Die FIA-Bekanntgabe über die Analyse der Finanzberichte ist bis 10. Oktober vertagt, das Budget-Cap-Drama beherrscht aber nach wie vor den Formel-1-Paddock. Nicht nur die Teamchefs von Mercedes und Ferrari äußern sich kritisch, auch deren Piloten. Ausnahme: Max Verstappen, der im Gegenzug zu Christian Horner am liebsten gar nichts zu dem Thema sagen würde.

Russell vertraut FIA-Strafen, bietet aber Alternativen an

"Ich weiß von Mercedes, wie hart das ganze Team gearbeitet hat, um innerhalb des Cost Caps zu bleiben", berichtet George Russell. Menschlich und technisch: 40 entlassene Mitarbeiter (Quelle Toto Wolff), zudem habe die Kostenobergrenze die Entwicklung des W13 ordentlich eingeschränkt. "Wir hätten mehr Performance erreichen können, wenn wir mehr Geld gehabt hätten."

Singapur: George Russell und Bernd Mayländer auf Abwegen, Foto: LAT Images
Singapur: George Russell und Bernd Mayländer auf Abwegen, Foto: LAT Images

George Russell hat vollstes Vertrauen in die FIA bei der Überprüfung der Team-Finanzen. "Ich vertraue Mohammed [Ben Sulayem] und der FIA, dass sie die Leute bei Regelbruch angemessen bestrafen", so der Mercedes-Pilot. Hat aber im Notfall auch seinen eigenen Strafenkatalog parat: "Ich finde, dass der Betrag, der überschritten wurde, dem Budget des nächsten Jahres abgezogen werden sollte. Und zusätzlich noch etwas mehr als Bestrafung", fällt 'Richter Russell' sein Strafurteil.

"Ich bin stolz auf mein Team. Auf die Entscheidungen, die es getroffen hat, um die Regeln einzuhalten", meinte Teamkollege Lewis Hamilton schon in Singapur. Zum Thema Budget-Cap möchte sich der Brite nicht äußern: "Das sind bisher nur Gerüchte." Wie Russell vertraue er Mohammed Ben Sulayem, der FIA-Präsident habe in solchen Dingen immer eine klare Linie gezeigt. "Regeln sind Regeln. Ein Verstoß kann das Kräfteverhältnis der Teams unfair verschieben, das muss man auf jeden Fall ernst nehmen", warnt Hamilton. Und stellt eine Theorie auf. "Wenn wir 300.000 mehr für einen neuen Unterboden oder Flügel ausgeben hätten können, hätte das das Ergebnis der Weltmeisterschaft verändert", so der Brite auf Sky Sports UK.

Leclerc: Bestrafung für Übeltäter, welche ist mir egal

Mehr Performance wäre auch bei Ferrari mit einem größeren Budget möglich gewesen. "Wenn wir mehr Geld gehabt hätten, wären wir schneller auf der Strecke", bestärkt Charles Leclerc. Und übt sich wie Russell in der Jurisdiktion: "Jeder, der die Regeln missachtet, sollte bestraft werden. Welche Strafe ist nicht meine Sache." Besonders die Chefs von Russell und Leclerc äußerten sich in den letzten Tagen hart zu den Spekulationen über eine mögliche Überschreitung des Budget-Limits hinsichtlich Red Bull.

Russell und Leclerc gemeinsam gegen Budget-Cap-Sünder, Foto: LAT Images
Russell und Leclerc gemeinsam gegen Budget-Cap-Sünder, Foto: LAT Images

"Damit beschäftige ich mich nicht wirklich. Das betrifft die Teams und die FIA", will sich Max Verstappen nicht mit diesen Dingen befassen. "Ich fokussiere mich nur auf das Rennfahren." Der Holländer kann in Suzuka mit einem Sieg und der schnellsten Rennrunde seinen zweiten WM-Titel amtlich machen. Sein Teamchef Christian Horner ist hingegen einer der Hauptakteure im Budget-Cap-Drama: "Diese Beschuldigungen diffamieren das Team, die Marke und auch die Formel 1."

Mercedes Siegchance: Neuer Versuch in Suzuka?

Zurück zum Sportlichen. Viele räumten Mercedes in Singapur sogar Chancen auf den ersten Sieg der Saison ein, eine weitere Schwalbe, die keinen Sommer machte. Oder? "Vom Ende des Feldes zu starten, bei diesen Bedingungen, das wäre niemals ein einfaches Rennen gewesen", meint George Russell. "Das passiert eben, wenn man auf einer Strecke wie Singapur ein schlechtes Qualifying fährt." Aber: Der Speed des W13 war da. Lewis Hamilton war im Qualifying nur 54 Tausendstel von der Pole entfernt, George Russell verpasste Q3, holte im Rennen aber die schnellste Rennrunde.

"Ich wäre liebend gern so konkurrenzfähig wie letztes Wochenende", meint George Russell. 'Mutige' Reifen-Entscheidungen, ein schlechtes Qualifying und ein fragwürdiges Duell mit Mick Schumacher später, beendete der 24-Jährige das Rennen auf P14. Hinter ihm nur die sechs ausgefallenen Piloten. "Sehr schade für das Team, dass wir die gute Pace nicht ausnutzen konnten."

In Suzuka werde es vermutlich härter für Mercedes, die Konkurrenten Ferrari und Red Bull (zu) stark. Aber: "Wir haben sonntags immer eine recht gute Pace. Also gibt es keinen Grund, warum wir nicht im Kampf dabei sein sollten." Der letzte Sieger in Suzuka war mit Valtteri Bottas immerhin ein ehemaliger Mercedes-Pilot.