"Du wärst ganz schön blöd, nicht auf Max zu setzen, oder?", hatte George Russell schon nach dem Qualifying einen klaren Favoriten beim Großen Preis von Italien. Und behielt Recht: Max Verstappen feierte in Monza seinen 31. Sieg, den 11. in dieser Saison und den 5. in Folge. Und seinen ersten in Monza, nicht einmal auf dem Podest war der Holländer zuvor. Monza-Sieg? Abgehakt. Monza-Fluch? Besiegt.
Aufholjagd á la Verstappen: Business as usual
"Es wurde Zeit!", meinte Max Verstappen nach seinem Sieg. Eine spektakuläre Aufholjagd von Platz sieben weg: Der Red-Bull-Pilot pflügte scheinbar mühelos durchs Feld und war schnell an der Spitze. Schon beim Start machte er zwei Plätze gut, nach fünf Runden war er in Charles Leclercs Getriebe. "Ich hatte einen sehr guten Start und eine saubere erste Runde. Dann fand ich schnell meinen Rhythmus", erzählt Verstappen. Am Ende gewann er sein fünftes Rennen in Folge deutlich, aber unspektakulär. Vor ihm nur Bernd Mayländer.
Ferrari entschied sich nach einem frühen VSC für eine Zwei-Stopp-Strategie. Theoretisch auch eine Option für Max Verstappen. "Mein Ingenieur sagte mir, ich soll das Gegenteil von Charles machen." Der Ein-Stopper zahlte sich aus: Bevor sich Daniel Ricciardos in Runde 47 verabschiedete, hatte Verstappen schon fast 20 Sekunden Vorsprung auf Leclerc. "Das hat richtig gut funktioniert heute. Aber vorher weißt du das nie."
Verstappens Reifenmanagement als Erfolgsgeheimnis
"Ich konnte die meisten Autos schnell überholen, bevor sich überhaupt DRS-Züge gebildet haben", macht Max Verstappen einen Erfolgsgaranten seines Raketen-Feldzuges fest. "Von da an - beide Reifensätze fühlten sich super an. Ich konnten den ersten Stint auf dem Soft etwas in die Länge ziehen. Aber auch die Medium-Reifen waren gut." Aufgrund der Hitze war etwas mehr Vorsicht geboten. "Das ist ein weiteres Geheimnis von Max", weiß Dr. Helmut Marko. "Er kann extrem schnell fahren und gleichzeitig die Reifen schonen." Manchmal kann Verstappen dann sogar noch bessere Zeiten fahren.
Auch der Rest der Red-Bull-Führungsetage spart nicht mit Lob. "Max ist in unglaublicher Form!", zeigt sich Christian Horner beim ORF begeistert. "Die Entscheidung, im Qualifying mit etwas mehr Abrieb etwas Zeit zu opfern zahlte sich aus. Wir wussten, dass wir im Rennen dann besser sind." Strategisch lief alles nach Plan, auch das späte Safety-Car brachte bei Red Bull niemanden aus dem Konzept: "Selbst bei einem Restart hätte Max auf jeden Fall genug Speed gehabt." Zurzeit gehe Max Verstappen wie Jesus über das Wasser.
Max Verstappen gewinnt und genießt
Nach einer guten ersten Runde hätte Christian Horners Schützling vor allem Geduld bewiesen und auf seine Chance gewartet. "Das Safety-Car war das einzig Enttäuschende. Du willst das Rennen natürlich unter Rennbedingungen gewinnen." Diesen Wunsch hegten viele Piloten, darunter auch Max Verstappen. Der sich dadurch aber nicht die Laune vermiesen lässt. "Was wir jetzt als Team erleben, das ist einfach unglaublich. Man muss das auch ein bisschen genießen", erinnert der 24-Jährige.
"Wir hatten Herausforderungen aller Art auf unterschiedlichen Strecken. Aber jetzt scheint unser Auto überall zu funktionieren!" Nur die Atmosphäre in Monza ließ zu wünschen übrig, zumindest wenn das falsche Team im Ferrari-Mekka gewinnt (und dann auch noch das Rennen unter gelb beendet wird). Buhrufe der Tifosi waren nicht nur vereinzelt zu hören. "Für mich ist das natürlich nicht großartig. Aber so ist es eben", meint Max Verstappen. "Zumindest war die Aussicht gut!"
Für Red Bull hat der erste Sieg in Monza seit Sebastian Vettels Triumph 2013 eine besondere Bedeutung. "Mit der Einführung der Hybridmotoren begannen die Probleme bei uns. Da waren wir nicht konkurrenzfähig", erklärt Dr. Helmut Marko beim ORF und zählt einige Gründe dafür auf. "Aufgrund von Corona gab es weniger Rennen. Einmal kam Ferrari mit ihrem Wunder-Motor. Dagegen waren wir auch chancenlos." Nun hat es geklappt.
Große Red-Bull-Party in Singapur?
Auch für Singapur ist Optimismus beim österreichischen Rennstall angesagt. "Es ist ein buckeliger Kurs, wir müssen sicher am Setup etwas herumbasteln und sehen, wie das Auto auf die unebene Strecke reagiert", wagt der Weltmeister eine Prognose. In Monaco kämpfte Max Verstappen noch etwas mit seinem Boliden. Das heftige Untersteuern des RB 18 sei durch den Verlust des Übergewichtes gelöst. "Das sollte jetzt kein Problem mehr sein. Wir versuchen einfach, so schnell wie möglich zu fahren!"
Theoretisch kann Max Verstappen beim nächsten Rennen in Singapur schon seinen zweiten WM-Titel fixieren. Zu groß der Vorsprung auf den zweitplatzierten Charles Leclerc. "Es passiert, wenn es passiert", meint Christian Horner. Der Red-Bull-Teamchef verweist auf die Teamkultur bei ihnen: "Wir gehen jedes Rennen so an wie immer. Das machen wir bei Red Bull so." Die WM komme dann quasi von allein. In diese Kerbe schlägt auch Dr. Helmut Marko. Nachsatz: "Das wäre aber ein guter Platz zum Feiern! Sicher besser als Suzuka."
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