Lewis Hamilton konnte in der Saison 2022 bisher noch keinen einzigen Sieg einfahren. Bei nur noch vier verbliebenen Rennen ungewöhnlich, schließlich konnte der Rekordweltmeister in bisher jeder Formel-1-Saison, in der der antrat, mindestens ein Rennen gewinnen.

Dass er diese Saison nicht um die ganz großen Erfolge mitfahren kann, war dem Mercedes-Piloten dabei wohl schon bei seinem ersten Einsatz bei den Wintertests klar. Hamilton offenbart auch, dass er die Duelle mit Max Verstappen aus vergangener Saison nicht vermisst, sondern vielmehr die Tatsache, dass er nicht mehr ganz vorne mitfahren kann.

Hamilton ohne Titelchance: Realität verdrängt Frust

Vor 2022 war es lange her, dass Lewis Hamilton nicht um die Weltmeisterschaft fahren konnte. In einem Interview mit der Blick ließ Hamilton durchblicken, dass er das schon sehr früh erkannt hat. „Seit meiner ersten Testrunde in Barcelona irgendwann im Februar“, O-Ton Hamilton.

Das habe ihn auch seine jahrelange Erfahrung gezeigt. „Wenn du so lange Rennen fährst, hast du bei jeder Fahrt mit einem neuen Auto eine Art Fenster vor dir, das dich sofort mit Vertrauen anlächelt – oder eben auch nicht. Und als ich an einigen Stellen die Leistung abrufen wollte, passierte nichts. Kein Lächeln.“

Mercedes fährt der Spitze 2022 mehr hinterher, Foto: LAT Images
Mercedes fährt der Spitze 2022 mehr hinterher, Foto: LAT Images

Eine Rolle bei dieser Erkenntnis habe aber offenbar auch die Budgetobergrenze gespielt, die 2022 bei 140 Millionen US-Dollar liegt. Ohne diese sei es nämlich schnell gegangen, bis etwa ein neuer Unterboden parat stand. „Jetzt dauert es Wochen“, erklärt Hamilton. Zumal Mercedes sich vor allem zu Beginn der Saison sehr schwertat, den W13 zu verstehen und den Silberpfeil damit gezielt zu entwickeln.

Hamilton spricht von einem steinigen Weg. Frust würde bei ihm aber nicht wirklich nicht aufkommen. 2009 habe der Brite bei McLaren nämlich ein ähnliches Gefühl gehabt. Dem britische Rennstall gelang der damalige große Regelumbruch ebenfalls nur bedingt. „Damals hatte ich das gleiche Gefühl wie jetzt, auch wenn ich 2009 in Budapest und Singapur siegte. Aber eben: Ich wusste in Spanien sofort, mit diesem Auto kämpfst du nicht um die WM. Da verdrängt die Realität jeden Frust.“

Hamilton vermisst Verstappen-Duelle nicht

Und mit dieser Realität muss sich das Team aus Brackley abfinden, dabei konnte das Team seit 2014 in jeder Saison den Konstrukterustitel einfahren und verpasste den Fahrertitel mit 2022 nur ein einziges Mal. Lewis Hamilton fuhr gegen Red-Bull-Pilot Max Verstappen dennoch bis ins letzte Rennen um die WM-Krone, auch wenn der Kampf zugunsten des Niederländers ausfiel.

Die Duelle mit Verstappen vermisst Hamilton jedoch nicht unbedingt, wie er verrät. „Aber ich vermisse es, dass ich nicht mehr fähig bin, ganz vorne zu kämpfen. Das gilt natürlich für sehr viele Piloten. Wie schön wäre es, wenn wir alle ein Auto für den Titelkampf hätten.“