Max Verstappen krönt seine weltmeisterliche Formel-1-Saison 2022 mit seinem 15. Saisonsieg und mit einer dominanten Vorstellung. Die Vize-Weltmeisterschaft konnte Red Bull aber am Ende nicht mehr einfahren. Ein starker Charles Leclerc bezwang mit perfekter Strategie im Schluss-Spurt Sergio Perez. Sebastian Vettel rettete mit Glück seinen letzten Punkt bei seinem letzten GP, während Mick Schumacher einen Unfall verursachte.

Carlos Sainz und George Russell komplettierten die Top-5. Für Lewis Hamilton wird die Saison 2022 seine erste ohne einen Sieg - nie hatte er in Abu Dhabi auch nur darum gekämpft, und am Ende musste er schließlich mit einem Defekt auch noch vorzeitig aufgeben.

Die Punkteränge: Lando Norris lieferte ein blitzsauberes Rennen ab und holte sich nicht nur Platz sechs, sondern auch noch die schnellste Runde, und hielt bis ins Ziel Esteban Ocon in Schach. Lance Stroll und Daniel Ricciardo kämpften sich dahinter vor auf die Plätze acht und neun.

Sebastian Vettel hatte zu Rennbeginn stark ausgesehen und lange mit den Alpine-Piloten Ocon und Fernando Alonso gekämpft, doch Aston Martins Einstopp-Strategie ging überhaupt nicht auf. Der Boxenstopp war schlecht getimt. Nur dank Hamiltons spätem Ausfall erbte Vettel, der sich bis ins Ziel an Ricciardo die Zähne ausbiss, seinen 3098. und letzten WM-Punkt.

Formel 1 - WM-Stand 2022: Leclerc holt sich knapp zweiten WM-Platz

Der WM-Stand: Leclerc holte sich mit dem zweiten Platz auch den zweiten Platz in der WM. Ferrari war damit zugleich auch der zweite Platz in der Konstrukteurs-WM sicher.

Alpine rettete in der Konstrukteurs-WM den vierten Rang. Obwohl Fernando Alonso einmal mehr mit einem technischen Defekt frühzeitig ausfiel, reichte der Vorsprung auf McLaren, wo Norris und Ricciardo noch alles versucht hatten. Für Aston Martin reichten die fünf letzten Punkte nicht, um Alfa Romeo noch im Kampf um P6 abzufangen. Beide sind punktegleich, die besseren Einzelergebnisse von Alfa entscheiden. Haas rettete P8 auch ohne Punkte gegen AlphaTauri.

Das Wetter: Keine Besonderheiten gab es am Wetter von Abu Dhabi. Das Rennen startete bei 28 Grad Luft- und 35 Grad Streckentemperatur, und mit dem Sonnenuntergang fiel im Verlauf des Rennens bei leichter Bewölkung die Temperatur langsam.

Vor dem Start: Fast das gesamte Feld setzte auf Medium-Reifen. Nur drei Fahrer scherten aus: Kevin Magnussen und Valtteri Bottas setzten auf Hard, Pierre Gasly auf Soft. Red Bull und Ferrari hatten sich in den Trainings zwei Hard-Reifen, Mercedes mehr Medium-Reifen aufgespart.

Red Bull gewinnt Start, Ärger mit Hamilton & Sainz

Die Startphase: Verstappen kam sicher weg, gefolgt von Perez. Leclerc versuchte nur eine kurze Attacke in Kurve 5, steckte aber zurück. Dahinter ging es rund: Hamilton kassierte am Start Sainz ein, der bremste sich in Kurve 6 aggressiv wieder daneben und drückte Hamilton am Ausgang raus über den Kerb. Der Mercedes stieg kurz auf, Hamilton kam aber vor Sainz zurück und behielt den vierten Platz.

Dahinter ging es für George Russell rapide rückwärts. Er wurde erst am Start von Lando Norris und dann in der Schikane von Esteban Ocon einkassiert. Aber in Runde zwei kam er in Gang und holte sich den siebten Platz von Ocon wieder zurück. Sebastian Vettel sicherte aggressiv seinen neunten Platz gegen Fernando Alonso ab.

Sainz war am Funk stocksauer über Hamiltons Abkürzen. Die Stewards eröffneten eine Untersuchung, in Runde 4 wurde Hamilton aufgefordert die Position zurückzugeben. Hamilton blieb aber dran, und in Runde 5 holte er sich den vierten Platz fair wieder zurück. Dahinter ging Russell endlich auch an Norris vorbei und machte gleich Druck auf Sainz.

