In Suzuka musste Mercedes Red Bull zur Fahrer-WM gratulieren. Sie selbst standen in Saudi-Arabien das letzte Mal ganz oben auf dem Podium. Nicht 2022, sondern 2021. Seitdem gewann Max Verstappen zwei Weltmeistertitel. 19 Rennen ohne Sieg der Silberpfeile, unvorstellbar in der Turbohybrid-Ära. Das Team aus Brackley durstet nach Erfolg. Ein letztes Aerodynamik-Update soll in Austin den Griff nach den Sternen erlauben.

Mercedes' Plan: Mehr Aerodynamik, weniger Gewicht

"Das ist der letzte Schritt in unserer Aero-Entwicklung und wird uns hoffentlich ein bisschen mehr Leistung bringen", erklärt Andrew Shovlin beim 'Weekend-Debrief'-Video von Mercedes. Nach Barcelona und Silverstone das letzte größere Update-Paket für den W13. Der Trackside-Engineering-Direktor ist vorsichtig optimistisch für das Rennen in Austin. "In Suzuka war unsere Rennpace ziemlich stark. Wenn wir noch einen Schritt nach vorne machen, könnten wir es mit Ferrari und Red Bull aufnehmen."

Der letzte Mercedes-Sieg ist über zehn Monate her , Foto: LAT Images
Der letzte Mercedes-Sieg ist über zehn Monate her , Foto: LAT Images

"Zusätzlich gelang es uns, bei einigen Teilen Gewicht reduzieren. Das wird uns hoffentlich näher an das Gewichtslimit bringen", berichtet der Mercedes-Ingenieur. Zu Jahresbeginn lag der W13 noch rund zehn Kilogramm über dem Mindestgewicht von 798 Kilogramm. Jedes Gramm weniger bringt Vorteile in der Rundenzeit. "Weniger Gewicht ist das einzige Update, das ein Auto garantiert schneller macht", wusste schon Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur. Je nach Gewichtsverlust mehrere Zehntel pro Runde.

Qualifying als Achillesferse bei Mercedes

Besonders wichtig im Qualifying: Genau das war in der bisherigen Saison die Hauptbaustelle bei Mercedes. "In Singapur hätte Lewis fast Pole Position geholt, aber in Suzuka waren beide Autos meilenweit von der Spitze entfernt", traut sich Shovlin keine Prognose für den Großen Preis der USA zu. "Das ist im Moment wirklich schwer zu sagen. Vor allem im Qualifying." Verspricht aber, wie seine Fahrer immer alles zu geben.

Im letzten Jahr gewann Max Verstappen hauchdünn vor Lewis Hamilton. Ein wichtiger Sieg für die Weltmeisterschaft des Niederländers. 2022 ist der WM-Titel schon fix an Verstappen vergeben, Mercedes hatte diesmal nichts mitzureden. Trotzdem hat das Team aus Brackley ein Ziel vor Augen: Ein Rennsieg in den verbleibenden vier Rennen. Wie stehen die Chancen in Austin? "Die Strecke ist sehr knifflig, das war sie schon im letzten Jahr für uns", meint der Mercedes-Ingenieur.

Auf und Ab für Mercedes, nicht nur streckenbedingt

"Es war sehr uneben, unsere Reifen überhitzten stark und wir haben einfach nicht so gut wie Red Bull auf den Softs performt", erinnert sich Andrew Shovlin. Hoffnung für Mercedes: Mehrere Abschnitte vom Circuit of the Americas wurden im Januar neu asphaltiert. Das soll gegen die vielen Bodenwellen helfen. Ein schweres Unwetter 2015 zog die Strecke arg in Mitleidenschaft, die Auswirkungen davon spürten die Formel-1-Piloten noch Jahre später.

Weniger Bodenwellen und ein neuer Asphalt sollten den Silberpfeilen entgegen kommen. Theoretisch: "In diesem Jahr ist es sehr schwer einzuschätzen, wie gut man auf einer Strecke ist. Das weiß man erst, wenn man dort ist", dementiert Shovlin. Also gibt es die Antworten auf die Frage nach einer möglichen Auferstehung von Mercedes erst beim 1. Freien Training in Austin. "Wir müssen einfach am Freitag auf die Strecke fahren, und sehen, welche Probleme auftreten. Dann versuchen wir diese mit unserem Setup so gut wie möglich zu lösen."

In Suzuka kämpfte Mercedes mit Alpine statt um den Sieg, Foto: LAT Images
In Suzuka kämpfte Mercedes mit Alpine statt um den Sieg, Foto: LAT Images

Mercedes als Weltmeister 2023?

Das neue Aerodynamik-Upgrade soll nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristige Lösungen bringen. Mercedes hat mehr als ein Auge schon auf dem W14. "Sehr wichtig: Mit jedem Schritt lernen wir dazu. Diese Erkenntnisse können wir ins nächste Jahr mitnehmen", erklärt Andrew Shovlin.

Die letzte Saison ohne Sieg der Silberpfeile war 2011. Diesen Negativ-Rekord wollen die Mannen von Toto Wolff nicht unbedingt wiederholen. "Vielleicht schaffen wir es in Austin. Ich denke, dass die Strecke unserem Auto entgegenkommen sollte", meinte George Russell Anfang September. Der erste Schritt um dann wieder um Weltmeisterschaften mitzukämpfen, nicht um einen einzigen Sieg.