In der Formel 1 ist nichts garantiert. Vom unschlagbaren Max Verstappen des letzten Wochenendes war nur fünf Tage später am Trainings-Freitag in Zandvoort nichts mehr übrig. In FP1 rollte Verstappen nach sieben Runden mit einem Getriebe-Defekt aus, und in FP2 landete er mit satten 0,697 Sekunden Rückstand abgeschlagen auf dem achten Platz.

Der Defekt im ersten Training war der Anfang allen Übels - so lautet die erste Analyse von Verstappen und vom Team. Verstappen war die ersten sieben Runden, ehe er ausgerollt war, auf dem harten Reifen gefahren. Danach dachte Red Bull, dass die Grund-Balance eigentlich gut wäre, und erlebte in FP2 ein böses Erwachen. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Zandvoort gibt es hier im Liveticker.

Red Bull erklärt Verstappen-Probleme in Zandvoort

"Wir haben die Aussagekraft der harten Reifen drastisch überschätzt", gesteht Motorsportchef Dr. Helmut Marko. "Die haben fast überhaupt keinen Grip, das war ein gleichmäßiges Rutschen. Und jetzt fehlt es uns sowohl an Balance als auch an Grip, sodass die Reifen zu schnell überhitzen." Da in Zandvoort die härteste Pirelli-Auswahl von C1, C2 und C3 zum Einsatz kommt, ist der harte Reifen voraussichtlich nur eine Randerscheinung im Training. Red Bull rechnet nicht damit, ihn im Rennen zu fahren.

"Es hat mich nicht überrascht, als ich den Zeitenunterschied gesehen habe", bestätigt Verstappen. Er spürte es schon im Cockpit - der RB18 war nicht in die Kurve zu bekommen, und wollte dann nicht wieder raus. Auf einer anspruchsvollen Strecke wie Zandvoort summiert sich das schnell in mehreren Zehnteln Rückstand.

Das Rutschen machte auch im Renntrimm Probleme. "Über die einzelne Runde war im Longrun nicht schlecht, da waren die Änderungen schon angesetzt", so Marko. "Aber der Reifenverschließ war zu hoch."

Verstappen & Red Bull zuversichtlich für Qualifying

Red Bull will aber wissen, wo für den Rest des Wochenendes nachgeschärft werden muss. "In einer Stunde kannst du das Auto nicht viel verändern, also versuchst du einfach mit dem zurechtzukommen, was du hast", beruhigt Verstappen. "Aber wir haben jetzt die Nacht, um uns alles anzuschauen. Wir können auf jeden Fall mehr liefern als das."

"GP [Gianpiero Lambiase], der Renningenieur von Max, war positiv", ergänzt Marko. "Er meinte, er wisse die Hauptursachen. Wir sind nicht beunruhigt - es war klar, dass es hier enger ist als in Spa." Im Qualifying rechnet er fest damit, dass Verstappen im Pole-Kampf mit dem wahrscheinlichen Konkurrenten von Ferrari und Mercedes mitmischen wird.

Verstappen musste im 1. Training früh abstellen, Foto: LAT Images
Verstappen musste im 1. Training früh abstellen, Foto: LAT Images

Auch wegen dem mutmaßlichen Getriebedefekt, der Verstappen im 1. Training zum Abstellen zwang, macht sich Marko keine Sorgen. Zwar weiß Red Bull noch nicht, was genau das Problem war, hat aber vorsichtshalber in der Mittagspause Getriebe und Power Unit getauscht. Strafversetzung gibt es dafür keine.

Red Bull unterschätzt Perez-Warnungen im 1. Training

Bei Sergio Perez lief es in Zandvoort bisher noch schlechter. In FP2 fehlten ihm sogar satte 1,148 Sekunden auf die Bestzeit von Charles Leclerc. Perez litt an den gleichen Handling-Problemen wie Verstappen, hatte außerdem Verkehr auf seiner Qualifying-Simulation: "Einer der Ferraris auf der ersten Runde, so konnte ich kein klares Gefühl für die Soft-Reifen bekommen."

Perez beklagte auch schon im ersten Training die Handling-Probleme, die Verstappen später erkennen sollte. Warum war das Team dann nicht vorgewarnt? "Wir dachten, das ist auf seine Freitagsperformance zurückzuführen", erklärt Marko. Perez sei freitags schlichtweg immer deutlich langsamer als Verstappen. "Also eine Unter- und Überschätzung von Fakten."