Hamilton mit Problemen, Vettel im harten Fight

Der frühe Rennverlauf:Während Verstappen, Perez und Leclerc langsam davonfuhren, ging es dahinter munter weiter. Hamilton hatte mit dem Platztausch viel Zeit verloren und kam nicht mehr auf Touren. In Runde 8 attackierte Sainz ihn hin zu Kurve 9 erneut und ging vorbei. Zu Leclerc konnte er aber nicht weiter aufschließen. Die Ferrari-Box suggerierte, Pace und Verschleiß seien besser als erwartet. "Stimme ich nicht zu", entgegnete Sainz.

Russell bekam von der Box nun die Freigabe zum Angriff auf seinen Teamkollegen, und ging in Runde 9 ebenfalls vor Kurve 9 vorbei. Hamilton beklagte erst, er würde Leistung verlieren, hatte dann immer mehr zu kämpfen und funkte: "Irgendwas passt mit dem Auto nicht." Er vermutete nach dem Ausritt in der ersten Runde einen Schaden am Unterboden.

Sebastian Vettel begann sein letztes Formel-1-Rennen stark, und lieferte sich rundenlang ein hartes Duell mit Ocon um den achten Platz. Die Defensive des Alpine-Piloten wurde zunehmend aggressiver, je stärker Vettel drückte, aber er fand keinen Weg vorbei.

Ferrari wartet lange mit Leclerc-Stopp, Ärger für Russell

Die ersten Boxenstopps: Ocon und der zehntplatzierte Yuki Tsunoda kamen in Runde 15 als erste Fahrer aus den Punkterängen an die Box für Hard-Reifen. Davor waren schon zahlreiche Fahrer im Hinterfeld gestoppt. Vorne fuhr man weiter, aber Verstappen baute einen immer größeren Puffer auf. Perez geriet hingegen in die Fänge von Leclerc.

In Runde 16 stoppte Red Bull daraufhin Perez. Auch Russell und Norris wechselten auf Hard - Russell mit einem langsamen Stopp, woraufhin er in Norris' Fahrbahn geschickt wurde. Dafür gab es fünf Strafsekunden. Mit dem Stopp kam Perez direkt hinter Vettel raus und verschätzte sich beim ersten Überholversuch, worauf der Aston Martin wieder vorbeiging. Perez verlor wertvolle Zeit, kam erst eine Runde später vorbei.

Sainz, Hamilton, Alonso und schließlich Verstappen stoppten danach in aufeinanderfolgenden Runden von 17 bis 20. Ferrari allerdings ließ Leclerc, der inzwischen über sieben Sekunden Rückstand auf Verstappen hatte, trotz der Perez-Probleme lange draußen. Erst in Runde 22 steckte man von Medium auf Hard um. Damit war die Reihenfolge Verstappen-Perez-Leclerc-Sainz-Russell-Hamilton wiederhergestellt. Alle hatten auf Hard-Reifen gewechselt.

Vettel setzt auf Einstopp, Alonso fällt wieder aus

Vettel dahinter war der einzige unter den Top-10 noch ohne Stopp, seine Zeiten brachen jedoch massiv ein. Der bereits gestoppte Norris überholte ihn in Runde 24 schon wieder. Erst in Runde 26, nach lauten Klagen am Funk, holte Aston Martin Vettel rein. Ein langsamer Stopp und ein seltsamer Verbremser an der Boxenausfahrt kamen bei ihm noch dazu.

Das warf Vettel auf den vorletzten Platz zurück, er musste sich nun durch zweistoppende Hinterbänkler kämpfen. Einer seiner direkten Konkurrenten verabschiedete sich jedoch kurz darauf. In Runde 28 war das Rennen für Fernando Alonso zu Ende. Sein letzter Alpine-Auftritt endete mit einem weiteren Defekt, er stellte das Auto in der Garage ab. Das Team meldete ein vermutetes Wasserleck.

Leclerc erhöht den Druck auf Red Bull

Die zweiten Boxenstopps: Mit seinem kleinen Reifenvorteil machte Leclerc vorne ab Runde 30 immer mehr Tempo. Den Red Bulls kam er langsam näher. Darauf reagierte Perez und kam in Runde 34 zum zweiten Stopp, wieder für Hard. Leclerc blieb nach der Anweisung, das Gegenteil von Perez zu machen, draußen.

