Auf den letzten Runden des Kanada-Grand-Prix wurde es noch einmal richtig spannend: fast wäre Carlos Sainz bei seinem 149. Start in der Formel 1 der erste Sieg gelungen. Der Spanier kehrt mit einem elften zweiten Platz, frischem Wind im Rücken und gesteigertem Selbstbewusstsein zurück in seine alte Heimat England. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Silverstone gibt es hier im Live-Ticker.

Schafft Carlos Sainz bei seinem 150. GP-Start den Debütsieg?, Foto: LAT Images
Schafft Carlos Sainz bei seinem 150. GP-Start den Debütsieg?, Foto: LAT Images

Ferrari vs. Red Bull: um Siege mitfahren vs. Siege einfahren

"Wir haben noch über die Hälfte der Saison vor uns", sieht Sainz seine Chancen in Silverstone. "Wir geben alles, sowohl in der Fabrik als auch hier an der Rennstrecke!" Der Ferrari ist dieses Jahr nicht nur konkurrenzfähig, sondern fährt bei jedem Rennen um Siege mit. Aber: Um Siege mitfahren und tatsächlich gewinnen, das sind zwei Paar Schuhe. Zur Erinnerung: Max Verstappen verwandelte mehr Pole Positions von Charles Leclerc zu Siegen als der Monegasse selbst.

Mercedes als Wingmen für Ferrari?

Nicht nur mit Red Bull, auch mit Mercedes sei in Silverstone zu rechnen. "In Barcelona war Mercedes im Rennen so schnell wie wir. Wenn sie so fahren, sind sie mit dabei", sagt Carlos Sainz. Und können eventuell sogar eine Rolle im WM-Kampf spielen: "Es wird interessant, wenn sie zu uns stoßen und vielleicht Red Bull und Max ein paar Punkte abnehmen." Die Strecke hier sei der in Barcelona ähnlich, und dort wäre Mercedes sehr schnell gewesen.

Mercedes könnte noch eine Rolle im WM-Kampf zwischen Red Bull und Ferrari spielen, Foto: LAT Images
Mercedes könnte noch eine Rolle im WM-Kampf zwischen Red Bull und Ferrari spielen, Foto: LAT Images

Hauptkonkurrent bleibt natürlich Red Bull. "Es ist ein schmaler Grat zwischen dem Sieg und den Plätzen drei oder vier. Wir werden versuchen, alle Details richtig hinzubekommen und wenn uns das gelingt, sind wir vorne", meint Sainz im TV-Interview. Die Erwartungen sind hoch für Silverstone, wie an jeder Strecke für Ferrari. "Wir kämpfen jedes Mal um die Pole und den Sieg."

Sainz: Silverstone als Referenzpunkt für Performance

"Jede Strecke liegt unserem Auto. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es hier anders sein sollte", gibt sich Carlos Sainz zuversichtlich für Silverstone. Die Strecke in England sei eine Messlatte für den Spanier. In Barcelona hatte er noch sehr mit dem F1-75 zu kämpfen. In Kanada fühlte sich der 27-Jährige schon mehr wie zuhause und viel wohler im Auto. Nach drei Stadtkursen wieder auf einer permanenten Hochgeschwindigkeits-Strecke? "Warten wir ab, wie es in Silverstone läuft."

'Ich kann jeden schlagen!' - Sainz

Ob er auch Charles Leclerc schlagen könnte? "Sobald ich mich im Auto wohlfühle, kann ich nicht nur ihn schlagen, sondern jeden!" meint Carlos Sainz selbstbewusst. Der Spanier steht oft im Schatten seines Teamkollegen. Gemeinsam mit Max Verstappen zählt Charles Leclerc für viele zu den 'Supertalenten' der Formel 1. "Ich weiß, dass ich nah dran bin!", sagt Sainz.

In Kanada hätte man mit einem Tipp auf Carlos Sainz als Rennsieger gutes Geld machen können, die klare Favoritenrolle lag bei Verstappen. Trotzdem wurde es in den letzten Rennrunden noch einmal richtig eng zwischen den beiden ehemaligen Toro-Rosso-Arbeitskollegen. Am Ende gewann Verstappen, obwohl laut Ferrari-Teamchef Mattia Binotto Sainz der etwas Schnellere gewesen sei. Vor allem bei der Rennpace war Sainz mit Verstappen in Kanada auf Augenhöhe.

"Er war sehr, sehr nah dran", so der Teamchef und lobt seinen Schützling. Lediglich das Qualifying sei nicht perfekt gewesen. "Carlos gewinnt Vertrauen ins Auto. Er sagt, er fährt immer schneller und schneller." War Kanada die Wende für den vielfach schon als 'klare Nummer zwei' bezeichneten Ferrari-Piloten?

Ferraris Nummer zwei als WM-Underdog?

Auch die WM hat der 27-Jährige Carlos Sainz noch nicht ganz abgeschrieben. "Ich glaube immer noch, dass alles möglich ist, bis es keine mathematische Chance mehr gibt". Zurzeit liegt Sainz mit 73 Punkten Rückstand auf Rang 5 der Fahrerwertung. "In diesem Sport ist alles möglich!" Im Rennen selbst denke der Spanier nicht an die WM, es geht ihm nur darum, das Rennen zu gewinnen. Weiters wichtig für den Spanier: die konstante Form des Vorjahres wiederzufinden. "Dann werden wir sehen, wohin mich das im Endspurt der Saison führt."

Bislang letzter Ferrari-Weltmeister Kimi Räikkönen gewann 2007 und blieb es sogar länger als 39 Sekunden , Foto: Sutton
Bislang letzter Ferrari-Weltmeister Kimi Räikkönen gewann 2007 und blieb es sogar länger als 39 Sekunden , Foto: Sutton

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Ferrari-Pilot im letzten Rennen der Saison die Weltmeisterschaft gewinnt: Kimi Räikkönen lässt grüßen. Damals reichte ein Punkt, um vor Hamilton den WM-Pokal zum bisher letzten Mal nach Maranello zu bringen. Ob sich die sechs Siege von Räikkönen für Sainz in dieser Saison noch ausgehen werden, ist eine andere Frage.