Das war es also, das letzte Rennen von Sebastian Vettel – das Ende einer langen und erfolgreichen Karriere. Von Platz neun gestartet konnte der Heppenheimer mit Platz zehn noch einen Punkt einheimsen, bevor es zum Schluss für ein paar Donuts auf die Start-Ziel-Gerade ging.

Es war ein Abu Dhabi GP, bei dem für Sebastian Vettel nicht alles nach Plan lief. Vor allem strategisch ärgert er sich über eine vergebene Chance gegen Alfa Romeo. Doch wie in seinen 15 Jahren in der Formel 1, hat er auch heute alles gegeben. Vettel blickt nach dem Rennen zurück, auf eine Zeit vieler Erfolge. Gleichzeitig ist er gefasst und freut sich auf sein neues Leben – ein Leben, das er sich neben dem Rennsport aufgebaut hat.

Kleiner Erfolg zum Abschied, Ärger über Strategie

Für Aston Martin ging es im letzten Rennen der Saison 2022 noch um etwas. So hatte der Rennstall gegen Alfa Romeo eine realistische Chance auf den sechsten Konstrukteursrang. Vettel gelang es zwar, zu seinem Abschied in die Top-10 zu fahren, zusammen mit dem achten Platz von Lance Stroll reichte es aber nicht, um Alfa Romeo Platz sechs streitig zu machen.

Die Leistung, Abu Dhabi nicht mit leeren Händen verlassen zu dürfen, stimmt Sebastian Vettel daher nur bedingt glücklich: "Natürlich ist es toll, es wäre aber großartig gewesen, für das Team den sechsten Platz zu holen. Das haben wir mit der Strategie aber weggeworfen. Ich habe gegen Ricciardo am Ende alles probiert."

Im Gegensatz zu den meisten Teams wählte Aston Martin beim Heppenheimer nämlich eine Ein-Stopp-Strategie, zumal Vettel im ersten Stint nicht an Esteban Ocon vorbeikam. "Wir sind dann aber viel zu lange draußen geblieben und haben so viel Zeit verloren", ärgert sich Vettel.

Sebastian Vettel drehte noch ein paar Donuts, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel drehte noch ein paar Donuts, Foto: LAT Images

Vettel nimmt Abschied gefasst: "Es war großartig"

Letztlich beginnt für Vettel nun aber eine neue Realität, in der die Stoppuhr keine allzu große Rolle mehr spielt. Ein großer Schritt, Tränen vergoss er allerdings unmittelbar nach seinen letzten Kilometern nicht. "Ich habe mir das sehr gut und sehr lange überlegt, vermutlich länger als man es mir anmerkt", erklärt Vettel seine Fassung gegenüber Servus TV. "Ich bin sehr glücklich, dass ich in dieser Position sein darf. Vielleicht bin ich deshalb gefasst und freue mich unheimlich auf das, was kommt."

Aston-Martin-Teamchef Mike Krack würde sich unterdessen freuen, ihn in Zukunft nochmal zu sehen: "Vettel hat sich das sehr gut überlegt. Er hört nicht auf, weil er irgendwie frustriert ist. Es war seine bewusste Entscheidung: Ich hoffe, dass wenn er zurückkommt, wir beide wieder zusammenarbeiten." Ein Szenario, das aber sehr unwahrscheinlich ist. Vettels Entscheidung scheint endgültig.

Zum Abschied ließ der Heppenheimer auf der Start-Ziel-Gerade Qualm aufsteigen, stieg zum letzten Mal aus seinem AMR22 aus und bedankte sich bei den Fans. "Es war großartig für mich, diesen Abschied zu bekommen. Ich habe es genossen, ich hatte diese ganzen Jahre eine großartige Zeit und war in der Lage, Erfolge zu genießen und Weltmeistertitel zu gewinnen. Aus sportlicher Sicht war es riesig", betont er.

Ein Leben ohne Stoppuhr, aber mehr Zeit für die Familie

Nun stellt sich natürlich die Frage nach dem, was jetzt kommt. Was macht ein viermaliger Weltmeister, wenn er in Rente geht? Nach dem Abu Dhabi GP lässt sich Vettel zumindest etwas in die Karten blicken, von einer Rente kann dann aber doch nicht die Rede sein.

Der viermalige Weltmeister verabscheidet sich von den Fans, Foto: LAT Images
Der viermalige Weltmeister verabscheidet sich von den Fans, Foto: LAT Images

Zumal Vettel sich in den vergangenen Jahren zunehmend sozialen Themen widmete. "Ich war auch in der Lage zu wachsen, in vielerlei Hinsicht zu reifen und über viele Dinge zu reflektieren." Vettel hat sich ein Leben abseits des Rennsports aufgebaut und möchte vielen Interessen mehr Raum geben.

Er wird die Formel 1 vermissen. Den Sport, der sein Dasein bis heute bestimmt hat. Vettel wird schließlich aber doch noch fassbarer, wenn es um seine Zukunft geht: "Ich habe eine Frau gefunden, die ich auch nach so vielen Jahren noch so sehr liebe, ich habe drei Kinder. Ich freue mich darauf, zuhause mehr Zeit mit dem Hund zu verbringen. Hoffentlich kann ich das genießen und dann schauen wir mal, was passiert."