Während sich die Fahrer und Teams auf den zehnten Saisonlauf der Formel 1 in Silverstone vorbereiten, bewegen das Fahrerlager im Home of British Motor Racing vor allem die viel diskutierten Äußerungen von Ex-Weltmeister Nelson Piquet (mehr lesen: Formel 1 reagiert auf Piquet-Aussage) und Ex-F1-Chef Bernie Ecclestone.
Piquet hatte Ende des vergangenen Jahres in einem Podcast umstrittene, von einigen Hörern als rassistisch ausgelegte Aussagen über Lewis Hamilton getroffen. Der dreimalige F1-Champion entschuldigte sich dafür und relativierte die Bedeutung seiner Worte (mehr dazu: Rassismus-Vorwurf: Piquet nimmt Stellung), dennoch wurde er vom BRDC seiner Ehrenmitgliedschaft enthoben. Gerüchten zu Folge wird sogar über ein Fahrerlagerverbot diskutiert.
Max Verstappen, der mit Piquets Tochter liiert ist, glaubt nicht, dass dies die Situation verbessern würde. "Es ist besser, eine Konversation zu führen, weil wenn man Leute aussperrt, verbessert man die Situation nicht, man spricht nicht miteinander."
Die Kommunikation sei jedoch entscheidend, da eine Sperre alleine nicht helfen würde. "Man muss versuchen, die Leute weiterzubilden, lieber ein Gespräch führen, dann lassen sich solche Dinge sehr einfach lösen." Die Lehre sollte laut Verstappen sein, dieses Wort nicht mehr zu verwenden. "Es ist sehr beleidigend, vor allem heutzutage, und gewinnt immer mehr an Zugkraft."
Er habe einige Zeit mit Piquet verbracht und dieser sei kein Rassist. "Er ist ein netter Kerl", so Verstappen weiter. "Es geht nicht nur um das N-Wort, Beleidigungen sind niemals korrekt."
Nach Ecclestone-Skandalaussagen: Hamilton fordert Taten
Bereits am Donnerstagmorgen erschütterte ein Interview mit dem ehemaligen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone die Motorsportwelt. Der Brite stellte sich in der Sendung "Good Morning Britain" hinter den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den er als "erstklassige Person" bezeichnete, für die er jederzeit "eine Kugel einfangen" würde.
"Weil er, was er tut, nur aus dem Grund macht, um das zu tun, was er richtig für Russland hält", fuhr Ecclestone fort. "Leider ist es bei ihm wie bei vielen Geschäftsleuten, sicher wie bei mir, dass man manchmal einfach Fehler macht. Wenn man einen Fehler macht, geht es darum, so gut wie möglich da herauszukommen."
Die Formel 1 distanzierte sich umgehend von den Aussagen des ehemaligen F1-Bosses und betonte, dass dies Ecclestones persönliche Ansichten seien und diese in starkem Widerspruch zu den modernen Werten und der Position des Sports stünden.
Lewis Hamilton ging sogar so weit und verlangte, dass die Medien Leute wie Ecclestone oder Piquet gar nicht mehr interviewen sollten. "Ich weiß nicht, warum wir diesen älteren Stimmen weiterhin eine Plattform geben", sagte Hamilton. "Wir müssen nach vorne schauen und jüngeren Leuten eine Plattform geben, die mehr für die heutige Zeit stehen und in die richtige Richtung gehen."
Hamilton betonte, dass die Welt nichts von Leuten hören wolle, die an den Krieg und die Vertreibung von Millionen von Menschen glauben. "Es gibt jede Menge positive Stimmen da draußen, wenn man nichts Positives beizutragen hat, sollte man ihnen keinen Platz einräumen."
Die Formel 1 und die Medien hätten das selbst in der Hand. "Wir sollten diesen Leuten keine Plattform bieten. Diese alten Stimmen, egal ob unterbewusst oder bewusst, die nicht zustimmen, dass Menschen wie ich oder Frauen in unserem Sport sein dürfen."
Red-Bull-Ersatzfahrer entlassen: Zweite Chance verdient?
Bereits vor dem Ärger um die Aussagen von Nelson Piquet sorgten zwei Kommentare in einem Live-Stream von Red-Bull-Test- und Ersatzfahrer Jüri Vips für Aufruhr. Am Dienstag gab das Team bekannt, dass es Vips nach ausgiebiger Untersuchung wegen rassistischer und homophober Äußerungen freigestellt hat (Mehr dazu: Red Bull feuert Jüri Vips).
"Er ist kein Red-Bull-Fahrer mehr, aber ich glaube, dass Menschen eine zweite Chance verdient haben, vielleicht keine dritte, aber manche Dinge sind schnell gesagt", kommentierte Verstappen den Fall. "Manchmal denkt man gar nicht richtig darüber nach, wie sehr man jemanden damit verletzen oder beeinflussen kann."
Verstappen beschreibt Vips als super netten Kerl, der verstehe, das er einen Fehler gemacht habe. "Er befindet sich auch in einer schwierigen Phase seiner Karriere. Was er gesagt hat, war nicht korrekt, aber er verdient eine zweite Chance." Nur so könne er zeigen, dass er seinen Fehler einsieht und dadurch eine bessere Person geworden sei.
Eine Million Pfund: Hamilton und Mercedes unterstützen erste Projekte
Am Rande des Medientages in Silverstone gaben Mercedes und Lewis Hamilton die ersten Förderungen für die gemeinsame Ignite Partnerschaft bekannt. Mit über 5 Millionen Pfund (6 Millionen Dollar) Startkapital, die von den Gründern zur Verfügung gestellt wurden, verfolgt Ignite das Ziel, Projekte zu unterstützen, die die Vielfalt und Integration im Motorsport fördern, indem sie unterrepräsentierten Gruppen den Weg in den Sport ebnen.
Als erste Projekte erhalten Motorsport UK mit dem Programm "FIA Firls on Track UK" sowie die Royal Academy of Engineering jeweils eine halbe Million Pfund, um Programme zu unterstützen, die sich auf die Erhöhung der Frauenbeteiligung im Breiten-Motorsport respektive auf Master-Stipendien im Motorsport für Schwarze Studentinnen und Studenten konzentrieren.
"Die Ereignisse dieser Woche haben uns gezeigt, warum es weiterhin dringend notwendig ist, auf eine bessere Vertretung in unserer Branche zu drängen", betonte Hamilton. "Wir müssen uns mehr denn je darauf konzentrieren, wie wir den Motorsport durch Maßnahmen zum Besseren verändern können, und dies ist ein spannender nächster Schritt."
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