Williams-Academy-Fahrer Logan Sargeant hat 2022 in seiner ersten Formel-2-Saison bereits mehrere Achtungserfolge gefeiert. Nun belohnt das Team den 21-jährigen US-Amerikaner mit einem Formel-1-Training. Sargeant wird bei seinem Heimrennen in Austin das erste Freie Training fahren. Dank der durch Fernando Alonso ausgelösten Fahrermarkt-Turbulenzen der letzten Tage gilt Sargeant auch als Außenseiter für ein Vollzeit-Cockpit.

Jedes Formel-1-Team muss 2022 in zwei Trainings einen Nachwuchs-Piloten einsetzen. In Barcelona hat Williams den ersten dieser zwei Einsätze durch den Formel-E-Piloten und Mercedes-Testfahrer Nyck de Vries abgegolten. Sargeant bekommt in den USA den zweiten Einsatz. Er wird das Auto von Nicholas Latifi übernehmen.

Sargeant beweist Wert in Formel-1-Nachwuchsklassen

Sargeant ist der erste US-F1-Pilot seit Alexander Rossi, der 2015 fünf Rennen für Manor fuhr. Der aus Florida stammende Sargeant ging aber schon vor über zehn Jahren nach Europa, um hier seine Motorsport-Karriere in Gang zu bringen. Immer wieder konnte er Achtungserfolge feiern, nach mehreren Kart-Meisterschaften holte er 2017 den dritten Gesamtrang in der britischen F3.

In der internationalen Formel 3 verpasste Sargeant 2020 mit dem Top-Team Prema knapp den Titel. Vier Punkte fehlten ihm am Ende auf Alpine-Senkrechtstarter Oscar Piastri, der inzwischen kurz vor dem F1-Aufstieg steht. Sargeant hingegen fehlten die großen Unterstützer: 2021 musste er zurück in die Formel 3, konnte aber selbst mit einem Mittelfeld-Team den siebten Platz in der Gesamtwertung einfahren.

Das reichte, um Unterstützung von Williams zu bekommen und 2022 endlich in die Formel 2 aufzusteigen. Mit Hauptrennsiegen in Silverstone und Spielberg katapultierte sich Sargeant in den Meisterschaftskampf, doch nach einem Ausfall in Frankreich und einem schwachen Ungarn-Wochenende liegt er inzwischen abgeschlagen auf dem dritten Gesamtrang.

Sargeant mit Außenseiterchancen auf 2023-Cockpit

Williams ist von der Performance trotzdem begeistert. "Seine Leistung bei den Rennsiegen in der Formel 2 wird ergänzt durch seine harte Arbeit in Simulator-Sessions", lobt Sportdirektor Sven Smeets. "Da fühlte es sich einfach richtig an, ihm die Chance zu geben, in Austin an einem Freien Training teilzunehmen."

Ob Sargeant vielleicht sogar ein 2023-Stammcockpit bei Williams ergattern kann, ist momentan offen. Weder Alex Albon noch Nicholas Latifi haben bislang eine Vertragsverlängerung erhalten. Mit Albon ist das Team zufrieden, eine Weiterführung erscheint wahrscheinlich. Alpine-Junior Oscar Piastri galt in den letzten Wochen als heißer Kandidat für das zweite Cockpit, doch mit dem Wechsel von Fernando Alonso scheint er realistisch nicht mehr in der Verlosung. Alpine braucht ihn selbst.

Das steigert Sargeants Chancen. Der Formel-E-Champion Nyck de Vries, der wie angesprochen den Williams bereits in Barcelona im Training pilotierte, gilt über die Verbindung mit Motorlieferant Mercedes als weitere mögliche Option.