Vor dem Frankreich-Wochenende wagten es einige Mutige schon, auf einen Mercedes-Sieg zu setzen. Auch George Russell sprach von Siegchancen. Der Circuit Paul Ricard sollte Mercedes in der Theorie gut liegen. Bonus: Ein gutes Ergebnis in Spielberg und Updates, die speziell für Frankreich gebracht wurden.

Nach den Trainings am Freitag wurden die Erwartungen schnell zurückgeschraubt: Mit einem mageren Ergebnis in beiden Trainingssessions und einem noch immer großen Rückstand auf Ferrari und Red Bull muss Mercedes vielleicht doch noch länger auf seinen ersten Sieg der Saison warten. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Frankreich gibt es hier im Liveticker.

Unerklärliche Probleme und eine Nachtschicht für Mercedes

In der Hitze von Le Castellet hatte Mercedes Anlaufschwierigkeiten. Nachdem Nyck de Vries in FP1 anstelle von Lewis Hamilton im Cockpit saß, musste der Brite sich erst wieder eingrooven. Auch George Russell verlor nach einem Ausritt über die Kerbs wertvolle Zeit. "Natürlich ist es nicht das Beste, wenn du eine Trainingssession verlierst. Aber Nyck hat gute Arbeit geleistet. Und das Auto in einem Stück gelassen", meinte Lewis Hamilton nach dem zweiten Training. Die Hitze hätten ihren Teil dazu beigetragen, so hatte Hamilton immer wieder langsame Runden zur Abkühlung der Reifen fahren müssen.

"Das Auto ist nicht spektakulär hier, wir wissen noch nicht genau warum", gab Lewis Hamilton zu. Er hoffe, dass man über Nacht einen Schritt nach vorne machen könnte. Wo genau die Probleme lagen? "Wir verloren einfach überall. In jeder Kurve!", klagt der Brite. "Wir hatten heute auch einfach zu wenig Downforce." Abgesehen davon sei das Auto aber noch okay. "Ich habe Empathie für die Leute, die noch weiter hinten sind!", äußert Hamilton dann noch sein Mitgefühl für noch mehr leidende Teams.

Mercedes: Kurze und knackige Longruns, schlechte Shortruns

Die Longruns des Teams waren bei beiden Piloten recht kurz, Lewis Hamilton konnte aufgrund von fehlender Zeit nur vier Runden fahren, George Russell fünf. Von den Zeiten her scheint Mercedes auf den Longruns näher an der Konkurrenz dran zu sein. "Mit viel Benzin an Bord sahen wir besser aus als mit wenig", meinte George Russell. "Wir müssen sicherstellen, dass keine Mittelfeld-Autos zwischen uns und den Top 4 sind!" Dann werde das Team weitersehen, wie es für Sonntag aussieht. Und: "Ferrari scheint etwas mehr Probleme zu haben, Max ist wie immer ziemlich schnell!" Dieser war aber in FP2 eine halbe Sekunde hinter den Ferraris.

Die Updates würden laut Russell gut funktionieren, dennoch haben sie ein Grundproblem: "Wenn wir Updates bringen, bringt auch das komplette Feld Updates und alle machen einen Schritt nach vorne. Deshalb sieht man es nicht so, dass wir Zeit finden." Mercedes kam mit einer neuen Nase sowie einen leicht veränderten Unterboden nach Le Castellett. Die Nase soll vor allem bei der Kühlung in der Hitze helfen.

George Russell verliert nicht den Glauben an das Unmögliche

"Wir hatten sehr viel Reifenverschleiß. Eine 1-Stopp-Strategie würde mich überraschen!", meint Lewis Hamilton. Im Vorjahr setzte sein Team auf diese Strategie, WM-Rivale Max Verstappen gewann schlussendlich mit einer 2-Stopp-Strategie.

Auch an der Unterbodenkannte wurden leichte Veränderungen durchgeführt, Foto: Motorsport-Magazin.com
Auch an der Unterbodenkannte wurden leichte Veränderungen durchgeführt, Foto: Motorsport-Magazin.com

Für Qualifikation und Rennen sind beide Mercedes-Piloten trotzdem vorsichtig optimistisch. Der eine mehr als der andere. "Wir können es noch immer auf das Podium schaffen, aber uns fehlt die Pace für ganz vorne. Wir sind sogar etwas weiter hinten als noch beim letzten Rennen!" George Russell sieht hingegen noch Außenseiter-Chancen für Mercedes auf einen Sieg. "Sag niemals nie!" Allerdings muss auch er zugeben, dass man von der Pace her weiter hinten liegt als erwartet.

Kann Lewis Hamilton nach 12 sieglosen Rennen endlich wieder einen Sieg feiern? 2018 und 2019 gewann er bereits in Frankreich, Foto: LAT Images
Kann Lewis Hamilton nach 12 sieglosen Rennen endlich wieder einen Sieg feiern? 2018 und 2019 gewann er bereits in Frankreich, Foto: LAT Images

So wird es schwierig mit der Beendigung von Lewis Hamiltons Negativserie von zwölf sieglosen Rennen in Folge. Seit Saudi-Arabien konnte der Brite nicht mehr gewinnen, die längste Serie ohne Sieg. 2021 könnte die erste Saison in seiner Formel-1-Karriere werden, in der er kein Rennen gewinnt. Aber vielleicht passiert bei seinem 300. Grand-Prix-Start am Sonntag ja noch ein Wunder. Warum nicht für den Formel-1-Piloten, der 'gesegnet' hinter dem Ohr tätowiert hat.