Ein getauschter Front- und Heckflügel ließen Yuki Tsunoda das Rennen in Brasilien von der Boxengasse aus starten. Der Effekt der Umbauten nicht so groß wie gewünscht. Aber es kam noch schlimmer, für Tsunoda ging es vom Regen in die Traufe. Am Ende landete der AlphaTauri-Pilot nur auf P17, eine Runde hinter Nicholas Latifi. Wie konnte das passieren? Wurde Tsunoda schlichtweg während des Safety-Cars vergessen? Ein Erklärungsversuch des Mysteriums.
Tsunoda: Was war da bitte los?
"Normalerweise kannst du dich während des Safety-Cars zurückrunden. Aber heute wurde mir gesagt, ich muss auf meiner Position bleiben", wunderte sich Yuki Tsunoda nach dem Rennen. Die beiden Williams-Piloten Alex Albon und Nicholas Latifi wurden wie üblich durchgewunken. "Was zur Hölle machen wir hier? Ich verstehe das überhaupt nicht!", funkte er wütend.
Das war doppelt problematisch für Tsunoda: Einerseits konnte er sich nicht zurückrunden, andererseits bekam der AlphaTauri-Pilot ständig blaue Flaggen gezeigt. "Aus Gründen, die uns erst noch klargemacht werden müssen, konnte er sich nicht zurückrunden", hadert auch AlphaTauris leitender Renningenieur Jonathan Eddolls mit der kuriosen Entscheidung der FIA. "Er hatte keine Chance mehr, irgendjemanden zu überholen und wurde nur Siebzehnter."
Das Tsunoda-Mysterium in Interlagos
"Wir haben das Rennen eine Runde hinter dem restlichen Feld beendet, ich hatte keine Chance weiter nach vorne zu kommen", ärgert sich Yuki Tsunoda. Im Kampf um P8 in der Konstrukteurswertung mit Haas zählt jeder Punkt. Eine Runde vor Schluss führt Haas hauchdünn mit 37 zu 35 Punkten.
"Wenn die Kontrollleuchte ausgeht, lass die anderen Autos vorbei", wies Tsunodas Ingenieur ihn an. "Achtung, da sind sehr viele Autos hinter dir." Kuriose Szenen beim Restart in Runde 60: Der Japaner verlangsamte stark, fuhr an den linken Rand der Rennstrecke und ließ alle Autos hinter ihm passieren. An letzter Stelle liegend nahm der AlphaTauri-Pilot sein Rennen wieder auf.
Ein fataler Boxenstopp für AlphaTauri
Nach dem Rennen in Interlagos wurde das Mysterium geklärt: Schuld an dem Überrundungs-Verbot war diesmal nicht Michael Masi, sondern Tsunodas Reifenwechsel während der Safety-Car-Phase. In Runde 55 holte sich der Japaner neue Medium-Reifen. Das hatte zur Folge, dass er vom System fälschlicherweise als überrundetes Auto registriert wurde.
In der Boxengasse war der 22-Jährige schneller als das restliche Feld auf der Strecke unterwegs. Auf der SC-Linie wurde er dann (fälschlicherweise) als zurückgerundet gewertet. Streng genommen rundete sich Tsunoda wirklich zurück, allerdings nur für einen sehr kurzen Mini-Zeitraum.
FIA: Alle unsere Systeme funktionierten einwandfrei
"Als er auf die Strecke zurückkehrte, zeigten die Systeme dann korrekt an, dass er wieder eine Runde hinten war", verlautete die FIA in einem Statement. "Aber da er sich bereits einmal selbst überrundet hatte, war er nicht noch einmal dazu berechtigt." Die Regeln erlauben kein zweimaliges Zurückrunden, infolgedessen durften nur die beiden Williams-Piloten vorfahren.
Das Sportkomitee kündigte bereits an, in einem der nächsten Meetings diesen Vorfall genau zu untersuchen. "Eine ungewöhnliche Situation, die als Ergebnis der speziellen Eigenheiten der Strecke und des einzigartigen Szenarios aufgetreten ist", lautet das Urteil der FIA. Fast ein Jahr nach den Abu-Dhabi-Vorfällen wird also die Büchse der Pandora neu geöffnet.
Abu Dhabi letzte Chance für AlphaTauri
Abhilfe schaffen sollte eigentlich ein elektronisches System zur Kontrolle der Überrundungsvorgänge. Trotzdem: Fast pünktlich zum Jahrestag gab es ein neues Überrundungs-Drama. Die Mannen von Franz Tost hätten vermutlich lieber Punkte geschenkt bekommen. Oder Pace.
"Wir waren einfach nicht schnell genug", zieht Yuki Tsunoda ein ehrliches Fazit seines Brasilien-Wochenendes. "Es gab ein paar positive Dinge, aber ein paar Sachen liefen wirklich schief. Wir müssen das noch genau investigieren vor Abu Dhabi." Auch Teamkollege Pierre Gasly hatte ein gebrauchtes Rennen, wieder keine Punkte und eine Fünf-Sekunden-Strafe ließen nicht mehr als P14 zu. Eine letzte Chance haben Yuki Tsunoda und Co. noch: Showdown in Abu-Dhabi, Teil zwei.
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