Die Entscheidung hatte sich in den letzten Tagen bereits abgezeichnet, jetzt sind auch die letzten Formalitäten durch. Haas gab am Donnerstagmorgen in Abu Dhabi die Trennung von Mick Schumacher offiziell bekannt. Nachfolger wird Nico Hülkenberg.
Zum Abschied streut Teamchef Günther Steiner Rosen: "Ich möchte Mick Schumacher für seinen Beitrag zum Team in den vergangenen Jahren danken. Micks Erfolgsbilanz in den Nachwuchskategorien war bestens bekannt, und er hat sich während seiner Zeit im Haas F1 Team als Fahrer weiterentwickelt - was zu Beginn dieser Saison in seinen ersten Formel-1-Punktergebnissen gipfelte. Auch wenn wir uns entschieden haben, in Zukunft getrennte Wege zu gehen, wünscht das gesamte Team Mick alles Gute für die nächsten Schritte in seiner Karriere und darüber hinaus."
Bei Mick Schumacher hingegen kam die Entscheidung erwartungsgemäß nicht besonders gut an. "Ich möchte nicht verbergen, dass ich sehr enttäuscht über die Entscheidung bin, unseren Vertrag nicht zu verlängern. Ich möchte aber dennoch sowohl Haas F1 als auch Scuderia Ferrari und Ferrari Driver Acadamy ausdrücklich dafür danken, dass sie mir diese Chance gegeben haben", so Schumacher auf Instagram.
"Die gemeinsamen Jahre haben mich sportlich und persönlich reifen lassen. Und gerade wenn es schwierig wurde, habe ich gemerkt, wie sehr ich diesen Sport liebe", schreibt Schumacher weiter. Zu Ende ist seine Formel-1-Reise für ihn damit noch nicht: "Es war manchmal holprig, aber ich habe mich stetig verbessert, viel gelernt und weiß jetzt sicher, dass ich einen Platz in der Formel 1 verdiene. Das Thema ist für mich alles andere als abgeschlossen. Rückschläge machen einen nur stärker. Mein Feuer brennt für die Formel 1, und ich werde hart darum kämpfen auf die Startaufstellung zurückzukehren."
Schumacher bleibt jetzt nur noch eine Außenseiter-Chance, 2023 weiter in der Formel 1 Rennen zu fahren. Er muss hoffen, dass Williams-Junior Logan Sargeant beim Formel-2-Finale in Abu Dhabi nicht die nötigen Superlizenz-Punkte schafft. Dafür braucht Sargeant allerdings ein schlechtes Wochenende und muss mehrere Plätze in der Meisterschaft verlieren.
Der Formel 1 könnte Schumacher als Testfahrer erhalten bleiben. Nachdem er über die Ferrari Driver Academy bis in die Königsklasse kam, könnte diese Beziehung mit dem Jahresende vorbei sein. Schumachers Name fiel erst letzte Woche bei Mercedes als Option.
Nico Hülkenberg: Formel-1-Rückkehr nach langer Pause
Dank Nico Hülkenbergs Rückkehr bleibt Deutschland trotzdem im Formel-1-Fahrerfeld vertreten. Auf diese Rückkehr hatte der inzwischen 35-Jährige drei Jahre gewartet. Ende 2019 war er nach drei Jahren im Renault-Werksteam dort von Esteban Ocon ersetzt worden und danach vorerst aus der Formel 1 ausgeschieden.
Hülkenberg sorgte allerdings dafür, dass man ihn nicht vergaß - indem er sich als Ersatzfahrer im Coronavirus-Jahr 2020 verfügbar machte. Racing Point holte ihn für zwei Rennen in Silverstone, und dann später noch einmal auf dem Nürburgring ins Cockpit.
Trotz der kurzfristigen Natur dieser Einsätze qualifizierte sich Hülkenberg einmal unter den Top-3 und fuhr bei seinen beiden Zielankünften in die Punkte. Als fixer Ersatzpilot im Nachfolgeteam Aston Martin gab er zu Saisonbeginn 2022 zwei weitere Gastspiele. Dank der Erfolge bei diesen Einsätzen brachte er sich in die Position für das Vollzeit-Comeback.
