgeschossen und damit schon in der ersten Runde sein Rennen sowie das des Dänen beendet. Die Aktion brachte ihm eine Gridstrafe von drei Plätzen für das Finale in Abu Dhabi ein. "Nach dem Rennen letzte Woche wollte ich es nicht wahrhaben. Es war schwer, damit klarzukommen. Aber am Tag darauf habe ich akzeptiert, dass ich mich vertan hatte und letztendlich unsere Rennen ruiniert hatte. Die Strafe war gerechtfertigt und ich konnte dafür niemandem außer mir selbst die Schuld geben", erklärt er.

Für den letzten Auftritt gelang es ihm, all die Negativität und den Frust der vergangenen Monate auszublenden, sowie auch die Gedanken an einen möglicherweise endgültigen Abschied aus der Formel 1. "Ich habe versucht, nicht zu emotional zu sein, denn es ist nicht sicher. Es gab noch ein Rennen und ich wollte mich nicht von Gefühlen übermannen lassen, oder Nostalgie und all diesen Dingen", so Ricciardo. "Ich habe nur versucht, fokussiert zu bleiben."

Ricciardo rettet sich vor Vettel ins Ziel

Von Startplatz 13 aus fuhr er eines seiner stärksten Rennen in dieser Saison. Im Mittelfeld waren letztendlich nur er und Vettel mit der Einstopp-Strategie erfolgreich. In der Schlussphase duellierten sich die ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen um den letzten WM-Punkt für Platz zehn. "Ich war mir ziemlich sicher, dass Vettel mich erwischen würde, so wie er herangeflogen kam. Ihn hinter mir gehalten zu haben, macht mich stolz", freut er sich über den persönlichen Erfolg.

Lange sah es aus, als würde er Vettel damit bei dessen Abschied die Fahrt in die Punkte vermiesen. Doch ein Ausfall bescherte letztendlich beiden Publikumslieblingen ein zählbares Ergebnis. "Das Pech von Lewis [Hamilton] bedeutete, dass er den allerletzten WM-Punkt seiner Karriere einfuhr und das hat mich für ihn dann auch noch mehr gefreut", so Ricciardo, der gemessen am eigenen Ehrgeiz trotz allem nicht ganz zufrieden war.

McLaren-Teamkollege Lando Norris kam als Sechster fast eine halbe Minute vor ihm ins Ziel und fuhr zudem die schnellste Runde. "Was die Pace angeht war es immer noch schwierig, alles herauszuquetschen. Aber ich hatte das Gefühl, mit dem was ich drauf hatte, gut zu attackieren und auch zu verteidigen", erklärt er.

Daniel Ricciardo fuhr in Abu Dhabi zum siebten Mal in der Formel-1-Saison 2022 in die Punkte, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo fuhr in Abu Dhabi zum siebten Mal in der Formel-1-Saison 2022 in die Punkte, Foto: LAT Images

Ricciardo erwartet Rückkehr zu Red Bull

Mit dem 232. Rennen ging seine Laufbahn mit diesem persönlichen Erfolgserlebnis vorerst zu Ende. Seine Zukunft scheint aber bereits geklärt. Dr. Helmut Marko verkündete ihn schon als dritten Fahrer bei Red Bull und Christian Horner erklärte später, dass die Vertragsunterzeichnung seitens Ricciardos nur noch Formsache sei. "Wir kommen der Sache näher und wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird das nächstes Jahr so kommen", bestätigt Ricciardo seine bevorstehende Rückkehr zu Red Bull.

Die Rolle des allzeit bereiten Edelreservisten will er sich nach zwölf Jahren im Formel-1-Zirkus allerdings nicht auferlegen. "Ich werde nicht bei allen 24 Rennen sein. Wenn ich immer da bin, werde ich wahrscheinlich auch im Grid stehen", stellte er klar. "Ich will involviert sein, aber ich will für mich persönlich auch Zeit und Raum haben, fernab von den Reisen und all dem."

Pause soll Ricciardo den Weg weisen

Etwas Distanz zur Formel 1 soll ihm auch dabei helfen, den Platz dieses Sports in seinem Leben neu zu bewerten. "Ich hoffe ehrlich gesagt, dass es mich nerven und mich hungrig machen wird, und ein bisschen unruhig. Dann werde ich mir wirklich sicher sein, dass mein Platz im Grid ist", sagt er. "Wenn ich es mir als Fan anschaue und es mich nicht wirklich juckt, habe ich auch meine Antwort und dann sieht meine Zukunft anders aus."

Ricciardo will in seiner Rolle als dritter Fahrer bei etwa zwölf Rennen vor Ort sein. Der Grand Prix von Australien und die Premiere in Las Vegas sind für ihn Pflichttermine. Als TV-Experte würde er sich anders als Nico Hülkenberg aber noch nicht ans Mikrofon trauen: "Ich glaube nicht, dass ich kommentieren werde. Ich will noch nicht über die anderen hier reden, damit warte ich lieber noch ein bisschen."