Beim 1. Freien Training in Mexiko fuhr Nyck de Vries seinen letzten Einsatz für Mercedes. Einen emotionalen Abschied später ist der Holländer nicht mehr Teil von Team-Meetings und auf dem Sprung zur Konkurrenz. Mit seinem Wechsel zu AlphaTauri erfüllt sich der 27-Jährige seinen großen Traum von der Formel 1. Und tauscht Silberpfeile gegen Energydrinks.
De Vries' erste Schritte in Faenza
"Wir hatten schon viel Kontakt mit ihm", berichtet Franz Tost. "Er war bereits in Faenza, zur Anpassung des Sitzes." Tost selbst habe den Formel-E-Weltmeister von 2020-21 auch bereits mehrmals getroffen. "Wir tratschen immer ein bisschen. Es ist sehr interessant, und es ist auch wichtig, dass du dich kennenlernst." Zuvor hatte AlphaTauri mit dem Piloten aus der Mercedes-Garage eher sparsam Kontakt.
Ziel: Nyck de Vries so schnell wie möglich in das Team integrieren. "Er wird für uns auch den Young Drivers Test in Abu Dhabi fahren", kündigt Franz Tost an. "Dort kann er das Auto und das Team kennenlernen. Dann schauen wir weiter." Gesellschaft erhält de Vries dabei unter anderem von Fernando Alonso (Aston Martin) und Frederik Vesti (Mercedes).
"Wir haben ein gutes Programm für ihn während der Wintermonate zusammengestellt, um ihn bestmöglich für 2023 vorzubereiten", berichtet Franz Tost. Pierre Gaslys Nachfolger bei AlphaTauri hat große Fußstapfen zu füllen: Der Franzose siegte 2020 in Monza, zwölf Jahre zuvor Sebastian Vettel. "Ich erwarte von Nyck, dass er ab dem ersten Rennen 2023 sehr konkurrenzfähig ist."
De Vries vs. Tsunoda
Der Teamleader-Rolle soll sich Nyck de Vries ebenfalls direkt annehmen. Zumindest wenn es nach Dr. Helmut Marko geht: "Yuki ist jung, und hat nicht diese Erfahrung und den Hintergrund." Deswegen sollte der Formel-2-Champion von 2019 gleich in seinem ersten Jahr in der Formel 1 die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. "Er ist Reservefahrer von fast jedem Mercedes-Team im Fahrerlager und kennt alle möglichen Arten von Simulator-Arbeit. Davon können wir profitieren", erklärt Dr. Helmut Marko. Zusätzlich fuhr Nyck de Vries 2022 als Freitagsfahrer jeweils ein Training bei Mercedes, Aston Martin und Williams. Für letzteres Team auch ein Rennen.
"Das nehme ich als Kompliment", reagierte de Vries darauf. "Ich glaube nicht, dass man unbedingt Formel-1-Erfahrung braucht, um ein Anführer zu sein. Das kommt von Charakter, Persönlichkeit und wie man ist", meint er. "Ich weiß was ich vom Auto, dem Paket und den Menschen um mich herum brauche, um gemeinsam als Team erfolgreich zu sein." Der Niederländer gibt sich zuversichtlich für seine Rookie-Saison.
Franz Tost: Auto wichtiger als Fahrer
"Yuki hat mehr Formel-1-Erfahrung, Nyck ist etwas älter und hat mehr Rennerfahrung", will sich Franz Tost nicht vorzeitig auf eine Nummer eins festlegen. Beide hätten Vor- und Nachteile: Mögliche Schwierigkeiten beim Holländer sieht Tost bei technischen Problemen am Auto. Aufgrund der kargen Formel-1-Erfahrung fehle Nyck de Vries hier das Wissen. Abhilfe schaffen soll der Teamkollege. "Yuki ist zwar auch noch im Lernprozess - aber nächstes Jahr sollte er erfahren genug sein, um ihm technische Tipps zu geben."
"Das Wichtigste ist, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto bauen. Dann ist es für beide einfach, das richtige Setup zu finden und abzuliefern", setzt Franz Tost klare Prioritäten. "Wer von den zwei Piloten am Ende schneller sein wird?" Das werde sich zeigen. "Ich weiß es noch nicht, aber ich freue mich darauf, es herauszufinden. Beide Fahrer haben viel Potenzial, beide Fahrer sind schnell." Nachsatz: "Und ich glaube, dass wir eine sehr erfolgreiche Saison haben werden."
Niederländisches Duo bei Red Bull?
AlphaTauri ist als Schwesterteam von Red Bull (auch) für die Ausbildung zukünftiger Vettels oder Verstappens zuständig. Nyck de Vries ist zwar mit 27 Jahren nicht mehr der Jüngste, aber: "Für uns geht es immer nur um Leistung", erklärt Dr. Helmut Marko. Und: Sergio Perez' Vertrag läuft 2024 aus.
"Wenn die Leute gute Rennen fahren, dann weißt du wie es läuft." Wichtiger sei jedoch jetzt, dass de Vries 2023 bei AlphaTauri abliefert. "Wir planen jetzt aber nicht mit Nyck für 2028 oder ob er überhaupt jemals bei Red Bull Racing sein wird. Es geht nur um Performance", lautet das Schlusswort des Doktors. Bis dahin müssen sich die beiden Holländer Verstappen und de Vries in Monaco zum Abendessen treffen.
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