Motorsport-Magazin.com: Vor zwei Wochen haben sie gesagt, es ist kompliziert mit Porsche. Warum wurde es jetzt zu kompliziert?
Dr. Helmut Marko: Es hat sich im Laufe der Verhandlungen herausgestellt, dass die Partnerschaft Red Bull Racing schwächen würde. Unsere DNA ist leidenschaftliches Racing mit unglaublich schnellen Entscheidungen und ganz, ganz simpler Struktur. Das heißt ohne Board Meetings, Advisory Boards und weiß der Teufel, was es in so einem Konzern alles gibt. Das hätte uns wie gesagt geschwächt und nachdem Porsche ja auch auf einen Teamanteil bestanden hat, hat man gesagt 'Nein, es ist besser für beide Teile, wir lassen es.'

Ab wann hat sich das herauskristallisiert?
Dr. Helmut Marko: Je mehr Verhandlungen stattgefunden haben.

Eine große Überraschung kann das bei den Verhandlungen mit einem deutschen Automobilhersteller aber nicht gewesen sein…
Dr. Helmut Marko: Wie gesagt, das hätte in unserer Teamstruktur wahrscheinlich das ganze Geschehen zum negativen beeinflusst. Es macht ja keinen Sinn, wenn es marketingmäßig zwar toll wäre, wenn aber dann die Performance leidet.

Sind Sie persönlich traurig, dass es jetzt doch nicht zustande kommt?
Dr. Helmut Marko: Naja, die erste Idee, der erste Gedanke war sicher gut. Marketingmäßig wäre das sensationell gewesen, aber wenn es dann in den Details nicht passt... Wir haben uns nicht vorstellen können, dass (es gut geht), wenn man so viel Bürokratie und Organisation in ein erfolgreiches Rennteam hineinträgt.

Ist es auch ein bisschen etwas Persönliches, dass Sie und Christian Horner sich da vielleicht nicht überall mit hinein reden lassen wollen?
Dr. Helmut Marko: Es ist ein Team, das seit 2009 gewinnt und um Weltmeisterschaften kämpft. Dass man diese Struktur ändert, darin haben wir keinen Sinn gesehen. Aber das hat nichts Persönliches mit Christian Horner zu tun, der kriegt jederzeit irgendwo anders einen Job und um mich brauch man sich auch keine Sorgen machen.

Was bedeutet das jetzt für das Team? Hat es Auswirkungen, dass es nicht zustande gekommen ist oder hätte es nur Auswirkungen gehabt, wenn es zustande gekommen wäre?
Dr. Helmut Marko: Es hätte nur Auswirkungen gehabt, wenn es zustande gekommen wäre. Wir haben alles, also für uns läuft es weiter wie immer. Das Einzige ist, dass wir auf der Kostenseite höhere Kosten haben, aber das ist von unseren Gesellschaftern akzeptiert worden. So gesehen ist das kein Problem. Wir haben eine Fabrik, die voll im Zeitplan liegt. Man weiß eh schon, dass unser erster Motor gelaufen ist. Wir vergrößern laufend den Mitarbeiterstand und wir gehen voran, so wie wir es geplant haben, nachdem Honda uns den Ausstieg bekanntgegeben hat, denn wir wollen einfach unabhängig sein. Das heißt aber nicht, dass wir im Motorensektor nicht Kooperationen ins Auge fassen.

Es ist ja kein Geheimnis, dass die Verbindung zu Honda immer noch sehr eng ist, es waren am letzten Wochenende auch wieder Honda-Vertreter da. Ist das jetzt nur für die nahe Zukunft oder laufen da auch für 2026 Gespräche?
Dr. Helmut Marko: Sowohl als auch.

Wie kann das aussehen? Honda wird sicherlich auf den Standort Sakura bestehen und dann hätten sie zwei Motorfabriken…
Dr. Helmut Marko: Dazu führen wir Gespräche. Aus der Erfahrung haben wir gelernt und werden diese Gespräche entsprechend in diese Richtungen führen, dass ganz klar ist, dass die Vorteile, die unser Paket hat in keiner Weise eingedrückt werden.

Kann es sein, dass eine Hybrid-Komponente in Japan entsteht und der Verbrennungsmotor in Milton Keynes?
Dr. Helmut Marko: Wir führen Gespräche, alles ist möglich!

Gibt es hier kein Vakuum in Milton Keynes? Der Prüfstandsmotor lief ohne Hybrid-Komponente, für die Hybridisierung hätte Porsche zuständig sein sollen…
Dr. Helmut Marko: Wir haben diese Expertise noch nicht. Am Batterie-Sektor schränken wir uns ein. Aber wir haben bereits Kontakte mit Firmen, die auf diesem Sektor sehr, sehr weit und vielleicht auch schon besser sind, als es in der Formel 1 derzeit vorhandenes Material ist.