Red Bull hat sich ihn Sachen Nachwuchs im Motorsport einen besonderen Ruf erarbeitet. Zwar unterstützt der Konzern viele junge Fahrer wie unter anderem Liam Lawson, Isack Hadjar und Co., gleichzeitig sind die Bullen dafür bekannt, nicht unbedingt zimperlich zu sein, wenn Talente keine Erfolge bringen. Mitten drinnen: Natürlich Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko.

Der eher kalte Ruf macht dem 79-jährigem Steirer laut eigener Aussage aber nicht wirklich zu schaffen. Viel mehr sieht er es als seine Verpflichtung an, Familien darauf aufmerksam zu machen, wenn er in dessen Traum einer Karriere im Motorsport keinen Sinn mehr sieht. Diesen würden ihr Geld nämlich nur verschwenden.

Eltern davor abhalten, Geld aus dem Fenster zu werfen

Dr. Helmut Marko ist als Motorsportchef bei Red Bull nicht für die beiden Formel-1-Rennställe Red Bull und AlphaTauri verantwortlich, sondern auch für den Nachwuchs des Konzerns. Dort hat man sich mit den Jahren einen fast kalten Ruf erarbeitet. Wer mit dem Red-BullLogo am Helm fährt, muss nämlich auch Leistungen bringen. Etwas, dass nicht jedem gelingt, wodurch die Unterstützung auch bald wieder ein Ende finden kann. „Im Rennsport gibt es immer eine Ausrede, wenn man nicht gewinnt“, so Marko in einem Interview mit Road & Track.

„Leider werden viele Fahrer von Eltern unterstützt, die viel Geld ausgeben, manchmal mehr Geld, als sie haben, nur um den Traum zu erfüllen, einen Sohn aufzuziehen, der ein berühmter Rennfahrer wird“, ergänzt Marko, der die manchmal hart wirkende Herangehensweise verteidigt. „Es ist meine Pflicht, ihnen zu sagen, wann sie eine andere Richtung einschlagen und kein Geld mehr verschwenden sollten.“

Helmut Marko: „Ich finde das nicht grausam“

Dabei beschränkt sich dies nicht auf den Nachwuchs. Auch in der Formel 1 bekam dieses System in den vergangenen Saisons gleich mehrere tragische Gesichter. 2016 wurde Danil Kvyat nach einem eher durchwachsenen Saisonstart von Red Bull Racing zu Torro Rosso degradiert und durch das junge Talent Max Verstappen ersetzt.

Als Daniel Ricciardo Red Bull Ende 2018 verließ, scheiterten in der Folge gleich zwei Fahrer daran, sich mit eben jenem Max Verstappen zu messen. Erst Pierre Gasly, dann Alexander Albon. Beide wurden vom Schwesterteam (AlphaTauri) hochgezogen, mussten bei Red Bull aber schnell die Segel streichen – unfreiwillig. Während Gasly bei AlphaTauri wieder eine Chance bekam, schied Albon vorerst ganz aus der Formel 1 aus, bis er 2022 bei Williams den Weg zurück in die Formel 1 fand.

Der Rückstand zu Teamkollege Verstappen war schlichtweg zu groß. Dr. Helmut Marko sieht aber einen Grund dafür: "Sie denken sich: ‚Wie kann ich ihn besiegen?‘ Sie können es nicht, also versuchen sie, die Abstimmung des Autos zu ändern oder ihren Fahrstil anzupassen. Natürlich kann man nicht akzeptieren, dass man einfach nicht so gut ist wie er.“ Jene Piloten müssen mit der Zeit aber genau das akzeptieren, so Dr. Helmut Marko. „Es ist meine Aufgabe, ihnen das klar zu machen. Ist das grausam? Nein, das finde ich nicht.“

Es sind aber Fahrer wie Max Verstappen die zeigen, dass das System des Red-Bull-Nachwuchs auch funktioniert. Mit Sebastian Vettel, der ab 2010 gleich vier Weltmeistertitel am Stück gewann, konnte man bereits zwei Fahrer zu Weltmeistern machen. Zudem gelang auch schon vielen Piloten über Red Bull der Sprung in die Königsklasse. Doch wer das schafft, hängt vor allem von Dr. Helmut Marko ab.