Insgesamt wurden im Laufe des Grand Prix in Österreich ganze 65 (!) Rundenzeiten von der Rennleitung gestrichen, weil die Piloten die weiße Linie immer wieder mit allen vier Reifen überfahren haben. Neben Sebastian Vettel, Lando Norris, Pierre Gasly und Guanyu Zhou, die die Streckenmarkierungen allesamt viermal überschritten und daher auch eine 5-Sekunden-Strafe erhielten, wurden auch Lewis Hamilton, Mick Schumacher, Lance Stroll, Sergio Perez und Carlos Sainz insgesamt dreimal dabei erwischt, wie sie die weiße Begrenzungslinie nicht eingehalten haben - ihnen wurde daraufhin die schwarz-weiße Flagge gezeigt, die sozusagen als letzte Warnung vor der Strafe gilt.
"Natürlich hat jeder seine eigene Sicht auf die Dinge, aber mit Blick auf die Track Limits denke ich, dass die gesamte Debatte an diesem Wochenende ein ziemlicher Witz war", resümierte der amtierende Formel-1-Weltmeister Max Verstappen nach dem Rennen in Spielberg.
"Es ist immer leicht, von außen zu sagen, dass man ja nur innerhalb der weißen Linien bleiben muss. Aber so einfach ist das nicht. Wenn du so schnell wie wir durch die Kurven bretterst, von denen einige dann auch noch halbblind sind, ist es sehr leicht, die weißen Linien zu überschreiten. Da braucht es nur ein klein wenig Untersteuern", so Verstappens Sicht der Dinge.
Track-Limit-Verstöße in Österreich - selten von Vorteil
Was die Piloten, die nicht nur verwarnt, sondern auch konkret bestraft wurden, besonders ärgerte, war der Umstand, dass man am Red Bull Ring in den meisten Fällen nicht besonders viel Zeit gewinnen kann, wenn man sich nicht an die Streckenmarkierungen hält - eher im Gegenteil. "In den letzten beiden Kurven kann ich es schon verstehen, auch wenn es wirklich schwierig ist, das Ganze richtig einzuschätzen, bei den Geschwindigkeiten, die wir draufhaben. Aber wenn du da weit kommst, hast du wirklich einen Vorteil. Aber dann hatte ich einen Track-Limit-Verstoß in Kurve 1, nachdem ich mit dem Vorderreifen auf den Sausage-Kerb gekommen bin. Da habe ich aber ohnehin eine Sekunde den Hügel hinauf verloren. Ich wurde also schon hart genug bestraft. Es ist manchmal etwas albern", analysierte Norris die Track-Limit-Lage in Österreich.
Für in dieser Hinsicht besonders schlimm hält er aber Kurve 6. Da es dort keine Auslaufzonen wie in Kurve 10 oder 1 gibt, sondern die Piloten direkt in den Kies geraten, wenn sie die Kurve nicht zu 100% richtig erwischen. "Die Autos sind 2 Meter breit. Von der weißen Linie bis zum Kies sind es aber wohl nur 2 Meter und 5 Zentimeter. Wenn du also zu weit kommst, wirst du ohnehin direkt bestraft. Aber wenn du diese 5 Zentimeter überschreitest, bekommst du auch noch einen Track-Limit-Verstoß aufgebrummt, das ist wirklich albern."
Pierre Gasly - lieber keine Track Limits
Der französische AlphaTauri-Pilot trauerte nach dem Formel-1-Rennen in Österreich vergangenen Tagen hinterher: "Ich fand es in der Vergangenheit besser, als du noch weit gehen konntest, ohne dass es jemanden gekümmert hat. Aber ich respektiere die Regel natürlich trotzdem und räume meinen Fehler auch ein."
Max Verstappen sah an dieser Stelle im Formel-1-Reglement ebenfalls noch Verbesserungsbedarf, da er auch ganz konkrete Schwächen bei der allgemeinen Kontrollierbarkeit der Regel erkennt. "Ich meine, es ist beinahe unmöglich, solche Dinge zu überwachen. Man bräuchte einen Menschen pro Auto, der das gesamte Rennen über nichts anderes macht, als darauf zu achten, dass der Pilot nicht die weiße Linie überfährt. Ich denke, solche Dinge sind einfach nicht gut für den Sport."
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