Es war ein langer Nachmittag für die Formel 1 in Japan. Von Kontroversen begleitet dauerte es nach einem Unfall in der ersten Runde über zwei Stunden, bis das Rennen aufgrund von starkem Regen überhaupt noch einmal gestartet wurde. Dann aber gab es für Max Verstappen kein Halten mehr: Auf der nassen Strecke fuhr er dem Rest der Formel 1 um über 27 Sekunden davon.
Charles Leclerc war chancenlos. Vom eigentlichen Start weg konnte er den Anschluss nicht halten, und in der letzten Runde wurde er nach einer Fünf-Sekunden-Strafe für Abkürzen auch noch von Sergio Perez um den zweiten Platz gebracht. Beim Verteidigen hatte er in der letzten Schikane einen Fehler gemacht.
Die Punkteränge: Hinter den Top-3 kamen Ocon und Hamilton ins Ziel, vor einem sensationellen Sebastian Vettel. Der hatte sich am Start nach einer kleinen Kollision ganz hinten wiedergefunden, schaffte es aber mit einem starken Strategie und einem frühen Wechsel auf Intermediates zurück auf Platz sechs. Fernando Alonso, George Russell, Nicholas Latifi und Lando Norris komplettierten die Punkte. Für Mick Schumacher ging ein Poker mit Regenreifen nicht auf, er landete auf dem letzten Platz. Die schnellste Runde holte Guanyu Zhou auf P16, damit wird der Bonuspunkt nicht vergeben.
Formel 1 - WM-Stand 2022: Verstappen ist Weltmeister?!
Der WM-Stand: Chaos herrschte im Ziel. Es kam nämlich Verwirrung auf, wie die im Winter für Abbruch-Rennen geänderten Punkte zur Anwendung kommen sollten. Daher herrschte Unklarheit, ob Verstappen denn nun Weltmeister sei oder nicht.
Erst gingen viele davon aus, dass, da aufgrund der langen roten Flagge weniger als 75 Prozent der Distanz absolviert wurden, keine vollen Punkte vergeben würden. Doch die Regeln spezifizieren: Wird ein Rennen wieder gestartet und nicht durch die rote Flagge sondern durch das Erreichen des Zeitlimits beendet, so gibt es volle Punkte. Damit reicht es knapp - Verstappen ist Weltmeister.
Formel 1 2022: Gesamtwertung Fahrer und Teams
Kontroversen gab es aber schon beim Start. Nachdem infolge eines Unfalles von Carlos Sainz ein Bergefahrzeug auf die Strecke geschickt wurde, bevor das Rennen abgebrochen wurde, gab es scharfe Kritik von allen Seiten.
Sainz crasht Ferrari bei Chaos-Start - rote Flagge
Das Wetter: Ein mittäglicher Regenschauer sorgte in Suzuka gleich beim eigentlichen Start für schwierige Bedingungen. Das Rennen begann bei anhaltendem Nieselregen auf nasser Strecke, mit nur 17 Grad Luft- und 21 Grad Streckentemperatur. Fast alle Piloten zogen neue Intermediates auf, Lewis Hamilton setzte auf bereits im Training verwendete. Laut den Prognosen sollte der Regen in der ersten halben Stunde auch stärker werden. Pierre Gasly fehlte in der Startaufstellung, nachdem er über Nacht große Setupänderungen vorgenommen hatte. Das bedeutete einen Start aus der Box.
Die Startphase: Leclerc kam perfekt weg und setzte sich neben Verstappen in Kurve eins, doch der Red-Bull-Pilot hielt außen dagegen. Am Ausgang steckte Leclerc schließlich zurück, damit blieben die ersten beiden Plätze unverändert. Perez kassierte dahinter den dritten Platz von Carlos Sainz ein. Sebastian Vettel startete ebenfalls sehr gut, doch beim Einlenken kam er bei schlechter Sicht zu weit nach innen, touchierte Fernando Alonso und drehte sich.
