Formel 1, Punkte-Farce in Japan: Alpine großer Profiteur

Das Formel-1-Rennen in Japan endete kurios. Nach dem Überfahren der Ziellinie wusste keiner so recht, wie nun Punkte verteilt werden. Aufgrund einer Formulierung im Regelwerk wurden schließlich die vollen Punkte vergeben und das obwohl nur knapp über 50 Prozent der Renndistanz absolviert waren.

Für die meisten Teams und Medienvertreter kam das vollkommen überraschend, sie hatten mit einem verringerten Punktesatz kalkuliert. Laut dieser Punkteverteilung wäre Max Verstappen noch nicht Weltmeister geworden, dadurch dass die vollen Punkte vergeben wurden, war er es dann doch. Begeben wir uns in ein Paralleluniversum, in dem tatsächlich nur Punkte für die halbe Renndistanz verteilt wurden. Wer waren die größten Gewinner und Verlierer?

Verstappen & Perez profitieren: WM-Titel und Doppelführung

Was wenn Max Verstappen in Japan nur 19 anstatt der 25 Punkte erhalten hätte? Damit wäre der Niederländer nicht Doppel-Weltmeister - zumindest noch nicht. Im Großen und Ganzen hätte das aber kaum einen Unterschied gemacht, denn dass er den Titel gewinnt, ist sowieso klar. Verstappen wäre mit noch 111 Zähler Guthaben nach Austin gereist.

Ein Zähler oder eine schnellste Runde (unabhängig von seiner Platzierung) bei einem der letzten vier Grands Prix hätte ihm also gereicht, um den WM-Titel klarzumachen. Weltmeister wäre er also sowieso. Bei Red Bull ist es ähnlich. Die zusätzlichen zehn Punkte aus Japan nimmt man natürlich gerne mit, aber die Konstrukteurs-WM ist so oder so nur eine Formalität.

In der Fahrer-WM profitierte jedoch der zweite Red-Bull-Fahrer sogar positionell von der Punkteverteilung. Dank der 18 Zähler aus Japan überholte Sergio Perez Charles Leclerc (15 Punkte) in der WM-Wertung. Bei reduzierten Punkten hätte Perez nur 14 Punkte gesammelt und damit lediglich zwei Zähler auf Leclerc gutgemacht. Dadurch wäre der Ferrari-Pilot auf P2 geblieben.

Alpine-Bonus gegen McLaren

Weiter hinten im Feld geht es aber noch um wichtige Positionen in der Konstrukteurs-WM und damit um Millionensummen. Alpine konnte Japan als großen Erfolg gegen die direkte Konkurrenz von McLaren im Kampf um den vierten Platz in der Team-Meisterschaft erringen. Vor dem Rennwochenende lag der französische Rennstall noch vier Punkte zurück, jetzt liegt er 13 Punkte vor McLaren.

Während der zehnte Platz von Lando Norris und McLaren punktetechnisch keinen Unterschied machte, erlangte die Mannschaft aus Enstone durch die volle Punkteausschüttung vier Extrapunkte. Auch Sebastian Vettel und Aston Martin kamen unverhofft zu zwei Zusatz-Zählern. Dadurch beträgt der Rückstand in der WM auf Alfa Romeo nur noch sieben Punkte.

Bei dem Trend der letzten Monate zeichnet sich damit langsam ein Positionstausch ab: Alfa holte seit dem Kanada-GP im Juni gerade mal ein mageres Pünktchen, während das Team aus Silverstone seitdem bei sieben von neun Rennen mindestens einen Fahrer in den Top 10 unterbringen konnte.

WM-Stände ohne volle Punkte in Japan

Fahrer-WM

Konstrukteurs-WM

Seit der Formel-1-Saison 2022 gibt es in der Königsklasse nicht mehr wie in der Vergangenheit halbe Punkte bei einem Abbruch-Rennen. Stattdessen werden die Punkte stufenweise je nach der absolvierten Rennlänge vergeben. Bei weniger als 75 Prozent der absolvierten Renndistanz gilt ein vermindertes Punktesystem, bei unter 50 Prozent Renndistanz beziehungsweise weniger als 25 Prozent gelten wiederum andere Punkteschlüssel.

Säule 1: 2 Runden - weniger als 25%
Säule 2: 25% - weniger als 50%
Säule 3: 50% - weniger als 75%
Volle Punkte: 75% - 100%