Nach 35 Runden des Formel-1-Rennens in Spa-Francorchamps werden sich einige Zuseher verwundert die Frage gestellt haben: Das kenne ich doch? Sebastian Vettel, Pierre Gasly und Esteban Ocon flogen die Kemmel-Gerade nebeneinander hinauf. Am Ende setzte sich Ocon durch, während der zunächst vorneliegende Vettel gleich zwei Positionen verlor und auch den AlphaTauri von Gasly vorerst ziehen lassen musste.

Vettel konnte nach eigener Angabe den Positionsverlust nicht mehr verhindern: "Ich war etwas eingeklemmt und hatte kein DRS. Außerdem leerte sich die Batterie. Ich habe nur in die Spiegel geschaut und irgendwann blieb ich dann einfach in der Mitte, damit ich die anderen nicht irritiere. Das war natürlich etwas unglücklich." Damit entstand eine ähnliche Situation, wie sie bereits 22 Jahre zuvor beim Belgien Grand Prix zu sehen war. Allerdings ging es damals um den Sieg.

Vettel wie einst Zonta: Im Sandwich auf der Kemmel-Geraden

Mika Häkkinen im McLaren und Michael Schumacher im Ferrari gingen rechts und links am zu überrundenden Ricardo Zonta im BAR vorbei. Der Brasilianer saß als Zuschauer in der ersten Reihe, als der Finne seinen vielleicht größten Sieg gegen den Rekordweltmeister aus Deutschland errang. Vettel, der sich bekanntermaßen sehr für die Formel-1-Geschichte interessiert, hatte für das Schwelgen in Erinnerungen während seines Rennens jedoch keine Zeit: "Daran habe ich nicht gedacht. Ich bin einfach nur in einen Kampf mit stupfen Waffen gezogen. Ich wusste der Weg zur Kurve 5 war zu lang und dann habe ich beide Positionen verloren."

Der vierfache Champion suchte für seinen Positionsverlust keine Ausreden, sondern gestand seinen Fehler ein: "Ich ging zu früh an ihm [Gasly, Anm. d. Red.] vorbei und dann war ich vorne [ohne DRS, Anm. d. Red.]. Das war nicht gut mitgedacht von mir und dann war ich natürlich ein gefundenes Fressen." Hinter dem Heppenheimer und Gasly lauerte auch noch Esteban Ocon im Alpine, der mit DRS außen an beiden vorbeiging. Auch Gasly nutzte das DRS-Geschenk Vettels aus und überholte innen.

Der Heppenheimer haderte damit, dass es überhaupt zur spektakulären Situation gekommen war: "Ich hatte es knapp verpasst Pierre [Gasly, Anm. d. Red.] am Boxenausgang zu schnappen. Mit einer besseren Inlap oder einem schnelleren Boxenstopp hätten wir die halbe Sekunde vielleicht herausgeholt und uns die Situation erspart." Am Ende konnte er sich zumindest die Position von Gasly wieder zurückholen und holte vier Zähler für Rang acht, das zweitbeste Saisonergebnis für den Deutschen.

Aston Martin braucht gute Startpositionen: Auto im Rennen konkurrenzfähig

Nach dem Rennen sah Vettel erneut das Qualifying als Aston Martins Hauptproblem bestätigt: "Wir nehmen die Punkte mit. Es ist gut zu sehen, dass wir mit einer guten Startposition und einer guten ersten Runde uns dort halten können." Die gute Ausgansposition kam jedoch größtenteils durch die zahlreichen Motorenstrafen zustande, denn im Qualifying war für Vettel schon in Q1 Schluss. Anstatt auf Startplatz 16 startete Vettel in seinem letzten Spa-Rennen von Platz 10.

Im Rennen hingegen musste sich der 53-fache Grand Prix Sieger nur einem Mittelfeldteam geschlagen geben: "Wir hatten bessere Pace als die Alpine, wenn die Reifen alt waren. Insgesamt war ihr Auto aber schneller, also war es schwer, sie hinter uns zu halten. Wir haben das aber mit einem [Ocon, Anm. d. Red.] für die längste Phase des Rennens hinbekommen, und auch an dem anderen [Alonso, Anm. d. Red.] waren wir recht nah dran."

Am Ende musste sich Vettel den Alpine geschlagen geben, Foto: LAT Images
Am Ende musste sich Vettel den Alpine geschlagen geben, Foto: LAT Images

Neben seinem Abenteuer auf der Kemmel-Geraden gab es für Vettel nur noch ein kleines Ärgernis, an einem insgesamt dennoch positiven Arbeitstag: "Was die Strategie angeht, hätten wir vielleicht etwas früher reinkommen können. Im Nachhinein lässt sich sowas immer leicht sagen, aber insgesamt bin ich glücklich."