Fernando Alonso war zuletzt auf und neben der Strecke kaum zu bremsen. Nach viel Pech zu Saisonbeginn kam der Altmeister in den vergangenen Rennen wieder in Schwung. Auf den sensationellen Platz in Startreihe Eins in Montreal folgte vor einer Woche in Silverstone mit Platz Fünf das bisher beste Saisonergebnis für Alpine. Doch der Spanier wollte letzten Sonntag noch mehr und legte sich, wie schon mehrmals in der Formel-1-Saison 2022, mit den Stewards an.

Im Fünfkampf um Platz 2 in den Schlussrunden beim Großbritannien Grand Prix, musste sich Alonso dem Red Bull von Sergio Perez, dem Mercedes von Lewis Hamilton und dem Ferrari von Charles Leclerc geschlagen geben. Gegen letzteren hätte Alonso gerne eine Strafe für mehrfaches Spurwechseln im Zweikampf gesehen. Alonso selbst hatte für ein solches Vergehen in Kanada fünf Strafsekunden kassiert. Leclerc erhielt keine Strafe.

Track-Limits als Beispiel für inkonstante Rennkommissare

Am Donnerstag in Spielberg nannte der zweifache Weltmeister ein weiteres Beispiel für die, aus seiner Sicht, inkonstanten Entscheidungen der Rennkommissare: "Uns wurde klar gesagt, dass die Bestrafungsgrundlage [für Tracklimits, Anm. d. Red.] die weiße Linie war. Andere Entscheidungen der Stewards können sich aufgrund verschiedener Strecken und Kurven verändern, aber die weiße Linie bleibt dieses Jahr eine klare Grenze. In Silverstone war das aber nicht der Fall."

Alonso erinnerte sich an das fünfte Saisonrennen: "In Miami habe ich die Strecke in einer Kurve verlassen und sie [die Stewards, Anm. d. Red.] haben gesagt, ich hätte mir dadurch einen Vorteil verschafft. Den Vorteil musste man sich erst ausdenken, weil ich danach auf der Strecke wieder langsam gemacht habe und ihn so zurückgegeben habe."

In Miami bestraften die Stewards Alonso, da dieser im Zweikampf eine Schikane ausließ, Foto: LAT Images
In Miami bestraften die Stewards Alonso, da dieser im Zweikampf eine Schikane ausließ, Foto: LAT Images

Alonso versteht Entscheidungen der Stewards nicht

"Dieses Mal [in Silverstone, Anm. d. Red.] war es ein klarer Vorteil, denn man kann in der nächsten Kurve innen angreifen. Das ist für mich klar ersichtlich. Aber es gab trotzdem keine Strafe, das lässt mich verwirrt zurück", ärgerte sich der Alpine-Pilot mit Blick auf den Kampf zwischen Perez, Leclerc und Hamilton vor ihm.

Auf erneute Nachfrage ruderte Alonso dann etwas zurück und äußerte sich milder gegenüber den Stewards. "Sie haben einen schweren Job und wir alle müssen versuchen, ihnen zu helfen. Ich sage nicht, dass sie richtig oder falsch lagen in Silverstone. Was ich sagen will, ist, dass wir alle eine bessere Idee davon haben müssen, wie sie das Renngeschehen überwachen", verlangte der Spanier nach besserer Aufklärung.

Alpine verbessert, Alonso auch

Trotz des Ärgers über die Rennleitung ist Alonso mit seiner Saison und seinem Dienstfahrzeug zufrieden. In England habe Alpine einen weiteren Schritt nach vorne gemacht: "Ich fühlte mich konkurrenzfähiger in Silverstone, besonders im Rennen. Bisher waren wir immer gut im Qualifying, aber am Sonntag hatten wir Probleme mit der Rennpace und dem Reifenmanagement. In Silverstone war es nicht so. Ich konnte das ganze Rennen mit Lando [Norris, Anm. d. Red.] mithalten."

In der Schlussphase in Silverstone sah Alonso die Fahrzeuge der Top-Teams direkt vor sich, Foto: LAT Images
In der Schlussphase in Silverstone sah Alonso die Fahrzeuge der Top-Teams direkt vor sich, Foto: LAT Images

Die ausgebliebene Strafe gegen Leclerc ausgeklammert, ist der Matador besonders aufgrund der Schlussphase des Rennens in Silverstone zufrieden. "Am Ende des Rennes, als alle die weichen Reifen draufhatten, da war ich an der Spitze dran. Lewis, Checo [Perez, Anm. d. Red.] und Leclerc waren etwas schneller, aber nicht so viel schneller als in den vorangegangenen Rennen. Wir sind definitiv konkurrenzfähiger. Das neue Paket funktioniert", freute sich der 32-fache Grand-Prix-Sieger über die neuesten Updates seines Teams.

Doch Alonso lobt nicht nur den Fortschritt seines Teams, sondern auch sich selbst nimmt er verbessert wahr. "Ich versuche, eine bessere Version von mir selbst zu werden, besser als 2018. Letztes Jahr waren meine Leistungen auf einem ordentlichen Niveau, aber nicht bei 100%. Dieses Jahr fühlt es sich aber wie 100% an", erklärte der Spanier selbstbewusst und fügte mit Blick auf die Highlights der letzten Rennen hinzu: "Ich konnte einige Leistungen zeigen, die so nicht erwartet wurden. Das war schon immer eine Stärke in meiner ganzen Karriere. Ich denke, ich bin nun zurück auf diesem Level und das macht mich stolz auf mein Comeback." Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Österreich gibt es hier im Liveticker.