Das Thema "Rennleitung" ist auch 7 Monate nach dem umstrittenen Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi noch nicht abgehakt. Denn der ursprüngliche Plan, die Entscheidungen mit Hilfe eines mehrköpfigen Teams rund um das Rennleiter-Duo Nils Wittich und Edoardo Freitas inklusive "virtueller Rennleitung" konsistenter zu gestalten, geht aus Sicht einiger Fahrer immer noch nicht auf. Zumindest legen das diverse Aussagen nahe, die die Piloten zuletzt im Rahmen des Österreich GP tätigten.
Formel 1 Rennleitung, Problem #1: Zu viele Rennleiter?
"Ich denke, dass wir es bei einem Rennleiter belassen sollten. Wir brauchen mehr Konstanz in den Entscheidungen. Zum Beispiel kommen wir häufig an einen neuen Austragungsort und die Regelhüter des vorangegangenen Events sind nicht da", kritisiert etwa George Russell. "Sie müssen ihre Entscheidungen nicht rechtfertigen und wenn wir Fragen stellen, ist es schwierig, eine klare Antwort zu bekommen. Da wird die Verantwortung jemandem zugeschoben, der nicht dabei ist. Das macht es nicht gerade leichter."
Eine Kerbe, in die auch Fahrerkollege Daniel Ricciardo schlug: "Wenn zum Beispiel in Silverstone etwas passiert und man dann in Österreich darüber sprechen möchte, sind diese Stewards nicht vor Ort. Das ist frustrierend. […] Mein Wunsch wäre daher, immer dieselben Stewards zu haben. Ob es einen oder zwei Rennleiter gibt, ist da weniger ausschlaggebend."
Während der Brite also davon überzeugt ist, dass es bei einer Rückkehr zu einem System mit nur einem Rennleiter zu weniger Komplikationen kommen würde, als es aktuell der Fall ist, sieht der Australier die Doppelspitze als nicht ganz so problematisch an.
Charles Leclerc äußerte sich nach seinem Grand-Prix-Sieg in Österreich ebenfalls zu dem Thema, wenn auch in einer etwas zurückhaltenderen Art und Weise als seine beiden Kollegen. "Zwei Rennleiter erschweren es wahrscheinlich eher etwas, konstante Entscheidungen zu treffen. […] Daher denke ich, dass es mit nur einem Rennleiter einfacher wäre, das Ganze gut zu managen."
Formel 1 Rennleitung, Problem #2: Mehr auf Fahrer eingehen
Der amtierende Formel-1-Weltmeister Max Verstappen sieht die Schwierigkeiten an anderer Stelle als seine Kollegen. Seiner Meinung nach gibt es nämlich keine grundlegenden Probleme mit der wechselnden Rennleitung: "Ich denke, es geht mehr darum, gut mit den Fahrern zu kooperieren, anstatt einfach nur stur seine eigenen Ansichten umzusetzen."
Dem Holländer zufolge gäbe es unter den Piloten regelmäßig sehr gute Gespräche, in denen man sich am Ende über die meisten Dinge einig sei, nur leider würde die Rennleitung dann nicht entsprechend darauf eingehen. "Wir wollen ihn [ den Sport; d. Red.] für alle besser machen, es ist nicht so, dass wir hier nur für uns kämpfen."
Formel 1 Rennleitung, Problem #3: Fehlende Empathie
Davon, was Max Verstappen mit dieser Aussage konkret gemeint haben könnte, liefert uns Lando Norris eine genauere Vorstellung. Der McLaren-Pilot glaubt nämlich ein grundlegendes Kommunikationsproblem zwischen den Fahrern und der Rennleitung erkannt zu haben, weil diese teilweise Schwierigkeiten habe, sich in die Situation der Piloten hineinzuversetzen.
"Manchmal sind es einfach zu viele Regeln. Natürliches Rennfahren ist da nicht mehr möglich. Man sollte nicht ständig darüber nachdenken müssen, dass man diesen oder jenen Abstand einhalten muss. Oder darüber, dass man nicht mehr als eine Bewegung machen darf, wenn man sich verteidigt. Hin und wieder gibt es zu viel von so einem Mist."
Und so geht es Lando Norris am Ende auch nicht darum, diese oder jene Regel zu streichen und durch eine andere zu ersetzen bzw. gleich alle zu streichen, sondern die Sicht der Fahrer soll bei der Entscheidungsfindung grundsätzlich stärker mitberücksichtigt werden. In diesem Sinne hat sein Teamchef, Andreas Seidl, die Situation wohl am besten zusammengefasst: "Schlussendlich sitzen wir alle im selben Boot - die Stewards, die Rennleiter, die Teams und die Fahrer."
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