Manchmal gibt es bei Formel-1-Teams klare Fahrerstrukturen, welche sich in einem Nummer 1 und einem Nummer 2 Fahrer ausdrücken. Red Bull hat eine solche Struktur mit Max Verstappen als klare Speerspitze. Ein weiteres deutliches Beispiel war zu Beginn des Jahrtausends bei Ferrari und Michael Schumacher zu sehen. Die meisten Teams aber legen sich höchstens im Verlauf einer WM auf eine Nummer 1 fest, falls ein Pilot deutlich besser platziert ist als der andere.

Während ein Team wie Red Bull die Rollenverteilung auch auf der Strecke offen zur schau stellt, kommt es in Medien und bei Fans immer wieder zu Spekulationen um eine Bevorzugung eines Fahrers bei anderen Teams. Bei McLaren kommt aktuell Lando Norris wesentlich besser zurecht als Teamkollege Daniel Ricciardo, der aufgrund seiner enttäuschenden Leistungen im kommenden Jahr durch Supertalent Oscar Piastri ersetzt werden wird. Diese Situation lässt einige Beobachter die Frage stellen: Wird Norris beim Team aus Woking bevorzugt?

Alain Prost fühlte sich bei McLaren benachteiligt gegenüber Ayrton Senna, Foto: Sutton
Alain Prost fühlte sich bei McLaren benachteiligt gegenüber Ayrton Senna, Foto: Sutton

Eine Ursache für die Entstehung solcher Vermutungen seitens der Fans liegt in der Geschichte der Formel 1. Häufig beschwerten sich Fahrer lautstark, von ihrem Team nicht gleichbehandelt zu werden. Auch bei McLaren trug sich dies zu. Alain Prost war im legendären Duell mit Ayrton Senna fest davon überzeugt, nicht dasselbe Material wie der Brasilianer zu erhalten. Auch Fernando Alonso fühlte sich 2007 ungerecht behandelt und war der Meinung das Teampersonal würde ihren Landsmann Lewis Hamilton bevorzugen.

Von Daniel Ricciardo waren solche Beschwerden allerdings noch nicht zu hören, daher hat sein britischer Teamkollege eine klare Antwort auf Spekulationen dieser Art: "Diese Diskussion ist überbewertet. Ich sehe viel zu viel Gerede im Sinne von 'Sie kümmern sich nur um diesen Fahrer und sie interessiert der andere Fahrer gar nicht'. Das gilt nicht nur für uns, sondern für jedes Team." Der McLaren-Pilot rechnete ab mit dem, was er in Presse, Social Media und Co. des Öfteren liest: "Ich liebe es, wenn die Leute denken, sie wissen, wovon sie reden, wenn sie in Wirklichkeit keine Ahnung haben. Manchmal ist das komplette Gegenteil die Realität."

Norris: Zusammenarbeit mit Ricciardo statt klarer Rollenverteilung

Der 22-Jährige stellt dar, was Teamintern bei McLaren abläuft: "Vor jedem einzelnen Rennen haben wir eine Besprechung, in der wir durchgehen, wie wir als Team gut zusammenarbeiten können. Da geht es darum, wie wir nicht als Nummer 1 und Nummer 2 arbeiten. Daniel kann mir in bestimmten Situationen helfen und ich kann ihm manchmal helfen. Wir haben diese Diskussion an jedem Wochenende. Das ist buchstäblich das Gegenteil einer Rollenverteilung mit Nummer 1 und Nummer 2 Fahrer. Es geht darum, wie wir als Einheit besser funktionieren können, um am Ende bessere Resultate zu haben."

Lando Norris und Daniel Ricciardo arbeiten laut dem Briten auf Augenhöhe zusammen, Foto: LAT Images
Lando Norris und Daniel Ricciardo arbeiten laut dem Briten auf Augenhöhe zusammen, Foto: LAT Images

Häufig geht es bei den Spekulationen um ungerecht behandelte Fahrer nicht nur um den Status im Team, sondern auch um technische Unterstützung. "Es gibt keine Prioritäten. Ich bekomme ein neues Teil an einem Wochenende und dann bekommt Daniel ein neues Teil am nächsten Wochenende. Es ist komplett fair", schmettert Norris auch diese Vorwürfe ab. Trotz seines offensichtlichen Ärgers ließ Norris in der Gerüchteküche rund um ungerecht behandelte Fahrer dennoch eine kleine Türe offen: "Vielleicht arbeiten die anderen Teams auf verschiedene Art und Weisen. Was uns angeht, ist das aber überhaupt nicht der Fall."