In der Turbo-Hybrid-Ära führte kein Weg an Mercedes vorbei. Sieben Fahrer-Titel, acht Mal wurden die Silberpfeile Konstrukteurs-Weltmeister. Nur im letzten Jahr der alten Auto-Generation, im letzten Rennen, in der letzten Runde musste sich der deutsche Automobilkonzern dem Energy-Drink-Hersteller geschlagen geben. Stoff, der Geschichte schreibt, nicht nur wegen des kontroversen Finales.

Zeitsprung: Genau diesem Maverick aus Milton Keynes muss sich Mercedes auch 2022 beugen. Wie der Rest des Feldes. Red Bull agiert nach Startschwierigkeiten so dominant wie einst Mercedes. Toto Wolff kritisierte bereits den Unterhaltungswert dieser Saison. "Wenn Verstappen vorne wegfährt, sind die beiden Ferraris die einzige Unterhaltung im Rennen." Schlittern wir von einer 'langweiligen' dominanten Ära direkt in die nächste?

11 der 12 Red-Bull-Siege gehen auf Max Verstappens Konto, Foto: LAT Images
11 der 12 Red-Bull-Siege gehen auf Max Verstappens Konto, Foto: LAT Images

Horner wünscht sich eine Red-Bull-Dominanz

"Ich kann mir nur wünschen, dass Toto über die nächsten acht Jahre die gleichen Schmerzen erleiden muss", scherzte Christian Horner nach Max Verstappens fünften Sieg in Folge bei Sky. Die gleichen Schmerzen, mit denen Red Bull während der Mercedes-Dominanz kämpfte. Hin und wieder ein Sieg, der Gedanke an den Weltmeistertitel musste beim Rennstall aus Milton Keynes immer schon nach ein paar Rennen verworfen werden. Das hinterließ Spuren. "Natürlich würden wir gerne die nächsten acht Jahre in der Formel 1 dominieren", lautete Christian Horners Kampfansage.

Nicht acht, aber vier Jahre war Red Bull schon einmal Kaiser der Königsklasse. Zusammen mit Sebastian Vettel feierte das Team von Dietrich Mateschitz einen geradezu märchenhaften Aufstieg und bis heute unerreichte Erfolge: Neun Siege in Serie, 13 in einer Saison, vier aufeinanderfolgende Weltmeistertitel. "Das machen wir bei Red Bull so. Wir machen das Unmögliche möglich", verkündete Christian Horner.

Red Bull: Die Mavericks aus Milton Keynes

Beim damals und heute jüngsten Teamchef fließt Red Bull im Blut. "Wir sind die Herausforderer, die Mavericks!", stellt Christian Horner klar. Eine Red-Bull-Dominanz hält der Teamchef trotzdem für eher unwahrscheinlich. "Wir haben jetzt gerade ein wundervolles Jahr und das Team performt auf höchstem Level." Zu stark sei aber die Konkurrenz. "Ferrari ist sehr schnell und Mercedes kommt gerade wieder auf die Beine."

Bei fünf Siegen in Folge für Max Verstappen und einem streckenunabhängig schnellen RB18, schwer vorstellbar. Aber: Die neuen Unterboden-Regeln könnten die Kräfteverhältnisse ändern. Zusammen mit der wenigsten Zeit im Windkanal und für CFD-Simulationen ein Nachteil für Red Bull. "Ich könnte jetzt dagegen argumentieren und sagen, dass wir die besten Leute haben", scherzt Chefingenieur Paul Monaghan. "Aber da bin ich nicht ganz objektiv."

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir von der guten Leistung jetzt in der nächsten Saison profitieren werden", erklärt Paul Monaghan. "Wir müssen uns zumindest auf Augenhöhe mit unseren Gegnern befinden. Zusätzlich sind die Regeländerungen an der Höhe der Unterbodenkante und der Steifheit zu meistern." Der Red-Bull Chefingenieur warnt, dass das Team trotz weniger Aero-Testzeit das Auto mindestens gleich schnell und gut wie die Konkurrenz entwickeln müsse. "Wenn uns das gelingt, sind wir nächstes Jahr wieder vorne dabei."

Red Bull vertraut altem und neuem Personal

"Ob wir das schaffen können?", fragt sich (nicht nur) Paul Monaghan. "Natürlich werden wir wieder konkurrenzfähig sein. Die Frage ist: Können wir dieses sehr hohe Niveau halten?" Das sei unsicher, Monaghan habe aber volles Vertrauen in sein Personal. "Wir werden den bestmöglichen Job machen, mit einigen der besten Leuten in der Formel 1."

Adrian Newey ist nicht der einzige Diamant in Milton Keynes. In der großen Personaloffensive für Red Bull Powertrains wurden rund 300 neue Leute eingestellt, unter anderem die ehemaligen Mercedes-Ingenieure Ben Hodgkinson und Phil Prew. Die Ergebnisse werde laut Paul Monaghan die nächste Saison zeigen. "Am besten bilden wir unser Urteil dann nächstes Jahr nach einem, zwei oder drei Rennen. Oder?"