Gerüchten zufolge galt der Deal zwischen Porsche und Red Bull zur Entwicklung der neuen Motoren für 2026 als so gut wie durch, bevor die Deutschen in Monza doch das Scheitern bekanntgaben. Red-Bull-Teamchef Christian Horner widerspricht diesen Darstellungen: "Es gab nur Gespräche. Nie wurde etwas unterschrieben und es gab auch keine Einigung. Ich will aber nicht ins Detail gehen, wie diese Diskussionen abgelaufen sind." Dass die Zuffenhausener angeblich von einer baldigen Übereinkunft ausgingen, kann Horner nicht nachvollziehen: "Große Organisationen brauchen viel Planung, also haben sie wohl schon etwas vorausgeplant. Es gab nie einen bindenden Vertrag zwischen den beiden Parteien. Es musste also auf ihrer subjektiven Wahrnehmung basieren."

Die Ablehnung der möglichen Zusammenarbeit ging von Red Bull selbst aus, wie Horner erklärt: "Es gab eine Interessensbekundung und unsere Anteilseigner haben es in Betracht gezogen. Sie haben dann aber entschieden, dass es nicht das Richtige für Red Bull war." Deswegen verliert der Brite auch kein schlechtes Wort über den deutschen Sportwagenhersteller: "Porsche ist großartig, also war es nur natürlich mit ihnen zu diskutieren und Möglichkeiten auszuloten. Am Ende war es so, dass wir strategisch nicht davon profitiert hätten." Bis es zu dieser Entscheidung kam, verging jedoch einiges an Zeit, wie Horner zugab: "Die Debatten gingen über sechs bis sieben Monate. Wir kamen zu unserem Ergebnis: Die Entscheidung war, dass wir sie nicht weiterführen wollen."

Formel 1: Red Bull Porsche Deal geplatzt! Was jetzt? (09:40 Min.)

Red-Bull-Strategie: Alles unter einem Dach in Milton Keynes

Doch wie sieht Red Bulls Strategie ohne Porsche aus? Horner gab sie stolz zu Protokoll: "Die Richtung von Red Bull ist klar. Wir haben uns für ein neues Abenteuer entschieden, nachdem sich Honda aus der Formel 1 zurückgezogen hat. Ein Teil davon war natürlich der homologierte Motor, der uns ermöglicht die aktuelle Regelperiode zu beenden. Wir haben eine Fabrik in Milton Keynes gebaut und bereits einige der Top-Talente des Sports rekrutiert. Dort gibt es bereits 300 Angestellte in einer Fabrik auf dem letzten Stand der Technik. Wir hatten den ersten Prototypen für einen V6-Motor für 2026 schon vor der Sommerpause am Laufen."

"Unsere Strategie ist es Chassis- und Motorenabteilung unter einem Dach zu haben. Die Motorenleute arbeiten direkt neben den Chassis-Entwicklern. Das soll unverändert bleiben. Zu keinem Zeitpunkt hätte ein Investor oder Hersteller daran etwas geändert", erklärte Horner. Die Porsche-Ingenieure hingegen hätten ihr Entwicklungszentrum wohl kaum in Milton Keynes eingerichtet, sondern wären in Deutschland verblieben.

Red Bull will in Milton Keynes alles unter einem Dach haben, Foto: Red Bull Content Pool
Red Bull will in Milton Keynes alles unter einem Dach haben, Foto: Red Bull Content Pool

Horner: Porsche bringt nichts mit, was Red Bull nicht selbst kann

Doch nicht nur die Örtlichkeit, sondern auch die Entscheidungsstrukturen bei Red Bull sollten bestehen bleiben: "Unsere Unabhängigkeit ist eine Stärke, weil wir schnelle Entscheidungen treffen können. Es gibt wenig Bürokratie, wir sind einfach nur ein Rennstall. Das ermöglicht uns schnelle und effektive Entscheidungen. Wir können als Team auf alles schnell reagieren. Wir haben schon oft gesehen, dass Hersteller weniger autonom agieren können, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Es war der zentrale Punkt unsere Arbeitsweise zu schützen, welche zuletzt so erfolgreich war."

Der Plan mit Porsche wäre gewesen, dass Red Bull den Verbrennungsmotor auf Basis des Honda entwickelt und die Deutschen den neuen, wesentlich stärker werdenden, Hybridteil der Powerunit beisteuern. Am Ende entschied sich Red Bull gegen das Porsche-Knowhow: "Was wir uns gefragt haben, als wir einen neuen Motor bauen wollten, war: Was können sie einbringen, auf das wir kaum Zugriff haben? Nach reiflicher Überlegung kamen wir zum Schluss, dass wir eigentlich gut aufgestellt sind. Mit unseren neuen Angestellten auf technischer Seite fühlen wir uns nicht im Nachteil gegenüber unseren Konkurrenten."

Red Bull will gegen Mercedes und Co. bestehen, mit Honda als Partner?

Diese Konkurrenten werden Mercedes, Ferrari, Renault und auch Audi heißen. Wie soll Red Bull gegen deren Hybridkompetenz ankommen? Horner freut sich auf diese Herausforderung: "Sobald wir die Entscheidung getroffen haben, waren wir voll bei der Sache. Es ist kein leichtes Unterfangen. Manche glauben wir sind vollkommen verrückt, gegen Ferrari, Mercedes und Renault antreten zu wollen. Das ist aber der Weg von Red Bull, das Unmögliche zu erreichen. Dasselbe wurde uns ja auch schon gesagt, als wir unser eigenes Chassis bauen wollten." In Milton Keynes sei man vorbereitet: "Wir sind mit unseren neuen Investitionen in der Fabrik in der Lage, alle Aspekte des Motors selbst herzustellen."

Für einen Motorenhersteller hielt der Teamchef der Roten Bullen die Türe trotz aller Unabhängigkeitsbestrebungen dennoch offen: "Honda hat sich aus der Formel 1 zurückgezogen, weil sie sich auf die Elektrifizierung ihrer Produkte fokussieren wollten. Sie wollten weg von Verbrennungsmotoren. Wenn sie wieder in die Formel 1 zurückwollen, dann müsste das berücksichtig werden. Wenn es da ein Interesse, beispielsweise bei den Batterien, gibt, dann könnte das eine interessante Diskussion sein. Was den Verbrennungsmotor angeht, steht unser Fahrplan." Honda könnte also die ursprünglich Porsche zugedachte Rolle doch noch übernehmen. Aktuell arbeiten die Japaner immer noch mit den WM-Führenden zusammen, auch wenn der Antriebstrang für Red Bull Racing und AlphaTauri offiziell Red Bull Power Trains heißt.