Das wirkliche Chaos passierte aber erst ab der Haarnadel. Im darauffolgenden Rechtsbogen verlor Sainz das Heck, drehte sich in die Bande und zerlegte seinen Ferrari nachhaltig. Pierre Gasly erwischte eine auf die Strecke zurückgeschleuderte Bande und beschädigte sich den Frontflügel, konnte aber weiterfahren. Unabhängig davon rollte Alex Albon am Ausgang der Haarnadel mit Hydraulik-Defekt durch einen Kontakt früher in der Runde aus, und wiederum unabhängig davon drehte sich Guanyu Zhou innerhalb des Williams.
Passiert war niemandem etwas, aber nach einer Runde hinter dem Safety Car brach die Rennleitung ab. Nicht nur für die Aufräumarbeiten, auch das Wetter wurde schlechter. Gasly war an der Box stocksauer: Er hatte nach der ersten Runde gestoppt, und als er versucht hatte, den Safety-Car-Zug einzuholen, stand an der Sainz-Unfallstelle bereits ein Kran am Streckenrand. Die rote Flagge war nur Sekunden davor ausgerufen worden.
Vorne führte Verstappen vor Leclerc, Perez, Ocon, Hamilton, Alonso, Russell, Ricciardo und Tsunoda. Schumacher, Stroll und Magnussen waren dahinter die großen Gewinner der Startphase, Norris auf P13 nach Beinahe-Kontakt mit Stroll in der Haarnadel der große Verlierer. Bottas, Latifi, Vettel, Zhou und Gasly konnten noch weiterfahren. Für Albon und Sainz war das Rennen vorbei.
Japan-Neustart mit zwei Stunden Verzögerung
Der Neustart: Nach einer dreiviertelstündigen Unterbrechung plante die Rennleitung hinter dem Safety Car und mit verpflichtendem Regenreifen einen neuen Startversuch, blies den jedoch zwei Minuten davor ab. Lange herrschte Funkstille, erst um 16:15 Uhr Ortszeit wurde bei nur mehr leichtem Nieselregen ein neuer Versuch unternommen. Aufgrund der Dreistunden-Regel war eine volle Renndistanz nicht mehr möglich, nur mehr 45 Minuten verblieben.
Diesmal verließ man auch die Boxengasse. Zwar äußerten sich die Fahrer hinter dem Safety Car vorsichtig optimistisch über die Streckenbedingungen, aber das Hinterfeld beklagte anfangs schlechte Sicht. Nach drei Runden entschied die Rennleitung schließlich auf einen fliegenden Start.
Vorne legten alle vorsichtig los, nur Magnussen holte sich Stroll. Latifi und Vettel pokerten sofort und kamen an die Box, um sich Intermediates zu holen. Aston Martin schickte Vettel zurück in die Latifi-Fahrbahn, die Rennleitung sprach ihn aber frei.
Vettel-Poker mit frühem Intermediate-Stopp
Die Intermediate-Boxenstopps: Eine Runde nach Vettel und Latifi kam Norris, er fiel aber schon klar hinter die beiden zurück. Daraufhin stoppte in Runde acht fast das ganze restliche Feld. Alonso, Ricciardo, Schumacher und Zhou blieben draußen, Verstappen kam direkt hinter ihnen wieder auf die Strecke.
Alonso und Ricciardo stoppten in Runde neun, Verstappen kassierte Schumacher auf der Ziellinie und holte sich die Führung zurück. Die Haas-Box begann einen erfolglosen Poker auf ein Safety Car, Schumacher wurde durchgereicht. Vor Spoon ging Leclerc an ihm vorbei, und in der nächsten Runde kassierten ihn Perez, Ocon und Hamilton. Zhou hatte da den Versuch, auf Regenreifen zu bleiben, auch schon aufgegeben. Schumacher zog den Poker bis Runde elf durch, dann wechselte er und fiel auf den letzten Platz zurück.
