Showdown im Pressekonferenzraum von Spa: Nach trockener Technik-Kost rund um die Motoren 2026 mit Nikolas Tombazis, Hywel Thomas und Christian Horner stiegen mit Mike Krack, Otmar Szafnauer und Andreas Seidl die drei Hauptakteure des Transferbebens der Formel-1-Sommerpause in den Ring. Alpine-Teamchef Szafnauer stand nicht nur räumlich im Mittelpunkt.

Fast jede Frage zielte auf den großen Verlierer im Fahrermarkt-Poker. Nach dem Rücktritt von Sebastian Vettel angelte sich Aston Martin Fernando Alonso von Alpine. Junior Oscar Piastri, der Alonso ersetzten sollte, hatte plötzlich einen Vertrag bei McLaren unterschrieben, wo er 2023 Daniel Ricciardo ersetzen soll.

Das Drama nahm für Alpine am Montag nach Ungarn seinen Lauf. Um 10:00 Uhr morgens flatterte die Pressemitteilung von Aston Martin herein, in der Fernando Alonso als Vettel-Nachfolger bekanntgegeben wurde. Laut Otmar Szafnauer erfuhr er erst darin vom Abgang seines Superstars.

Szafnauer sauer auf Alonso-Kommunikation

Alonso selbst erklärte in Spa, er habe Renault-Boss Luca de Meo und Alpine-Boss Laurent Rossi genauso wie seinen Mechanikern und Ingenieuren zuvor Bescheid gegeben. "Ja, er hat Luca und Laurent zuvor angerufen, aber das war um 9:30 Uhr und 9:45 Uhr. In einer halben Stunde kannst du nicht mehr endlos vielen Leuten Bescheid geben", ärgert sich Szafnauer.

Neben der Kommunikation sorgte in der Sommerpause auch die Aussage Szafnauer für Aufregung, er hätte nach der Verkündung noch keinen Kontakt zu Alonso gehabt, weil der auf seinem Boot in Griechenland sei. Alonso postete anschließend Fotos aus seiner Heimatstadt Oviedo. "Er hat mir am Sonntag im Fahrerlager gesagt, dass er auf seinem Boot in Griechenland sein würde und hat mich dabei auf einen Kaffee eingeladen, wenn ich in der Nähe wäre", so Szafnauer.

Böses Blut würde es nach der Posse zwischen Alonso und Alpine nicht geben, versichert der Teamchef: "Ich sage immer: Beide Seiten müssen mit einem Deal glücklich sein. Und wenn das nicht der Fall ist, sollte man einen Deal nicht machen. Er hatte keinen Vertrag für 2023, er war ungebunden. Wir wussten, dass er mit anderen verhandelt, die einzige Überraschung war die Verkündung am Montagmorgen."

Szafnauer beharrt: Alpine gegen Piastri im Recht

Damit ist die Fahrerposse für Alpine aber noch lange nicht beendet. Am Montag findet beim Contract Recognition Board (CRB) der FIA eine Verhandlung statt. Alpine ist davon überzeugt, dass Oscar Piastri vertraglich dazu verpflichtet ist, 2023 für den Rennstall in der Formel 1 an den Start zu gehen. Piastri selbst will lieber - auch wenn nicht öffentlich kommuniziert - bei McLaren fahren.

Piastri, dessen Manager Mark Webber und McLaren sind sich sicher, dass der Australier den Alpine-Verpflichtungen nicht nachkommen muss. Szafnauer hingegen beharrt auf den Diensten des Alpine-Juniors, in dessen Karriere viele Millionen investiert wurden: "Ich bin sehr zuversichtlich [dass wir den Fall gewinnen], denn er hat im vergangenen November einen Vertrag unterschrieben. Und ich bin zuversichtlich, dass da bestimmte Dinge im Vertrag stehen."

Szafnauer: Piastri wusste von Alpine-Bekanntgabe

Nach Alonsos Abgang verkündete Alpine umgehend Piastri als Nachfolger - ohne einem Zitat des Nachwuchspiloten in der Pressemitteilung. Kurz darauf dementierte Piastri auf Twitter, 2023 für Alpine zu fahren. "Er war gerade im Simulator, als wir die Pressemitteilung rausschicken wollten. Er hat gelächelt und war dankbar, als ich ihn informiert habe", erinnert sich Szanfauer. Auf ein Zitat habe man verzichtet, weil man die Pressemitteilung schnell verschicken und dabei keine Zeit für die Abstimmung mit dem Management verlieren wollte.

Von Piastris Entscheidung, nicht für Alpine fahren zu wollen, will Szafnauer auf Social Media erfahren haben. "Ich gehe nie in vertragliche Details, aber alles was ich sagen kann ist, dass es keine Klausel mit einer Deadline am 31. Juli gab. Das ist erfunden. Wir haben einen Vertrag für 2023 mit einer Option für 2024", erklärt der langjährige Force-India-Teamchef, der erst in diesem Jahr zu Alpine wechselte.

Alpine will trotz Streit 2023 Piastri im Auto

Wie soll es nun mit Piastri und Alpine weitergehen? Welche Ziele verfolgen die Franzosen vor dem CRB? Will man sich die Dienste eines Fahrers sichern, der nicht für das Team fahren will? Oder will man Geld zurückhaben, das man in die Ausbildung des Piloten investiert hat? "Ich war damals bei Honda, als Jenson [Button] zu Williams wechseln wollte", erinnert sich Szafnauer. "Wir sind damals auch zum CRB gegangen, Jenson ist geblieben und wurde später mit dem Team unter anderem Namen noch Weltmeister."

Aufgegeben hat man Piastri bei Alpine also noch nicht. Bis die Sache geregelt ist, geht das Vertragsverhältnis wie bisher weiter. Am Spa-Wochenende sitzt der amtierende Formel-2-Champion im Simulator in Enstone.

Über einen möglichen Ersatz will sich Szafnauer noch keine Gedanken machen: "Warten wir ab, was am Montag herauskommt." Mögliche Kandidaten sind Daniel Ricciardo, der vor seinem Wechsel zu McLaren schon zwei Saisons bei Renault fuhr und Mick Schumacher, dessen Vertrag bei Haas Ende 2022 ausläuft.

Silly Season: Schumacher mit Chancen auf Alpine-Cockpit? (09:45 Min.)