"Ich bin sehr glücklich, dass ich 2023 ein Vollzeit-Cockpit bei Haas übernehmen kann. Ich habe das Gefühl, dass ich die Formel 1 nie wirklich verlassen habe", sagte Hülkenberg zu seinem Comeback und fügte hinzu: "Ich freue mich, dass ich wieder das tun kann, was ich am meisten liebe, und möchte Gene Haas und Günther Steiner für ihr Vertrauen danken. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um mit allen anderen Teams im Mittelfeld mithalten zu können, und ich kann es kaum erwarten, wieder in diesen Kampf einzusteigen."
Haas nennt Gründe: Erfahrung und Zuverlässigkeit
Mit Hülkenberg holt sich Haas einen verlässlichen und erfahrenen Mittelfeld-Piloten. 2018 belegte er als bestes WM-Ergebnis den siebten Platz, war damit "Best of the Rest" der Mittelfeld-Teams. Das betonte auch Haas-Teamchef Günther Steiner: "Die Erfahrung und das Wissen, das Nico in das Team einbringt, sind unübersehbar - mit fast 200 Starts in der Formel 1 in seiner Karriere - und seinem Ruf als großartiger Qualifier und solider, zuverlässiger Rennfahrer."
"Das sind Attribute, die zusammen mit Kevin Magnussens Erfahrung ein sehr zuverlässiges und erfahrenes Fahreraufgebot ergeben, von dem wir glauben, dass es dem Team helfen wird, in der Startaufstellung nach vorne zu kommen", führt Steiner aus. "Er teilt unsere Vision und kann zusammen mit dem Rest des Teams eine Schlüsselrolle spielen, wenn es darum geht, auf dem Fundament aufzubauen, das wir in diesem Jahr mit unserer Rückkehr in den Kampf um die Punkte gelegt haben", so der Südtiroler.
Formel-1-Veteran Hülkenberg und der Podium-Fluch
Was Hülkenberg allerdings anhaftet ist ein Podium-Fluch. In 181 Starts hat es der Deutsche bislang kein einziges Mal unter die Top-3 geschafft. Mit Williams, Force India, Sauber und Renault saß er allerdings auch nie in einem Auto, welches regelmäßig ganz vorne hatte mitkämpfen können.
Sein größter Einzelerfolg in der Formel 1 ist eine Pole-Position 2010 in seiner Debüt-Saison. Neben seiner F1-Karriere absolvierte er 2015 zwei Gaststarts in der Langstrecken-WM mit Porsche und gewann dabei die 24 Stunden von Le Mans.
Haas setzt mit Hülkenberg & Magnussen auf Erfahrung
Haas setzt mit Hülkenberg ab 2023 alles auf die Erfahrungs-Karte. Im zweiten Cockpit wird der 30-jährige Kevin Magnussen sitzen. Hülkenberg hat 181, Magnussen 140 Starts. Eine Rückkehr zu alten Prinzipien für Haas, wo man von 2017 bis 2020 mit dem erfahrenen Duo Magnussen und Romain Grosjean antrat.
2021 folgte mit den Verpflichtungen von Nikita Mazepin und Mick Schumacher eine Kehrtwende. Mazepin musste nach Streit um den Hauptsponsor schon zu Beginn von 2022 weichen. Die Beziehung mit Schumacher war im Verlauf der zweiten Saison zunehmend strapaziert geworden.
Von Haas-Seite kam besonders nach einer Reihe an Unfällen deutliche Kritik an Schumacher. Das Team hat das kleinste Budget im Feld, entsprechend hoch war der Druck zur Ergebnisverwertung.
Hülkenberg und Magnussen einte dafür einst eine kleine Feindschaft auf der Strecke. Die eskalierte 2017 in einer berühmten Konfrontation bei TV-Interviews, in denen Hülkenberg Magnussen als "unsportlichsten Fahrer im Feld" bezeichnete, was Magnussen mit "lutsch meine Eier" quittierte. Inzwischen haben die beiden ihre Streitereien aber längst beigelegt.
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