Verstappen und Leclerc flogen vorne mit schnellsten Runden davon. Perez, Ocon und Hamilton sicherten sich dahinter ab, dann folgte schon Vettel, für den der frühe Stopp perfekt aufgegangen war. Alonso, Latifi, Norris und Tsunoda komplettierten die Top-10 vor einem am Funk richtig sauren George Russell. Der war in der gleichen Runde wie Hamilton gestoppt und hatte deshalb beim Reifenwechsel warten müssen. Ab Runde 13 meldete er auch noch Bremsprobleme.
Verstappen fährt der Formel 1 in Japan davon
Der weitere Rennverlauf: Langsam begann Verstappen vorne seinen Vorsprung auf Leclerc auszubauen. In Runde 16 betrug er erstmals über zehn Sekunden. Auch Perez konnte nun schneller und kam dem Ferrari langsam näher.
Ocon hatte dahinter zwar Hamilton im Heck, konnte sich aber gegen den Mercedes wehren. Der einzige Fahrer, der mit Überholmanövern glänzen konnte, war Russell. In aufeinanderfolgenden Runden fuhr er vorbei an Tsunoda und Norris und lag nun an neunter Stelle. In Runde 19 schaffte er es auch an Latifi vorbei auf P8.
Leclerc verspielt zweiten Platz in letzter Kurve
Die Schlussphase: Die Intermediate-Reifen im Arbeitsfenster zu halten gestaltete sich schwierig. Nachdem mit Tsunoda, Stroll, Zhou und Gasly vier weiter hinten erneut für neue Reifen stoppten, folgte ihm mit Alonso in Runde 23, acht Minuten vor dem Zeitlimit, einer aus den Top-10. Alonso fiel dadurch hinter Russell, Latifi und Norris zurück auf den zehnten Platz. Mit besseren Reifen ging er sofort an Norris und Latifi wieder vorbei.
Vorne hatte auch Leclerc diese Möglichkeit diskutiert, sie dann aber verworfen. Die Pace des Ferrari war allerdings nun weit weg von Red Bull. Sechs Minuten vor Schluss hatte ihn Perez endgültig eingeholt und begann immer mehr Druck aufzubauen.
Perez versuchte in der letzten Runde noch zwei Attacken. In der Haarnadel versuchte er innen reinzustechen, dann zeigte er sich vor der Schikane erneut. Leclerc verbremste sich und rutschte geradeaus, blieb auf der Linie nur 0,303 Sekunden vor dem Red Bull. Perez beschwerte sich gleich am Funk über das Abkürzen, die Stewards sprachen fünf Strafsekunden aus.
Verstappen interessierte das nicht, er wurde mit 27,066 Sekunden Vorsprung nach 28 Runden als Sieger abgewunken. Perez und Leclerc komplettierten das Podium. Ocon und Hamilton komplettierten die Top-5. Vettel rettete den sechsten Platz nur knapp - Alonso war auf den neuen Reifen herangeflogen, hatte sich in der vorletzten Runde Russell geschnappt und dann noch den Aston Martin attackiert. Elf Tausendstel rettete Vettel über die Linie.
Alonso holte Platz sieben, Russell, Latifi und Norris die letzten Punkte. Ricciardo, Stroll, Tsunoda, Magnussen, Bottas, Zhou, Gasly und Schumacher komplettierten das Ergebnis. Abseits der TV-Kameras waren kurz vor Schluss noch Stroll und Schumacher in Kurve elf kollidiert, dafür gab es aber keine Strafe.
Die Top-Facts des Rennens
- FIA nach Bergungs-Zwischenfall massiv in der Kritik
- Regel-Chaos um die WM-Entscheidung
- Verstappen wird Regen-Reputation gerecht
- Leclerc-Regenpace enttäuschend
- Vettel verwandelt Strategie-Glanzleistung
diese Formel 1 Rennbericht