Yuki Tsunoda sorgte beim Formel-1-Rennen in Zandvoort nicht nur für viele Fragezeichen, sondern auch für Verschwörungstheorien. Warum blieb der AlphaTauri-Pilot gleich zweimal auf der Strecke stehen? Das von ihm ausgelöste Virtuelle Safety Car half Max Verstappen im Kampf um den Sieg. Nach dem Rennen befassten sich die Stewards mit der Thematik und sprachen eine Strafe aus - nicht jedoch, weil Tsunoda etwa den Großen Preis der Niederlande manipuliert hat.

Nach Startplatz neun war Tsunoda im Rennen schnell aus den Punkten gefallen und fuhr bis zu seinem zweiten Boxenstopp ein unauffälliges Rennen. In Runde 42 holte sich der Japaner frische Pneus und wollte die Jagd auf Punkte erneute aufnehmen. Doch die Jagd nahm ein jähes Ende.

Beim Verlassen der Boxengasse funkte der Japaner sofort: "Der Reifen ist nicht richtig fest." Weil er mitten im Verkehr zurückkam, war der Kommandostand zunächst einmal damit beschäftigt, Tsunoda vor den herannahenden Piloten zu warnen, während man die Daten checkte. Tsunoda wiederholte seine Befürchtung, klang dabei aber nicht mehr ganz so überzeugt.

Schließlich wies ihn der Kommandostand an, seinen Boliden an einem sicheren Ort abzustellen. Tsunoda fuhr rechts ran und wollte wissen, ob sein Rennen damit beendet sei. Er schaltete den Motor bereits aus und lockerte die Gurte. Dann allerdings hatte man bei AlphaTauri die Gewissheit, dass das Problem kein falsch montiertes Rad war.

Tsunoda startete den Honda-V6 mithilfe der MGU-K aus dem Cockpit und fuhr an die Box zurück. Dort bekam er noch einmal frische Reifen. Der Stopp dauerte satte 32 Sekunden, weil die Mechaniker noch den Gurt festzurren mussten.

Abgeschlagen Letzter: Tsunoda sorgt für VSC

Als abgeschlagener Letzter ging Tsunoda wieder zurück auf die Strecke - um dann vom gleichen Problem zu berichten. "Bei der Boxenausfahrt drehte nur einer der Reifen durch, was wirklich ungewöhnlich ist. Auf der Geraden fühlte es sich an, als würde ich permanent driften", so Tsunoda später.

Nun hatte auch das Team ein Erbarmen mit Tsunoda und wies ihn an, aufzugeben und das Auto an sicherer Stelle abzustellen. Der Youngster stellte den AT03 direkt vor einer Tasche in der Leitplanke ab. Die Rennleitung entschied sich bei der Bergung dennoch für eine VSC-Phase, die ausgerechnet Stall-Kollege Max Verstappen half.

Die Stewards konnten nach Anhörung und Analyse der Daten zumindest den Verschwörungstheorien den Wind aus den Segeln nehmen. Ein defektes Differenzial war dem Urteil nach Grund für die Aufgabe. Dass Differenzial verteilt das Drehmoment zwischen rechtem und linkem Hinterrad. Deshalb fühlte es sich für Tsunoda an, als wäre ein Reifen lose.

Für die Stewards diesbezüglich wichtig: Beim Boxenstopp gab es keine Probleme, alle vier Räder waren ordnungsgemäß montiert. Lässt ein Team seinen Piloten losfahren, obwohl ein Rad nicht richtig montiert ist, gibt es aus Angst vor herumfliegenden Rädern empfindliche Strafen.

Fünfte Verwarnung für Tsunoda: Strafe für Monza

Trotzdem hatten die Stewards etwas zu bemängeln: Die Tatsache, dass Tsunoda ohne ordnungsgemäß angelegten Gurt zurück an die Box fuhr. Der AlphaTauri-Pilot versuchte sich noch zu retten, indem er nur von lockeren Gurten sprach und den Zentralverschluss angeblich nicht betätigt haben will.

Wie sehr Tsunoda die Gurte lockerte, konnten die Stewards nicht rekonstruieren. Trotzdem sprachen sie eine Verwarnung für das Vergehen aus. Weil es bereits Tsunodas fünfte Verwarnung in der Formel-1-Saison 2022 ist, muss er beim nächste Rennen in Monza zehn Plätze in der Startaufstellung zurück.