Seit Monaten versucht Michael Andretti, Sohn von Formel-1-Legende Mario Andretti, für sein geplantes Team einen Platz in der Königsklasse zu ergattern. Bei den meisten Teams stößt der Amerikaner damit auf wenig Gegenliebe. Besonders Mercedes-Boss Toto Wolff zweifelte bisher am Wert eines Engagements des US-Rennstalls in der Formel 1.

Der Österreicher erinnerte, was ein Team für die Formel leisten muss: "Die Formel 1 floriert, weil wir 10 Teams haben, jedes mit einer anderen DNA, die sich der Formel 1 verschrieben haben und von denen die meisten über viele Jahre hinweg mehr als ein paar Milliarden ausgegeben haben. Und das hat die Formel 1 zu dem gemacht, was sie heute ist." Neun der Zehn Teams der Formel 1 gibt es schon seit langem, auch wenn sich bei einigen Namen und Besitzer des Öfteren geändert haben. Nur das Haas-Team stieß erst 2016 dazu. Der US-Rennstall ist jedoch stark mit Ferrari verbunden und könnte ohne die Italiener kein Formel-1-Auto bauen.

Elftes Team kein Mehrwert, neuer Motorenhersteller schon

Für die aktuellen Teams der Formel 1 hätte ein elfter Rennstall zunächst keinen Mehrwert. Obwohl ein Neuling 200 Millionen US-Dollar Startgeld zahlen muss und diese dann an die Teams verteilt werden, so würde die Gewinnschausschüttung der Formel 1 zukünftig durch 11 und nicht durch 10 geteilt. Langfristig würden die etablierten Teams also weniger einnehmen. Toto Wolff drückt dies so aus: "Wenn ein neues Team hinzukommen möchte, steht es jedem frei, dies der FIA vorzuschlagen, dann müssen die FIA und die F1 untersuchen, ob dieses Team für unser Geschäft geeignet ist. Das war bisher nicht der Fall."

Dennoch lässt der Österreicher Andretti und anderen Kandidaten ein Hintertürchen offen: "Wenn ein Team mit einem neuen Motorenausrüster kommt und sagt, das ist es, was wir machen wollen, dann ist das natürlich ein ganz anderes Spiel und wird andere Überlegungen auslösen, das ist der Punkt für mich als Teambesitzer. Es ist kein Problem, den Kuchen zu teilen, wenn der Kuchen größer ist." Andretti plant seinen Einstieg allerdings mit Motoren von Renault. Audi ist bereits als neuer Motorenhersteller für 2026 bestätigt, doch die Ingolstädter werden höchstwahrscheinlich beim bereits bestehenden Team von Sauber einsteigen. Bliebe vielleicht noch Porsche. Die geplante Allianz der Stuttgarter mit Red Bull ist gescheitert, doch ein Ende des Interesses an einem Formel-1-Einstieg wurde noch nicht kommuniziert.

Haas stieß 2016 als letztes neues F1-Team dazu, Foto: Sutton
Haas stieß 2016 als letztes neues F1-Team dazu, Foto: Sutton

Wolff: Ben Sulayem und Domenicali werden kaum auf mich hören

Trotz seiner klaren Meinung betont der Mercedes-Boss keinen Einfluss auf einen möglichen Vergabeprozess zu haben. In dieser Frage entscheiden andere: "Ich kann meine Meinung zu den Dingen sagen, aber ich bezweifle, dass Mohammed [ben Sulayem, Anm. d. Red.] als Präsident der FIA seine Entscheidungen und die von Stefano [Domenicali, Anm. d. Red.] davon abhängig machen wird, was ich sage."

Andretti müsste also die FIA und FOM vom wirtschaftlichen Wert seines Projekts überzeugen, denn die Verantwortlichen der Königsklasse sprächen in dieser Angelegenheit sowieso für Mercedes: "Wenn sie denken, dass es für die Formel 1 von Vorteil ist, weil Stefano mehr Sponsorengelder verkaufen kann, dann wird er sagen, dass ich dafür bin, und wenn die FIA denkt, dass es für die Formel 1 von Vorteil ist, ein weiteres elftes Team dabei zu haben, dann werden sie sagen, dass wir dafür sind." Im Zuge dessen erinnerte Wolff daran, dass er der falsche Ansprechpartner für diese Fragen sei: "Die Teams haben kein Stimmrecht, und die Polemik, die in den Medien um mich herum entsteht, hat zu viel Einfluss darauf, dass sich Teams abwenden."