Unter den fünf Piloten, die das erste Formel-1-Training auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez bestritten, war Jack Doohan der einzige Vollblut-Rookie. Denn mit Liam Lawson, Logan Sargeant, Nyck De Vries und Pietro Fittipaldi hatten alle anderen vier Piloten bereits Sessions im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenende absolviert.
De Vries und Fittipaldi haben jeweils als Ersatzpiloten bereits Grand-Prix-Starts zu Buche stehen. Fittipaldi sprang 2020 bei den letzten beiden Saisonrennen als Reserve für Romain Grosjean nach dessen Feuerunfall in Bahrain ein. Nyck De Vries übernahm 2022 beim Großen Preis von Italien kurzfristig das Cockpit bei Williams, da Alex Albon aufgrund einer Blinddarm-Operation ausfiel.
Doch das Sportliche Reglement der Formel 1 definiert sämtliche Piloten mit weniger als drei GP-Starts als Junior-Fahrer, die für einen der beiden vorgeschriebenen FP1-Einsätze in Frage kommen. Deshalb kamen auch Fittipaldi und De Vries noch in den Genuss eines weiteren Trainings-Einsatzes. Sargeant und Lawson hatten hingegen bislang ausschließlich im Training einen F1-Boliden gesteuet.
Pech für Sargeant: Rote Flaggen kosten Superlizenz-Punkt
Für Logan Sargeant war der Einsatz im ersten Training in Mexiko nicht nur als Vorbereitung auf die Formel 1 gedacht, sondern hatte auch noch einen weiteren Grund: Denn der US-Amerikaner, der für 2022 bei Williams als Stammfahrer einkalkuliert ist, benötigt noch Superlizenz-Punkte. Pro FP1-Einsatz kann man sich einen Zähler abholen.
Allerdings muss dafür eine Distanz von 100 Kilometern absolviert werden. Auf der Formel-1-Strecke in Mexiko entspricht das einer Anzahl von 24 Runden. Doch da das Training zweimal mit einer roten Flagge unterbrochen wurde, scheiterte der derzeitige Formel-2-Pilot an dieser Vorgabe: Sargeant schaffte nur 22 Umläufe auf dem 4,304 Kilometer langen Kurs. Damit blieb ihm der zusätzliche Punkt auf seinem Superlizenz-Konto verwehrt.
Dennoch zog Sargeant, der zuletzt in den USA ein Training bestritten hatte, ein positives Fazit über seinen zweiten FP1-Einsatz. "Ich fühlte mich heute definitiv viel komfortabler. Alles fühlte sich ein bisschen langsamer an und es war einfacher den Rhythmus der Strecke zu lernen und darauf aufzubauen", erzählte er. "Alles in allem ein guter Schritt nach vorne", bilanzierte der 21-Jährige.
Logan Sargeant (Williams)
Ergebnis Mexiko FP1: P17 (+ 3,539 Sekunden)
Rundenzahl Mexiko FP1: 22 Runden
Formel-1-Erfahrung: 2. FP1-Session
Für 2023 als Stammfahrer bei Williams bekanntgegeben
Renault-Motor stoppt Alpine-Junior
Mit seinem Glück zu hadern hatte auch Jack Doohan. Der Alpine-Junior durfte erstmals in den Farben des französischen Rennstalles an einem F1-Wochenende teilnehmen. Doch für ihn endete das Training nach gerade einmal 13 absolvierten Runden. Als Grund für das vorzeitige Ende der Session nannte Alpine Anomalien an der Power Unit. Als Vorsichtsmaßnahme musste Doohan abstellen.
Der Sohn des fünffachen Motorrad-Weltmeisters Mick Doohan zeigte sich dennoch begeistert über seinen ersten Start mit einem F1-Auto im Rahmen eines Formel-1-Wochenendes. "Es ist etwas, an das ich mich sicher für immer erinnern werde", so Doohan. "Sobald ich ins Auto stieg spürte ich einiges an Emotionen in mir hochsteigen", ergänzte der F2-Pilot.
