Die voraussichtlich letzten sechs Rennen von Nicholas Latifis Formel-1-Karriere beginnen unrühmlich. In Singapur drückte der Williams-Pilot schon in der siebten Runde den Alfa-Sauber von Guanyu Zhou in die Betonmauer. Beide fielen aus, und die Stewards sahen in Latifi den klaren Schuldigen, indem sie ihm fünf Strafplätze für den Japan-GP aufbrummten.
Für beide Fahrer war das Rennen mit Aufhängungsschäden vorbei. Latifi bemühte sich um eine Verteidigung: "Ich habe einfach nicht gesehen, ob er da war, oder ob er innen war. Und weil ich so weit draußen war, war ich an dem Punkt, wo er im toten Winkel der Spiegel war."
Latifi war in der Kurvenkombination zu Rundenbeginn weit rausgerutscht, und kam daher schlecht aus Kurve 3 heraus. Zu weit innen war er dann für Kurve 5, was Zhou zu nutzen versuchte, indem er sich links außen daneben setzte: "Ich war neben ihm, wollte zum Konter ansetzen, und das nächste, was ich vor Kurve 5 sah, war, dass er komplett nach links hinüberzog."
Zhou kontert Latifi: Muss besser aufpassen
Bei Zhou kommt Latifis Argumentation zum toten Winkel nicht gut an. "Wir haben die ganze Runde davor gekämpft", beschwert er sich. Sein Gegenargument: Wenn ein Auto plötzlich aus den Rückspiegeln verschwindet, muss der Verteidiger zwangsweise davon ausgehen, dass es sich in einem toten Winkel befindet. "Wenn du den Bremspunkt in der Kurve davor verpasst, musst du damit rechnen, dass da wer reinsticht, gerade bei diesen Bedingungen. Es ist keine Entschuldigung, ob er mich gesehen hat oder nicht. Da musst du besser aufpassen."
"Ich schätze, er muss öfter in den Spiegel schauen", meint Zhou. "Manche Fahrer sollten einfach gesagt ein bisschen fairer sein, anstatt es auf die Spiegel zu schieben." Die Stewards schlossen sich dem an, und sprachen Latifi die "überwiegende Schuld" am Unfall zu, weil er einfach die normale Rennlinie nahm. Nun muss der Williams-Pilot im Japan-GP von fünf Startplätzen weiter hinten losfahren, und bekommt zwei Strafpunkte auf seine Lizenz. Insgesamt hält er dort bei drei.
Für Zhou war der Frust schon vor dem Unfall groß, nachdem er beim Start einmal mehr das Auto abwürgte und das Anti-Stall-System griff. Das war der Grund, warum er überhaupt erst hinter Latifi gelandet war. "Der eigentliche Start war gut, dann griff das Anti-Stall. Seltsam, das müssen wir uns anschauen." Ähnliche Probleme hatte Alfa mehrmals zu Saisonbeginn, meinte die aber dann im Griff zu haben.
Und Latifi? Der hatte zum frühen Zeitpunkt des Unfalles schon den Anschluss an das Feld verloren. Fast acht Sekunden war er zurückgefallen. "Ich bin auch mit nur drei funktionierenden Bremsen herumgefahren, das war bis zu dem Zwischenfall nicht angenehm", verteidigt er sich. "Ich habe einfach versucht, auf der Strecke zu bleiben und nicht rauszurutschen."
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