"Unsere Erfolgsbilanz, einen Mercedes außen in Kurve vier zu überholen ist nicht gerade herausragend", musste Red Bull Teamchef Christian Horner nach dem Österreich GP 2022 gestehen. Nachdem Alexander Albon 2020 bei dem Versuch, Lewis Hamilton zu überholen, ins Kiesbett gedreht wurde, erfuhr Sergio Perez dieses Jahr das gleiche Schicksal, als er an George Russell vorbeigehen wollte. Für Perez endete der Zwischenfall schließlich in der Aufgabe, Russell bekam von den Stewards fünf Straf-Sekunden aufgebrummt.
Sergio Perez vs. George Russell
Von den Plätzen vier (Russell) und fünf (Perez) ins Rennen gegangen duellierten sich die beiden in der Startrunde. Bei der Zufahrt auf Kurve vier steigt Perez, der die Außenbahn befährt, etwas später in die Eisen als der Mercedes-Pilot und sieht sich so vor dem Konkurrenten in die Kurve hineinfahren. Dabei lässt er dem Briten innen weniger Platz als er eigentlich könnte, auch wenn er das naturgemäß natürlich etwas anders sieht.
"Er [Russell; d. Red.] hat sein Auto nicht entsprechend kontrolliert und ist in mein Hinterrad gefahren. Ich war ja schon im Kies. Ich habe ihm so viel Platz gegeben, wie ich nur konnte. Ich war deutlich vorn, es war an ihm, sein Auto zu kontrollieren", erinnert sich Perez nach dem Rennen. Und weiter: "In Anbetracht von Georges Fähigkeiten war das ein sehr überraschender und auch enttäuschender Zug von ihm."
George Russell vs. Sergio Perez
Der Kontrahent im Silberpfeil sieht das natürlich etwas anders und erinnert sich folgendermaßen an den Zwischenfall mit Perez: "Sainz war in diesem Moment direkt vor und Sergio [Perez; d. Red.] direkt neben mir. Es war eine sehr schwierige Situation, da ich sonst nirgendwo hinkonnte. Es tut mir natürlich leid für ihn und sein Rennen, aber ich konnte nicht viel mehr machen. Er hatte einfach mehr Platz."
Die Rennleitung ordnete die Situation aber wohl ähnlich ein wie der Mexikaner und verpasste dem Mercedes-Piloten daher eine 5-Sekunden-Strafe. Dadurch wurde der Brite in seinen Augen gleich dreifach abgestraft: "Ich habe durch den Zwischenfall selbst schon eine Menge Zeit verloren, dann setzte es die Strafe und am Ende musste deshalb auch noch der Frontflügel getauscht werden, was wiederum zehn zusätzliche Sekunden beim Boxenstopp gekostet hat."Russell beendete den Österreich GP immerhin noch auf Rang vier.
Perez muss seinen RB18 abstellen - nichts aus 2021 gelernt?
Nachdem der Red Bull-Pilot seinen unfreiwilligen Boxenstopp in Runde 1 absolviert hatte, versuchte er noch einmal alles, um möglichst viel Schadensbegrenzung zu betreiben. Letzten Endes musste er seinen Dienstwagen aber in Runde 24 abstellen. "Der Unterboden war so stark beschädigt, dass er mit zwei Runden Rückstand ins Ziel gefahren wäre. Es hätte keinen Sinn gemacht, da noch Laufleistung aufs Auto zu bringen", erklärte Teamchef Horner die Aufgabe.
Besonders bitter: Bereits im Rennen 2021 kam es in der Anfangsphase des Rennens zu einem zum Verwechseln ähnlichen Zwischenfall zwischen Perez und Lando Norris im McLaren, in der der Red Bull-Pilot es ebenfalls außen versuchte, am Ende aber auch im Kies landete. Sieht man sich die Onboard-Aufnahmen von damals an, zeigt sich allerdings ein interessantes Detail. Im Duell gegen Norris hat sich der Mexikaner wesentlich weiter nach außen tragen lassen als ein Jahr später gegen Russell.
Teamchef Horner verteidigt seinen Piloten ausgesprochen milde. Allzu begeistert war er von dessen Aktion im zweiten Jahr in Folge offenbar auch nicht: "Wenn du es außen in Kurve vier versuchst, dann bist du darauf angewiesen, dass dir derjenige auf der Innenbahn Platz gibt. Das haben wir auch schon in den Nachwuchsserien gesehen, dass es außenrum riskant ist…"
Weil Charles Leclerc mit seinem Sieg gleichzeitig Big Points machte, muss Perez nach seinem Ausfall Platz zwei in der Weltmeisterschaft wieder räumen. Der Mexikaner liegt nun auf Rang drei mit 151 Punkten schon 57 Zähler hinter Spitzenreiter und Teamkollege Max Verstappen. "Solche Nuller sind wirklich schmerzhaft für die Weltmeisterschaft", ärgert sich Perez (Formel 1 WM-Tabelle 2022).
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