Jack Doohan (Alpine)
Ergebnis Mexiko FP1: P19 (+ 3,908 Sekunden)
Rundenzahl Mexiko FP1: 13 Runden
Formel-1-Erfahrung: 1. FP1-Session
Pietro Fittipaldi: Defekt bei Haas
Die Technik machte auch Pietro Fittipaldi bei seinem ersten Trainingseinsatz der Saison einen Strich durch die Rechnung. Nach neun absolvierten Runden erhielt der Brasilianer in der ersten Kurvenpassage der Strecke von seinem Team die Anweisung seinen VF-22 abzustellen. Zuvor war auf der Start-Ziel-Geraden eine kleine Rauchwolke von dem Boliden, der normalerweise von Kevin Magnussen gesteuert wird, aufgestiegen.
Das Team bestätigte im Anschluss an das Training, dass ein Problem an der Power Unit zu dem verfrühten Ende des Trainings für Fittipaldi geführt hatte. Der Enkel des zweifachen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi löste damit eine von zwei roten Flagge aus.
Pietro Fittipaldi (Haas)
Ergebnis Mexiko FP1: P20 (+ 6,059 Sekunden)
Rundenzahl Mexiko FP1: 9 Runden
Formel-1-Erfahrung: 2 GP-Starts
Liam Lawson sorgt für Trainings-Abbruch
Die zweite Unterbrechung der Session, die schließlich auch zu einem verfrühten Ende von FP1 führte, wurde von Liam Lawson verursacht. Der Neuseeländer rollte in seinem AlphaTauri wenige Minuten vor Schluss mit einem technischen Defekt im letzten Sektor aus.
AlphaTauri stellte an dem Boliden des Red-Bull-Juniors einen plötzlichen Druckverlust fest. Ein Problem, das man bis zum zweiten Training aber wieder in den Griff bekam. Bis zu dem Defekt konnte Lawson das von AlphaTauri geplante Programm zur Gänze abspulen. Außerdem positiv für den DTM-Vizemeister des Vorjahres: Er beendete das Trainings als bester der fünf Junior-Piloten auf Rang 16.
Liam Lawson (AlphaTauri)
Ergebnis Mexiko FP1: P16 (+ 3,154 Sekunden)
Rundenzahl Mexiko FP1: 19 Runden
Formel-1-Erfahrung: 2. FP1-Session
Nyck De Vries verabschiedet sich von Mercedes
Aus anderen Gründen als bei den restlichen Rookies war auch der FP1-Einsatz von Nyck De Vries ein besonderer. Es war nämlich die letzte Ausfahrt des Formel-E-Champions von 2021 für die Silberpfeile. De Vries war bereits in seinem letzten Formel-2-Jahr 2019 von Mercedes unterstützt worden und wurde nach dem Meistertitel in der Nachwuchsserie von Mercedes in der Elektro-Meisterschaft unter Vertrag genommen.
Seitdem gehörte De Vries sowohl in der Formel E als auch als Reservepilot in der Königsklasse zum Stammrepertoire in Brackley. "Wir hatten eine gute Zeit zusammen und ich bin dankbar für die ganzen Möglichkeiten, die ich bekommen habe. Ich habe viel gelernt und neue persönliche Beziehungen im Team aufgebaut.", bedankte sich der Niederländer, der in der kommenden Saison für AlphaTauri sein Debüt als Vollzeit-Fahrer in der Formel 1 gibt.
Für De Vries endet damit nicht nur ein vier Jahre andauerndes Kapitel seiner Karriere sondern auch ein höchsterfolgreiches. Für Mercedes gewann er in der Saison 2020/21 den ersten Weltmeister-Titel überhaupt in der Formel E, wo er insgesamt viermal erfolgreich war. De Vries erklärte, dass er das Training in Mexiko ohne viel Druck entspannt angehen konnte.
Er hat in dieser Saison schon einiges an Routine mit Formel-1-Einsätzen: Mit Williams, Mercedes und Aston Martin ging er viermal im Training an den Start, außerdem bewies er durch seinen ambitionierten neunten Platz als Ersatzfahrer für Alex Albon in Monza seine Reife für die Königsklasse.
Nyck De Vries (Mercedes)
Ergebnis Mexiko FP1: P18 (+ 3,875 Sekunden)
Rundenzahl Mexiko FP1: 20 Runden
Formel-1-Erfahrung: 1 GP-Start
Für 2023 als Stammfahrer bei AlphaTauri bekanntgegeben
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