"Meine Runde am Ende war nichts Besonderes. Und plötzlich war es die Pole!", war Carlos Sainz direkt nach dem Qualifying über sich selbst erstaunt. Wechselhafte Bedingungen im Zeittraining mit immer wiederkehrenden, teils heftigen Regenschauern brachten die Formel-1-Piloten teilweise an ihre Grenzen.
Sainz: Abenteuerliche Reise zur ersten Pole
"Ich habe mir mit dem ganzen stehenden Wasser auf der Rennlinie und dem Intermediate-Reifen etwas schwergetan. Das Auto ist immer wieder weggerutscht", berichtet Carlos Sainz von seinen Erlebnissen im Qualifying. Temperatur in die Reifen zu bringen sei ebenfalls nicht so einfach gewesen. "Insgesamt war es eine große Herausforderung!" Und: Vor seiner letzten Runde wusste Sainz nicht einmal, welche Rundenzeit es zu schlagen galt. "Am Ende fühlte es sich aber unglaublich an!"
Schwierige Bedingungen auf der Strecke in Großbritannien machten das Qualifying extrem eng. Am Ende entschieden Tausendstel über Startplatz eins. Immer wieder begann es zu regnen und die Verhältnisse verlangten den Fahrern viel ab: "Jede Runde war ein bisschen wie ein neues Abenteuer", meinte Sainz. Ständig sei es von den Bedingungen her anders gewesen, vor allem auf dem Intermediate-Reifen.
Am Ende reichte eine Zeit von 1:40.983 zur Pole Position, nur 0.072 Sekunden vor Max Verstappen. Dahinter folgt Teamkollege Charles Leclerc, der im direkten Qualifying-Duell nun nicht mehr zu Null führt. Bisher konnte der Monegasse alle Zeittrainings für sich entscheiden.
Sainz: Kampfansage nach Kanada
Allgemein verlief die bisherige Saison für Carlos Sainz nicht immer ganz nach Wunsch. Bis es im Rennen in Kanada zum vermeintlichen Durchbruch kam: Sainz musste nur knapp den ersten Sieg an Weltmeister Verstappen abtreten. Gewonnen hat er trotzdem: und zwar eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Auch der F1-75 scheint dem Spanier immer mehr zu liegen und er gewinnt mehr und mehr Vertrauen ins Auto. "Ich kann jeden schlagen!", gab sich Sainz zu Beginn des Silverstone-Wochenendes selbstbewusst.
Gesagt, getan, zumindest im Qualifying. Besonders wichtig auf einer Strecke wie Silverstone, wo Überholen nicht unbedingt die einfachste Aufgabe ist. Der erste Schritt zum Sieg? "Morgen wird es trocken, das ist dann eine komplett andere Situation", warnte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Die Freude ist nicht nur bei ihm, sondern in der ganzen Ferrari-Box groß. "Wir freuen uns sehr für Carlos! Bei diesen schwierigen Bedingungen die erste Pole zu holen." Vor allem das Qualifying sei bislang eine Schwäche des Spaniers gewesen. "Er hatte Vertrauen ins Auto und ist ruhig geblieben. Ideale Voraussetzungen für morgen", lobte der Teamchef.
Speiseplan in Silverstone: Ferrari-Red-Bull-Sandwich
Gratulationen gibt es auch vom Teamkollegen Charles Leclerc: "Ich freue mich für Carlos. Er hat einen großartigen Job gemacht!", meint Ferraris vermeintliche Nummer eins nach dem Qualifying. Leclerc konnte nach einem Dreher in Chapel seine eigene Zeit nicht mehr verbessern und startet von Startplatz drei aus ins Rennen. Max Verstappen auf P2 und Sergio Perez auf P4 machen das Ferrari-Red-Bull-Sandwich komplett. Beide Ferrari-Piloten sind wichtig für die Strategie. Aber: "Das schnellste Auto gewinnt morgen!", riskiert Teamboss Binotto eine Vorhersage.
Auch Polesitter Carlos Sainz blickt mit gemischten Gefühlen auf die 52 Runden auf der Strecke in Silverstone: "Im FP2 war das Auto sehr schnell und ich fühlte mich wie zuhause. Wenn es im Rennen so ist, bin ich zuversichtlich." Ferrari musste aufgrund von Problemen im 3. Freien Training noch einige Dinge am Auto ändern, die veränderte Balance gefiel dem Spanier nicht unbedingt. "Hoffentlich kann ich morgen mein eigenes Rennen fahren", meinte Carlos Sainz.
Ferrari-Aufholjagd in Silverstone?
In der Fahrer- sowie der Konstrukteurswertung liegt Ferrari mit deutlichem Abstand hinter Red Bull. Konnte die Scuderia das Qualifying oft für sich entscheiden, hatte das Team von Dietrich Mateschitz im Rennen meist die Nase vorn. "Das Wichtigste ist, dass wir das Rennen auf Platz eins und zwei beenden", meinte Charles Leclerc im Hinblick auf die Konstrukteursmeisterschaft.
Von sieben Pole Positions konnte das Team aus Maranello nur zwei zu Siegen verwandeln. Bester Nutznießer von einem Ferrari auf Startplatz eins war bislang WM-Hauptkonkurrent Max Verstappen. Carlos Sainz hofft im Rennen auf einen guten Kampf mit Max, man dürfe aber auch nicht auf 'Checo' vergessen. Denn: "Beide Red Bull waren sehr schnell im FP3."
Die Entscheidung bringt der Sonntag, Teamstrategie, Rennpace, Safety-Cars und das notwendige Glück. So folgt vielleicht auf Carlos Sainz' Startplatz eins der ersten Sieg des Spaniers. Zur Freude von Nick Heidfeld? Der hätte so zwar noch immer kein Rennen gewonnen, aber bliebe Rekordhalter für die meisten Podestplätze ohne Sieg. Alle News zur Formel 1 heute in Silverstone gibt es im Liveticker.
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