Verstappen bekam im Gegenzug die Anweisung, mehr Reifenmanagement zu betreiben. Der Niederländer meldete seine Zweifel an: "Die kommen ja näher." Die Box beruhigte ihn und hob einen anhaltenden Pace-Vorteil im Mittelsektor hervor. Ferrari diskutierte ebenfalls Strategie-Optionen. Leclerc bestätigte, dass er die gegenwärtige Pace mit "Plan C" bis ins Ziel fahren könne. Daraufhin wurde Perez informiert, dass Leclerc wohl nun auf eine Einstopp-Strategie setzte und dass der Mexikaner ihn auf der Strecke überholen müsse.

Schumacher & Latifi crashen erneut

In Runde 39 krachte es - erneut in Abu Dhabi zwischen Mick Schumacher und Nicholas Latifi. Schumacher verschätzte sich in Kurve 5 und fuhr ungelenk Latifi ins Heck, worauf sich beide drehten. Latifi schlug auch leicht in die Mauer ein und musste zum Stopp an die Box. Schumacher erhielt fünf Strafsekunden. Unterbrechung gab es keine.

In Runde 40 kamen die nächsten Spitzenfahrer an die Box - Sainz und Russell. Letzterer musste mit der Fünf-Sekunden-Strafe länger stehen, war aber davor schon von Hamilton eingeholt worden. Beide fielen sie weit hinter Perez zurück, der eine sehr hohe Schlagzahl ging. Verstappen und Leclerc fuhren vorne fast idente Zeiten. Auch Hamilton, der noch nicht gestoppt hatte, konnte die Pace jetzt wieder gehen.

Die Vettel-Strategie schien nicht aufzugehen, nachdem er rundenlang im Verkehr gekämpft hatte. Norris und Ocon kamen schon zum zweiten Stopp und blieben trotzdem deutlich vor dem Aston-Martin-Piloten. Ricciardo, der ebenfalls auf einen Stopp setzte aber früher als Vettel gewechselt hatte, hatte sich dadurch auch vorbeigeschoben. Vettel wurde schließlich von Stroll um den letzten Punkt gebracht. "Wie haben wir die Strategie so verhaut?", wunderte er sich.

Perez scheitert mit Schluss-Spurt gegen Leclerc

Die Schlussphase: Verstappen, Leclerc und Hamilton schienen nun alles auf die Einstopp-Karte zu setzen. Die Zweistopper Perez, Sainz und Russell fuhren dahinter teils eine Sekunde schneller. In Runde 45 hatte Perez Hamilton eingeholt, doch der Brite exekutierte beim ersten Angriff einen astreinen Konter auf der zweiten Geraden und behauptete vorerst den dritten Platz.

Beim zweiten Versuch hatte Perez gelernt und steckte nach der ersten Geraden zurück. Erst hin zur Steilkurve griff er an und holte sich den dritten Platz. 12 Runden vor Schluss hatte er aber noch immer 9,4 Sekunden Rückstand auf Leclerc.

Leclerc schien noch Reserven zu haben. Perez kam in den nächsten Runden zwar näher, aber acht Runden vor Schluss betrug die Lücke noch immer 6,6 Sekunden. Bei Hamilton dahinter brachen die Reifen jedoch ein, er wurde in Riesenschritten von Sainz und Russell eingeholt und erhielt auch noch eine Verwarnung für Track Limits.

Hamilton-Mercedes geht kurz vor Schluss kaputt

Die Rechnungen für Sainz und Russell waren am Ende akademisch, denn Hamilton erlitt in Runde 55 plötzlich ein Hydraulikproblem und konnte nicht mehr schalten. Langsam rollte er an die Box. Das hievte Vettel, der sich seit Runden mit Ricciardo matchte, zurück in die Punkteränge.

Verstappen vorne war für alle unantastbar und fuhr den Sieg locker ins Ziel. Perez kratzte in den letzten fünf Runden noch einmal alles aus seinem Red Bull heraus. In Runde 56 musste er sich durch mehrere Nachzügler kämpfen und gab einem erst spät zur Seite fahrenden Pierre Gasly wütende Handzeichen. Es reichte knapp nicht. Leclerc holte P2 und den Vize-WM-Titel, Perez musste sich mit P3 zufrieden geben.

Sainz und Russell folgten dahinter mit Respektabstand. Norris und Ocon führten das Mittelfeld an, während Stroll, Ricciardo und Vettel die letzten Punkteränge belegten. Tsunoda, Zhou, Albon, Gasly, Bottas, Schumacher und Magnussen komplettierten das Klassement, Latifi stellte in der letzten Runde noch ab.

Die Top-Facts des Rennens

  • Verstappen zurück zur alten Souveränität
  • Leclerc holt Vize-Titel
  • Mercedes mit enttäuschendem letzten Rennen
  • Aston Martin verpatzt Vettels Abschied
  • Schumacher verpatzt Abschied selbst